Lehrer werden

Nicht wegen der Ferien: Warum junge Menschen unterrichten wollen


Lehrer werden - aber warum? Die gute Bezahlung, die Jobsicherheit und der viele Urlaub dank der Ferien sind keine ausreichenden Gründe.

Lehrer werden - aber warum? Die gute Bezahlung, die Jobsicherheit und der viele Urlaub dank der Ferien sind keine ausreichenden Gründe.

Nach der Schule wieder in die Schule - das ist das Ziel einiger Abiturienten: Sie wollen Lehrer werden. Der Beruf verspricht einen sicheren, familienfreundlichen Arbeitsplatz, vermeintlich viel Urlaub und ein gutes Gehalt. Aber nur aus diesen Gründen sollten sich junge Menschen nicht für diesen Weg entscheiden.

Teresa Schwaiger ist 20 Jahre alt und kommt aus Moosburg. Sie studiert Grundschullehramt an der Uni in Regensburg und ist im zweiten Semester. "Zuerst wollte ich Lehramt für Gymnasium studieren, ich hatte sogar bereits einen Studienplatz. Bei einem Bundesfreiwilligendienst in einer Grundschule habe ich aber bemerkt, dass mir das besser gefällt", erklärt die Studentin. Es sei die Arbeit mit den Kindern, die ihr besonders wichtig ist. "Ich will ihnen etwas beibringen." Außerdem seien Kinder nie von Grund auf böse, "jedes noch so schlimme Kind hat einen guten Kern."

Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist ein Grund, warum Abiturienten den Weg in Richtung Lehramt einschlagen. "Sie wollen ihnen etwas beibringen, ihnen Wissen und Kenntnisse vermitteln", erklärt Dr. Yvonne Hempel. Sie ist Fachstudienberaterin am Regensburger Universitätszentrum für Lehrerbildung. "Viele entscheiden sich für den Lehrerberuf auch, weil sie auf einen sicheren, familienfreundlichen Arbeitsplatz hoffen oder sich wirklich für ihr Fach interessieren", zählt sie auf. Außerdem nennt sie einige Voraussetzungen: "Wer Lehrer werden will, sollte sich gut selbst organisieren können, keine Scheu davor haben, mit Eltern, Kollegen und der außerschulischen Lebenswelt zusammenzuarbeiten, belastbar sein und eine gewisse Frustrationstoleranz mitbringen."

Erst Uni, dann Schule

Der Ausbildungsweg zum Lehrer beginnt an einer Universität. "Dort werden die zukünftigen Lehrer wissenschaftlich ausgebildet", erklärt Dr. Yvonne Hempel. Daran schließt ein zweijähriges Referendariat an, der sogenannte Vorbereitungsdienst. Hier geht es nicht mehr um wissenschaftliche Grundlagen, in dieser Zeit werden die zukünftigen Lehrer schulpraktisch ausgebildet.

Bis zum Staatsexamen dauert es bei Teresa noch, sie ist im zweiten Semester. Etwas weiter ist Simon Weikl. Der 23-jährige Deggendorfer studiert Lehramt für die Grundschule, weil für ihn schon immer klar war, dass er mit Kindern arbeiten will. "Dabei will ich aber etwas mehr Distanz wahren wie zum Beispiel Sozialpädagogen. Und ich will Kinder nicht nur betreuen, sondern auch unterrichten, ihnen etwas beibringen", sagt er.

Nachhilfe gegeben

Ähnliche Gründe nennt auch Vasily Kuts. Der Straubinger studiert Lehramt für Gymnasium. "Ich habe mein Abi an der Fachoberschule gemacht und war da im sozialen Zweig. Außerdem habe ich regelmäßig Nachhilfe gegeben", erinnert sich der 21-Jährige. Dabei hat er festgestellt, dass er gerne anderen etwas erklärt und beibringt. "Die Grundschule wäre aber nichts für mich, ich finde ältere Schüler besser. Da ist die Atmosphäre lockerer und sie verstehen Witze besser", erzählt Vasily und lacht.

Auch Nicole Neumeier studiert Lehramt für Gymnasium. Die 20-Jährige ist von Augsburg nach Regensburg gezogen, um dort zu studieren. "Bei mir ist ein sehr cooler Biologielehrer schuld, dass ich Lehrerin werden möchte", erzählt sie. "Er hat mich so für sein Fach begeistert, dass ich jetzt auch Schüler für Biologie begeistern möchte. Viele vergessen, wie nah Biologie am Leben ist", meint die Studentin. Wichtig sei, betont Studienberaterin Dr. Yvonne Hempel, dass sich Abiturienten nicht für den Lehrerberuf entscheiden, weil sie auf gutes Gehalt, viel Urlaub und einen sicheren Arbeitsplatz hoffen. "Klar, können junge Menschen diese Gründe bei der Berufswahl berücksichtigen, im Vordergrund sollten aber das Interesse und die Freude am Umgang mit Kindern stehen", betont die Studienberaterin.

Lehramt als Plan B

Diese Vorteile waren auch Gründe, warum Alina Gradl sich dazu entschieden hat, dass sie Lehrerin werden möchte. Sie hat aber auch noch einen anderen Beweggrund: "Meine Mutter ist auch Lehrerin, sie hat mich auf die Idee gebracht", erzählt die 18-Jährige aus Wildenberg im Landkreis Kelheim. "Eigentlich wollte ich Tiermedizin studieren, dafür hat aber mein Notenschnitt nicht gereicht. Lehramt war also mein Plan B."

Klassenlehrer oder Fachlehrer

Je nach Schulart läuft das Lehramtsstudium etwas anders ab: Für die Grund- und Mittelschule werden die Studenten zu Klassenlehrern ausgebildet. "Sie unterrichten später in der Regel alle Fächer", erklärt sie. Dazu studieren sie ein Hauptfach vertieft, Erziehungswissenschaften und drei Didaktikfächer. Hier lernen die Studenten, wie sie den Stoff im Unterricht vermitteln. Für Realschule und Gymnasium legen die Studenten zwei Fächer fest, die sie vertieft studieren. "Sie arbeiten später als Fachlehrer und unterrichten nur in ihren gewählten Fächern." Außerdem gibt es noch das Lehramt für Sonderpädagogik und für berufliche Schulen.

Bei allen Lehrämtern können Studenten aus den typischen Schulfächern wie zum Beispiel Mathe, Deutsch und Chemie wählen.

Wer sich für das Lehramtsstudium entscheidet, sollte aber bedenken: Nicht an jeder Uni wird jedes Fach angeboten. An der Universität in Regensburg gibt es zum Beispiel kein Erdkunde. Das gibt es in der Nähe nur an der Uni in Passau. Bei der Fächerwahl empfiehlt Dr. Yvonne Hempel: "Man sollte die Fächer studieren, für die man sich auch begeistert. Das spüren Schüler und es reißt sie in der Regel mit."

Welcher Lehrer soll ich werden?

Grundschule oder lieber Realschule oder doch eine andere Schulart? Ein Blick in die Prognose zum Lehrerbedarf in Bayern hilft bei der Entscheidung, wo man später unterrichten möchte. Es zählen aber auch persönliche Vorlieben.

Wer sich sicher ist, dass er Lehrer werden möchte, muss sich nur noch auf eine Schulart festlegen. Hürde dabei: Besonders beim Lehramt an Realschulen und Lehramt an Gymnasien sind die Chancen auf eine Einstellung bei bestimmten Fächerkombinationen gerade sehr schlecht. Das zeigt auch die Prognose zum Lehrerbedarf in Bayern, die jeden Frühling vom Kultusministerium im Internet unter www.km.bayern.de veröffentlicht wird. Im Bereich der Grund- und Mittelschule sind Lehrer momentan stark gesucht. Zukünftige Lehrer sollten aber nicht zu viel Wert auf die Prognose legen: "Die Ausbildung zum Lehrer ist vergleichsweise länger als andere. Das Studium dauert sieben bis neun Semester. Dann folgt der zweijährige Vorbereitungsdienst", erklärt Dr. Yvonne Hempel, Studienberaterin des Regensburger Universitätszentrum für Lehrerbildung. Die Prognose könne sich jederzeit ändern. Abiturienten sollten lieber herausfinden, mit Schülern in welchem Alter sie am besten umgehen können.

Praktika helfen

"Die Prognose sollten sie im Hinblick auf berufliche Alternativen während des Studiums aber unbedingt verfolgen", betont die Studienberaterin. Entscheiden sich Abiturienten für die falsche Schulart, werden sie später nicht glücklich. Praktika helfen, sich festzulegen.

Übrigens: Wer sich unsicher ist, ob er für den Lehrerberuf geeignet ist, kann am Beratungsverfahren "Parcours" der Uni Passau teilnehmen. Die Teilnehmer stellen sich an einem Tag einigen Aufgaben und werden von Experten beobachtet. Diese beraten sie dann umfassend zum Lehrerberuf. Das kommt einem Assessment Center gleich, das viele Unternehmen nutzen, um Bewerber zu prüfen. Infos dazu und die Anmeldung gibt es unter www.uni-passau.de.

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Menschen etwas beibringen - das findet Vasily super. Er studiert Lehramt für Gymnasium.

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Teresa hat sich nach einem Bundesfreiwilligendienst in einer Grundschule für Lehramt entschieden.

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Simon möchte unbedingt mit Kindern arbeiten. Darum studiert er Grundschullehramt.

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Ihr Biologielehrer begeisterte Nicole so für Biologie, dass sie das Fach unterrichten will.

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Die Mutter von Alina ist auch Lehrerin. Darum war dieser Beruf für sie naheliegend.