Landshuter Zeitung

Und Action!


Einen Greenscreen haben sie natürlich auch: Christian Schiener, Thomas Eingartner, Christoph und Thomas Einsiedler (von links) gehören zum Kernteam von "laspire". (Foto: Katrin Filler)

Einen Greenscreen haben sie natürlich auch: Christian Schiener, Thomas Eingartner, Christoph und Thomas Einsiedler (von links) gehören zum Kernteam von "laspire". (Foto: Katrin Filler)

Von Redaktion idowa

Sie sind jung, kreativ und sie kennen alle Tricks. Das hat ihnen schon etwa ein Dutzend Preise eingebracht. Eine Handvoll Filmemacher hat sich vor einigen Jahren in Landshut zusammengetan und produziert unter dem Namen "laspire" Kurzfilme. Das aktuelle Projekt heißt "Topsy Turvy": Jeden Monat stellt die Gruppe einen Einminüter ins Netz.

Vor sieben Jahren haben sich Thomas und Christoph Einsiedler, Thomas Eingartner, Christian Schiener und Quirin Eibl zusammengetan, alle zwischen 18 und 22 Jahre alt. Sie kennen sich seit ihrer Kindheit und schon damals haben sie gefilmt - freilich nicht professionell. Und schon damals haben sie sich tagelang die besten Einstellungen überlegt, erzählen sie. Eine Weile hat jeder für sich gefilmt, aber dann fanden sie doch wieder zusammen. Nun firmieren sie als Filmteam unter dem Namen "laspire": von "la" für Landshut und "spire" für Kirchturmspitze; das Wahrzeichen der Stadt ist der hohe Kirchturm von Sankt Martin mitten in der Altstadt.

Professionell...

Die Begeisterung von früher haben sie noch immer, und das hat sich schon bezahlbar gemacht - im wahrsten Sinne: Ihre Ausrüstung ist professionell, aber wesentlich günstiger als Profi-Equipment, denn mit Sebi Schmid haben sie einen technikbegabten Tüftler im Team. Den Scheinwerfer zum Beispiel, der 4.000 Euro kosten würde, hat er für knapp 40 Euro nachgebaut, erzählt Thomas Eingartner. Die Filmemacher haben einen Kamerakran und Schienen, eine Greenscreen, um Hintergründe einspielen zu können, ein kleines Studio im Keller - eigentlich alles, was man zum Filmen eben braucht.

Und so sind ihre Filme auch ziemlich professionell. In diesem Jahr haben sie ein spezielles Projekt: Unter dem Namen "Topsy Turvy" zeigen sie eine verkehrte Welt. Jeden Monat bringen sie dazu einen Kurzfilm, der je eine Minute dauert.

Gesellschaftskritisch...

Bei "Topsy Turvy" geht es meist nicht nur darum, eine verkehrte Welt zu zeigen, verbunden damit ist oft auch Gesellschaftskritik. Mal geht es um die Konsumgesellschaft, mal um die GEMA-Gebühren - die auch "laspire" das Leben schwermachen. Die Filme haben keinen Dialog, da ist die Musik umso wichtiger. "Unser Traum ist es, jemanden zu finden, der für uns die Musik macht. Einen, der das kann und für uns komponiert", sagt Christoph Einsiedler.

Trotz Gesellschaftskritik: "Topsy Turvy" kommt ohne erhobenen Zeigefinger aus. Die Filme sind stets lustig und richtig sympathisch. Die Landshuter Zeitung spielt übrigens auch einmal eine Rolle. Mit dem Dezemberfilm ist das Projekt beendet. Es war auf ein Jahr angelegt. "Irgendwann läuft sich die Idee tot", sagt Christian Schiener. Nun sollen längere Filme folgen, zehn bis 20 Minuten, mit Dialog. Das mag auf den ersten Blick bescheiden klingen, nach Anfängern. Doch davon sind die Jungs weit entfernt.

Preisgekrönt...

"laspire" haben mit Zehnminütern bereits ein gutes Dutzend Preise abgeräumt, darunter den Bayerischen Löwen bei den Bayerischen Film- und Video-Festspielen 2009 sowie den Niederbayerischen Jugendfilmpreis 2009 und 2011. Auch beim Landshuter Kurzfilmfest waren sie schon dabei - ausgewählt aus harter Konkurrenz: Fast alle anderen Beiträge stammten von Filmhochschulen.

Diesen Weg selbst einzuschlagen, war auch Thema: "Wir haben alle lange
überlegt, ob wir an die Filmhochschule gehen", sagt Christoph Einsiedler. "Aber", fragt Thomas Eingartner, "was macht man dann als Diplom-Regisseur?" Kaum war die Entscheidung gegen das Filmstudium gefallen, gingen alle wieder viel lockerer ans Filmen ran. Die Filme sollten ein Hobby bleiben, die Ausbildungen weisen nun in die verschiedensten Richtungen: an der Berufsoberschule und der Fachhochschule Landshut, als Leichtbaustudent an der Hochschule Landshut oder als Informatikstudent an der Uni Passau. Trotzdem versuchen sie, einmal die Woche zusammenzukommen, um sich einfach so Filme anzusehen. "Einfach so" stimmt natürlich nicht ganz: "Wir sehen einen Film mit anderen Augen", sagt Thomas Einsiedler. Sie überlegen, wo und wie diese und jene Szene aufgenommen wurde, sehen Fehler. Anschließend diskutieren sie über die Filme.

Allzu viel Zeit bleibt dafür aber nicht - zumal auch das Filmen mehr Zeit verschlingt, als viele meinen. Für einen einminütigen "Topsy Turvy"-Film braucht man vier bis sechs Stunden reine Dreharbeit. Ideenfindung, Ausarbeitung, Organisation von Drehplatz und Requisite sind da noch nicht drin. Die meiste Arbeit verursacht die Nachbearbeitung: Schneiden, Vertonen, Effekte.

"laspire" ist insgesamt übrigens eine viel größere Truppe mit Schauspielern, Statisten, Kameraleuten, Technikern. Die Gruppe ist so professionell, dass sie bei Dreharbeiten schon mehrfach angesprochen wurde, ob sie von der "Lindenstraße" sind. Und wer weiß, vielleicht haben die Jungs auch mal ein Millionenpublikum?

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"laspire" dreht mit professioneller Ausstattung, mit Schienen und Kamerakran.

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"laspire" geht auch mitten rein ins Geschehen und dreht in der Landshuter Altstadt. Die Hauptarbeit ist aber die Nachbearbeitung im Studio.