Landkreis Landshut

Die Lage spitzt sich weiter zu: "Werden bald die ersten Busse nach Berlin schicken"


Bis Februar 2016 könnte der Landkreis Landshut noch maximal 200 Flüchtlinge in dezentralen Unterkünften unterbringen. Das Problem: wöchentlich kommen im Landkreis 70 neue Flüchtlinge an. (Symbolbild)

Bis Februar 2016 könnte der Landkreis Landshut noch maximal 200 Flüchtlinge in dezentralen Unterkünften unterbringen. Das Problem: wöchentlich kommen im Landkreis 70 neue Flüchtlinge an. (Symbolbild)

Lediglich elf dezentrale Unterkünfte im Landkreis waren es noch im August 2014. Mit den jüngsten drei Belegungen in dieser Woche liegt die Zahl der dezentralen Unterkünfte mittlerweile bei 64.

Die Zahl der Asylbewerber - der dauerhaft zugewiesenen - schrammt auf die 1.700 zu. Allein in den vergangenen neun Wochen wurden 16 neue Unterkünfte eröffnet, hieß es in einer Pressemitteilung des Landratsamtes am Freitag. Trotz der großen Bemühungen "können wir dabei mit den hohen Zuweisungszahlen nicht schritthalten", stellt Landrat Peter Dreier fest. Die ersten Vorbereitungen, tatsächlich Flüchtlinge mit Bussen nach Berlin zu schicken, sind nun angelaufen.

Drei Unterkünfte konnten in dieser Woche neu belegt werden. 38 Asylbewerber wurden nun endlich in der Unterkunft in Adlkofen untergebracht. Obwohl der Mietvertrag vor mehreren Wochen unterzeichnet wurde, dauerte es bis Dienstag, bis die Flüchtlinge in das Haus verlegt werden konnten. Die Ausstattung hatte länger gedauert, als gedacht. Damit hat Adlkofen die ersten Flüchtlinge aufgenommen. Zur Begrüßung waren neben Bürgermeisterin Rosa-Maria Maurer auch Pfarrer Johann Schober und einige Helfer gekommen. Andere Gemeinden haben schon Erfahrung mit der Aufnahme der Flüchtlinge: So bekamen Ergolding und Bruckberg (Ortsteil Gündlkofen) jeweils weitere zehn Flüchtlinge zugewiesen. In den anderen Gemeinden, die noch keine Asylbewerber aufgenommen haben, läuft die Suche beziehungsweise schon der Umbau von möglichen Unterkünften. Lediglich in drei Gemeinden zeichnet sich noch keine Lösung ab, so Pressesprecher Markus Mühlbauer: in Postau, in Weng und in Schalkham.

Dass bei der Suche nicht nur Häuser oder Wohnungen geprüft werden, zeigte sich am Beispiel Altheim, wo der Landkreis ein Grundstück gepachtet hat, um dort Container aufzustellen. Die Arbeiten in Altheim laufen noch, doch das Landratsamt hofft darauf, noch vor Jahreswechsel dort 36 Asylbewerber einquartieren zu können.

Bis kommenden Freitag können eventuell 21 weitere Flüchtlinge umziehen: In Niederaichbach gibt es zwei geplante Unterkünfte. Für eine besteht bereits ein Mietvertrag, sie muss aber umfangreich umgebaut werden, für eine zweite, schneller bezugsfertige Unterkunft besteht noch immer kein Mietvertrag, hieß es aus dem Landratsamt.

"Werden bald die ersten Busse nach Berlin schicken"

Auch wenn alle Unterkünfte, die noch im Gespräch sind, umgesetzt werden können, so könne man bis Februar wohl nur noch etwa 200 Flüchtlinge in dezentralen Unterkünften unterbringen. Doch bei 70 Personen, die dem Landkreis wöchentlich zugewiesen werden, ist absehbar: Die Lage spitzt sich dramatisch zu. "Wir können eine menschenwürdige Unterbringung auf Dauer nicht mehr gewährleisten und werden deshalb schon bald die ersten Busse nach Berlin schicken", teilte Landrat Peter Dreier am Freitag per Presseerklärung mit. Er untermauerte damit seine schon mehrfach geäußerte Drohung, dass der Landkreis die ihm zugewiesenen Flüchtlinge in die Bundeshauptstadt schickt, wenn die Kapazitätsgrenze erreicht ist. Dabei war immer von 1.800 Flüchtlingen als Obergrenze die Rede. Die 1.800 beziehen sich dabei nur auf die "dauerhaft zugewiesenen Asylbewerber". Diejenigen, die von der Regierung in der Notfallhalle in Ergolding untergebracht sind (290), zählen nicht dazu.

In der vergangenen Woche war bezüglich der Zahlen vonseiten des Landratsamtes ein Fehler passiert: bei den 1.322 Asylbewerbern in den dezentralen Unterkünften waren die Flüchtlinge in Geisenhausen nicht mitgezählt. Die Unterkunft in Geisenhausen ist zwar eine Gemeinschaftsunterkunft der Regierung, die Flüchtlinge sind aber dennoch als "dauerhaft zugewiesene Asylbewerber" dem Landkreis zuzurechnen, so dass die Zahl vergangene Woche eigentlich um knapp 150 hätte höher ausfallen müssen.

In dieser Woche ergibt sich deshalb eine Zahl von 1.673 dauerhaft zugewiesenen Flüchtlingen im Landkreis (1.357 in dezentralen Unterkünften; 167 in den Notunterkünften, vier davon noch in Ergolding; 149 in Geisenhausen). Wenn also in der kommenden Woche wieder 70 kommen, aber nur wenige in dezentrale Unterkünfte verteilt werden können, ist die 1.800-Grenze nicht mehr weit. Deshalb hat Landrat Peter Dreier nach seiner Ankündigung gegenüber Angela Merkel nun nochmals mit dem Kanzleramt telefoniert, um seine Absicht nochmal kundzutun, berichtet Mühlbauer. Auch wenn noch kein Termin feststeht, sind die Vorbereitungen für die Busfahrt bereits angelaufen, so der Pressesprecher.