Landau

Diagnose Leukämie: Florian Söltl sucht seinen Lebensretter


Florian Söltl ist optimistisch, den einen Menschen auf der Welt zu finden, der ihm das Leben retten kann: ein Stammzellspender mit möglichst gleichen Gewebemerkmalen.

Florian Söltl ist optimistisch, den einen Menschen auf der Welt zu finden, der ihm das Leben retten kann: ein Stammzellspender mit möglichst gleichen Gewebemerkmalen.

Florian Söltl strahlt Lebensfreude aus. Er lacht, seine Augen leuchten, er erzählt wie ein Wasserfall. "So bin ich", sagt der 38-Jährige. "Etwas anderes würde nicht zu mir passen." Ein Kämpfer, ein Strahlemann, ein Optimist. Florian Söltls Lebenswille ist ungebrochen. Dabei hat er das wohl schlimmste Jahr seines Lebens hinter sich. Im Januar hat er die Diagnose Leukämie bekommen. Und der Kampf gegen die heimtückische Krankheit ist noch nicht zu Ende. Florian Söltl braucht einen Stammzellspender, damit er vollständig gesund wird. Seine Heimatstadt hat eine Typisierungsaktion ins Leben gerufen. Florian Söltl wartet, bangt, ist zuversichtlich und nervös zugleich. Er kämpft mit der Bandbreite aller Gefühle. Hoffnung, Zweifel, Angst - aber seinen Optimismus hat er nie verloren.

"Man kann erst aussteigen, wenn alles vorbei ist"

"Das ist wie eine Achterbahnfahrt", versucht der 38-Jährige es in Worte zu fassen. "Mal bist du unten, mal oben. Mal weißt du gar nicht, was mit dir geschieht. Und du kannst nicht anhalten, wenn du willst. Du kannst erst aussteigen, wenn alles vorbei ist." Dass dieser Moment kommt, daran besteht für Florian Söltl kein Zweifel. Was er bis dahin alles durchstehen muss, verlangt ihm "riesen Respekt" ab. Manchmal wacht er nachts auf, mit rasendem Puls. Vor lauter Anspannung. Sitzt lange in seinem Wohnzimmer, denkt nach oder ruft jemanden an, um über die Angst zu reden.

Die Achterbahnfahrt hat im November 2014 begonnen. Der aus Landau stammende Florian Söltl, der als Grafikdesigner in München arbeitet und dort auch lebt, war schwer erkältet. Vorerst kein Grund zur Sorge. "Es war Grippezeit. Ich habe mir nichts gedacht", erinnert er sich an den wochenlang andauernden Husten. Zu Weihnachten witzelte er: "Von Omas Geld kauf' ich mir eine Aufbauspritzkur beim Arzt." Aber selbst die brachte keine Änderung. Die Hausärztin wurde misstrauisch, schickte ihren Patienten zum Lungenfacharzt. Der nahm Blut ab und ließ Söltl kurz drauf dringend in die Praxis bestellen. Als Florian Söltl dem Arzt gegenübersaß, beschlich ihn ein ungutes Gefühl. "Der Arzt war immer lustig - und plötzlich bierernst." Als die Worte "Onkologe" und "Verdacht auf Erkrankung der blutbildenden Organe" kamen, fiel Florian Söltl in die Schockstarre. Die nächsten Stunden erlebte er wie in Trance. Alarmierte einen guten Freund, der ihn schließlich auf direktem Wege vom Arzt ins Klinikum Großhadern begleitete und die Eltern in Landau informierte. Söltls Mutter fuhr mit dem nächsten Zug nach München.

Direkt vom Arzt ins Klinikum zur ersten Chemo

Es folgte Test um Test. Vier Stunden nach dem schockierenden Verdacht die erste Knochenmarkspunktion. Dann die Diagnose AML. "Akute myeloische Leukämie", spricht Florian Söltl es aus. Damals hat er nur verstanden: "Es brennt in meinem Körper. Und es muss sofort gelöscht werden." Noch am selben Tag begann der erste von sechs Blöcken Chemotherapie. Am dritten Tag mussten die Ärzte abbrechen, weil Söltls Körper infolge einer Lungenentzündung zu geschwächt war. An die darauffolgende Zeit auf der Intensivstation erinnert sich der 38-Jährige nur noch vage: "Jeder, der zu mir kam, war völlig eingehüllt in diese Schutzkleidung. Ich kann mich nur an Augenpaare erinnern." Und an den Gedanken, dass er lieber zu Hause Abschied nehmen würde, falls er den Kampf verlieren sollte. Deswegen war Florian Söltl nach jeder Chemoeinheit froh, wenn er das Klinikum verlassen durfte. Wann immer sein Zustand es zuließ, ist er dann nach Landau gefahren, um sich bei der Familie auszuspannen. Sechs Blöcke Chemotherapie waren es. Mit unendlich schmerzhaften Nebenwirkungen, Verlust der Haare, ständigen Blutkontrollen.

Heute, gut ein Jahr nach der Diagnose, enthält Florian Söltls Blutbild keine Anzeichen mehr von Leukämie. Der Haken: "Der Tumormarker in meinem Körper ist immer noch da. Und das ist ein Indikator, dass die Leukämie früher oder später zurück kommen wird", weiß Florian Söltl. Die letzte Chance ist nun eine erfolgreiche Stammzellspende. Dafür braucht Florian Söltl einen genetischen Zwilling oder jemanden, der ihm in puncto Gewebemerkmalen zumindest so ähnlich wie möglich ist. Die Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen. Gesucht wird über verschiedene Spenderdatenbanken weltweit. Die Chancen liegen zwischen 1 zu 20.000 und 1 zu mehreren Millionen, je nach Gewebemerkmalen. "Meine Chancen sind zum Glück nicht die allerschlechtesten", weiß Florian Söltl. Trotzdem hat sich bislang noch kein passender Spender gefunden.

Die Freiwillige Feuerwehr hat mittlerweile in Zusammenarbeit mit der Stiftung AKB (Aktion Knochenmarkspende Bayern) eine Typisierungsaktion ins Leben gerufen. Landrat Heinrich Trapp hat die Schirmherrschaft übernommen und stellt Räumlichkeiten im Gymnasium für die Aktion zur Verfügung. Florian Söltl ist zutiefst dankbar für den Einsatz der Landauer. Denn das Warten macht hilflos. Und reduziert alle Gedanken auf dieses eine Thema. "Zum ersten Mal in meinem Leben erfahre ich eine Situation, in der ich bedingungslos auf die Hilfe eines anderen angewiesen bin. Und diesen einen Menschen muss ich finden."

Den vollständigen Artikel lesen Sie am Donnerstag, 22. Oktober, in der Landauer Zeitung.

Die Typisierungsaktion
Die Typisierungsaktion findet am Samstag, 21. November, im Gymnasium Landau statt. Los geht es um 11 Uhr, mindestens bis 16 Uhr. Je nach Bedarf auch länger. Für die Typisierung wird lediglich etwas Blut abgenommen. Als betreuender Arzt ist der Landauer Internist Dr. Hans-Peter Ambos vor Ort. Für das leibliche Wohl sorgen die Helfer der Feuerwehr. Genauere Infos folgen.