Istanbul

Selbstmordattentat: Zahl der Festnahmen steigt


Beileidsbekundung an Terroropfer des Selbstmordanschlages am 12. Januar 2016 in Istanbul. Zehn Deutsche starben.

Beileidsbekundung an Terroropfer des Selbstmordanschlages am 12. Januar 2016 in Istanbul. Zehn Deutsche starben.

Von Monika Müller

Die türkische Regierung will den Attentäter von Istanbul identifiziert haben, die Bundesregierung ist da nicht so sicher. Die Zahl der Festnahmen nach dem Anschlag steigt.

Nach dem Selbstmordanschlag auf eine deutsche Reisegruppe in Istanbul hat die türkische Polizei zwei weitere Verdächtige festgenommen. Damit steige die Gesamtzahl der Festnahmen auf sieben, sagte Innenminister Efkan Ala am Donnerstag in Ankara. Ein Selbstmordattentäter hatte am Dienstag in der Istanbuler Altstadt zehn deutsche Touristen mit in den Tod gerissen. Die türkische Regierung macht die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für die Tat verantwortlich, die sich bislang aber nicht dazu bekannt hat.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte nach einem Besuch in Istanbul, die Identität des Attentäters stehe noch nicht endgültig fest. "Man hat diesen Mann insoweit identifiziert, dass es ein Personaldokument gibt, aber ob dieses Personaldokument zu diesem Mann gehört, ist alles noch Gegenstand der Aufklärung", sagte de Maizière am Mittwochabend den ARD-"Tagesthemen".

Ministerpräsident Davutoglu hatte dagegen gesagt, der Attentäter habe dem IS angehört und sei unter anderem durch Fingerabdrücke identifiziert worden. Die Nachrichtenagentur DHA hatte unter Berufung auf die Polizei gemeldet, die Fingerabdrücke seien dem Attentäter namens Nabil Fadli bei seiner Registrierung als Flüchtling am 5. Januar in Istanbul abgenommen worden.

DHA berichtete am Donnerstag, bei einem Treffen von Ministerpräsident Ahmet Davutoglu unter anderem mit Innenminister Efkan Ala, dem Istanbuler Gouverneur Vasip Sahin und Vertretern des Geheimdienstes sei entschieden worden, die Polizeipräsenz auf belebten Plätzen zu erhöhen. Zudem solle mehr Überwachungstechnik eingesetzt werden.

Am Anschlagsort im Bezirk Sultanhamet waren am Donnerstag deutlich mehr Polizisten im Einsatz als gewöhnlich, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur berichtete. Dutzende Menschen hätten sich am Ort des Attentats versammelt und den Opfern gedacht.

Die regierungsnahe türkische Zeitung "Yeni Safak" berichtete am Donnerstag, Fadlis Familie sei "geschockt und beschämt" über den Anschlag. Der Vater Abdullatif Fadli sagte dem Blatt nach dessen Angaben, die Familie habe den Sohn schon zuvor für tot gehalten. IS-Kämpfer hätten gesagt, er sei bei Gefechten in Nordsyrien gestorben. Nabil Fadli sei vorher nie in der Türkei gewesen. "Wir verstehen nicht, wie er dorthin ging oder wer ihn davon überzeugt hat, sich auf diese Art umzubringen."

Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat nach Angaben seines Präsidenten Hans-Georg Maaßen noch keine Bestätigung dafür, dass der IS hinter der Tat steckt. Man sei bisher nicht in die Ermittlungen eingebunden, sagte Maaßen dem rbb Inforadio.

De Maizière betonte, Deutsche sollten trotz des Terroranschlags auch in Zukunft in die Türkei reisen. "Wir hatten zwei große Anschläge in Paris. Wir können doch nicht sagen: Bitte geht nicht in Cafés, geht nicht in Konzerthäuser, geht nicht auf Straßen. Dann hätte der Terror ja schon gewonnen", sagte er.

Die türkischen Sicherheitsbehörden seien gut aufgestellt und wachsam, betonte der Minister, "aber auch hier gibt es keine Garantie gegen den Terrorismus". Bei seinem Besuch in Istanbul hatte de Maizière gesagt, es gebe keine Hinweise darauf, dass der Anschlag gezielt gegen Deutsche gerichtet gewesen sei.