Großer Arber

Tödlicher Bergretterunfall: Menschliches Versagen war die Ursache


Das Gutachten hat ergeben, dass die Todesursache rein menschliches Versagen seitens des Verstorbenen war.

Das Gutachten hat ergeben, dass die Todesursache rein menschliches Versagen seitens des Verstorbenen war.

Die Ermittlungen zu dem tödlichen Bergretterunfall am Großen Arber sind abgeschlossen. Die Ursache war demnach menschliches Versagen.

"Das Gutachten hat ergeben, dass die Todesursache rein menschliches Versagen seitens des Verstorbenen war. Nähere Auskünfte hierzu werden nicht erteilt", so die leitende Staatsanwältin in Deggendorf, Kunigunde Schwaiberger, am Mittwoch gegenüber der Kötztinger Zeitung am Telefon. Es gebe somit auch kein Verfahren gegen andere Beteiligte. "Es bestand nie ein konkreter Verdacht gegenüber einer bestimmten Person: Es wurde nur in alle Richtungen ermittelt", betonte Schwaiberger, die den tragischen Fall zu den Akten legt.

Zur Erinnerung: Die Evakuierungsübung an der Arber-Gondelbahn am 24. Oktober letzten Jahres gehörte für den verunfallten Bergretter zur routinemäßigen Tätigkeit, zu der ihn auch seine langjährige Erfahrung befähigte. Ernst Singer (+) war Verantwortlicher der Rettungstechnik und Ausbildungsleiter. Am besagten Samstagnachmittag stürzte der 48-jährige aus ca. 14 Metern vom Tragseil der Seilbahn. Der Sicherungspartner am Boden wurde dabei mitgerissen und erlitt mittelschwere Verletzungen. Die anwesenden Einsatzkräfte der Bergwacht versorgten umgehend die beiden Verunfallten. Entsprechend dem Unfallgeschehen erfolgte die sofortige Alarmierung von zwei Rettungshubschraubern. Der Bergretter vom Tragseil erlag seinen schweren Verletzungen noch am selben Abend im Krankenhaus.

Die Übung an der Seilbahn am Arber wird alle zwei Jahre unter der Teilnahme der umliegenden Bergwachten aus dem Bayerischen Wald gemeinsam mit den Bediensteten der Bergbahn, der Feuerwehr und der Polizei durchgeführt. Ca. 100 Fahrgäste werden dabei durch die Rettungskräfte aus der Gondelbahn bei dem simulierten Stillstand der Bahn evakuiert. Das standardisierte Verfahren zur Evakuierung kommt in Bayern an den über 100 Bergbahnen im Falle des Stillstandes der Bahn zum Einsatz. Bisher gab es bei diesem Verfahren, das regelmäßig geübt wird, keine Vorfälle oder gar Unfälle mit Personenschaden. Der Unfall ereignete sich beim Umsetzen des Retters zwischen zwei Gondeln. Zur Klärung des Unfalles arbeitete die Bergwacht eng mit den ermittelnden Beamten der Polizei zusammen.

Aus der Obduktion hatten sich keine neuen Erkenntnisse ergeben. Der Bergwachtmann war an massiven Verletzungen im Brustkorb gestorben. Gesundheitlich hatte der Verunfallte keine Probleme. Zur genauen Klärung der Unglücksursache wurde ein Gutachter hinzugezogen.

Fakt ist, dass die Bergwacht Bayern Handlungsbedarf sah, nach dem Unfall am Großen Arber die Sicherheit zu forcieren. "Bei Rettungsübungen an Gondel- und Seilbahnen bekommt künftig jedes Zweier-Team einen Beobachter an die Seite", kommentierte der stellvertretende Geschäftsstellenleiter Tobias Vogl Ende Oktober 2015 entsprechende Meldungen.

Dieser dritte Mann solle darauf achten, dass alles vorschriftsmäßig durchgeführt wird. Tobias Vogl von der Regionalgeschäftsstelle der Bergwachtregion Bayerwald: "Der qualifizierte Beobachter garantiert die sachgerechte Anwendung des Verfahrens." Als notwendig erachtet wird auch, dass der Bergwachtler, der vom Boden aus den Kollegen oben abbremsen soll, selbst noch einmal hintersichert wird, etwa an einem Baum, einem Felsen oder einem Fahrzeug.

Ansonsten läuft der Übungszyklus wie gewohnt weiter. Grundsätzlich will die Bergwacht nicht von ihren erprobten Arbeitsmethoden abrücken.

Dass solche Übungsszenarien durchaus sinnvoll und notwendig sind, zeigten die Unglücke vor ein paar Jahren bei der Brauneck-Bahn oder als sich ein Gleitschirmflieger an der Tegelbergbahn verfing. In unmittelbarer Nähe des Arbers mussten Wanderer im Juli 2015 einige Stunden in der Bergbahn am Silberberg ausharren, bis sie gerettet wurden.