Ein Brief und seine Folgen

Warum ein Unternehmer Landau verlässt


Kehrt mit seinem Unternehmen Landau den Rücken: Philipp Thannhuber.

Kehrt mit seinem Unternehmen Landau den Rücken: Philipp Thannhuber.

Dass die Erhöhung der Gewerbesteuer nicht unbedingt die populärste Maßnahme ist, um den städtischen Haushalt aufzubessern, darüber sind sich alle einig. Dass die Maßnahme tragbar ist - das hat der Stadtrat letzten Endes mehrheitlich so gesehen und sich demokratisch dafür entschieden. Schlimmste Folge könnte sein, dass Unternehmer die Bergstadt nun als weniger attraktiv einstufen und ihre Fühler nach anderen Standorten ausstrecken.

Das zeigt das Beispiel von Unternehmer Philipp Thannhuber. Er hatte bereits ein Grundstück in Landau erworben, um dort für seine Onlinefirma Comedes ein neues Gebäude zu errichten. Jetzt hat er sich anders entschieden - und siedelt sich in Wallersdorf an: "Es war eine gesamtwirtschaftliche Entscheidung", betont er. "Die Gewerbesteuer war nicht alleine ausschlaggebend. Im Affekt darüber bin ich allerdings auf die Suche gegangen." Und dann kam ihm ein Zufall zu Hilfe.

Gewerbesteuer und der Wettbewerb mit anderen Gemeinden

Damit Philipp Thannhuber seine Geschichte der Zeitung erzählt, braucht es Überzeugungskraft. "Was ich mache, ist kein Skandal", sagt er und hebt abwehrend die Hände. Er will die Stadt nicht brüskieren. "Letzten Endes waren sie sehr kooperativ und haben das von mir gekaufte Grundstück wieder anstandslos zurückgekauft", betont der Unternehmer. "Man hat sich sehr entgegenkommend verhalten und mir ist kein finanzieller Verlust entstanden." Was seine Geschichte aber zeigt, und damit will er ein Bewusstsein schaffen: "Landau steht im Wettbewerb mit umliegenden Gemeinden. Und eine Maßnahme wie die Gewerbesteuererhöhung kann Unternehmer so verärgern, dass sie sich im Affekt auch mal anderweitig umsehen." Genauso ist es bei ihm gewesen.

In Sachen Infrastruktur geschlafen



Mehr noch als die Erhöhung der Hebesätze hat Philipp Thannhuber ein Brief in Aufregung versetzt, den Bürgermeister Helmut Steininger Thannhuber und anderen Unternehmern zur Thematik zugesandt hat. Steininger erklärt darin, warum die Stadt mit der Haushaltssatzung 2016 eine Erhöhung des Gewerbesteuersatzes von 330 auf 380 Punkte beschlossen hat. Die Stadt habe immer mehr Aufgaben zu schultern, jedoch würden die Steuereinnahmen nicht im gleichen Maße steigen. Anschließend nennt Steininger Beispiele, in welche Projekte die Gelder fließen. Etwa in den Ausbau der Kindertagesstätten, in die Schulen, in Gewerbeflächenausweisungen und in die Entwicklung von Wohnbaugebieten - auch zur Ansiedlung von Fachkräften. "Alle diese Infrastrukturprojekte sind wichtig, damit unsere Stadt wirtschaftlich vorankommt", appelliert Helmut Steininger an die Unternehmer, der Steuererhöhung mit Verständnis zu begegnen. "Der Inhalt dieses Briefes hat mich geärgert", erzählt Thannhuber. "Jahrelang werden notwendige Infrastrukturmaßnahmen in Landau verschlafen, und dann bekommt man einen Steuererhöhungsbescheid mit der Begründung für weitere notwendige Infrastrukturmaßnahmen." Er habe beispielsweise jahrelang mit der schwachen Internetbandbreite zu kämpfen gehabt. Für ein Unternehmen seiner Größenordnung und seines Anforderungsprofils sei es nahezu unmöglich gewesen, die genannten "Fachkräfte" in Landau zu bekommen.

In Wallersdorf fündig geworden

Verärgert über den Brief ging Thannhuber ins Internet, klickte sich emotional aufgeladen durch Immobilienseiten - und entdeckte ein Gebäude in Wallersdorf. Es sollte der Anfang vom Ende seiner unternehmerischen Tätigkeit in Landau sein. Ursprünglich hatte er für die Comedes GmbH, seine Onlinefirma für den Vertrieb von Luftentfeuchtern und -reinigern, im Wiesenweg in Landau ein Betriebsgebäude bauen wollen. Aktuell ist er mit seinen drei Mitarbeitern noch in der Hauptstraße ansässig, das zugehörige Lager allerdings bei einem externen Dienstleister in Marklkofen untergebracht. 2013 hatte Thannhuber bei der Stadt das Grundstück im Wiesenweg erworben, um sich dort niederzulassen und ein Gebäude zu bauen, in dem sowohl Büroräume als auch Lager Platz finden. Jetzt wird er mit seinem Unternehmen nach Wallersdorf abwandern. Auch, weil er dort ein passendes Gebäude gefunden hat, und nicht selber bauen muss. So hat er es sich ursprünglich immer gewünscht. "Meine Entscheidung ist letzten Endes nicht aufgrund der höheren Gewerbesteuer gefallen", betont er ausdrücklich. "Die Steuererhöhung wirkt sich nicht so signifikant aus, dass das ausschlaggebend für mich wäre. Aber wäre der Ärger darüber und vor allem über diesen Brief nicht gewesen - ich hätte mich nicht umgesehen." Und dann wäre er in Landau geblieben.