Seit gestern muss sich ein 20-jähriger Mann aus Mali wegen zahlreicher Delikte, die ihm vorgeworfen werden, darunter auch Sexualstraftaten, vor dem Landgericht Deggendorf verantworten.

Drei Verhandlungstage sind von der 1. Großen Jugendkammer des Landgerichts Deggendorf angesetzt, um im Rahmen eines Sicherungsverfahrens herauszufinden, ob ein 20-jähriger Mann aus dem westafrikanischen Mali (Anm. d. Red.: Zunächst hieß es, der Mann stamme aus dem Senegal) wegen Allgemeingefährlichkeit in der Mainkofener Forensik weiterhin verbleiben muss oder nicht. Dort sitzt er nämlich schon seit dem 9. Dezember vorigen Jahres aufgrund eines Unterbringungsbefehls des Deggendorfer Amtsgerichts.

Hühnerdiebstahl wird vom Gericht nicht weiter verfolgt

Weil jetzt schon feststeht, dass der berufslose 20-Jährige an einer schizophrenen Psychose leidet, gab es keine Anklage-, sondern eine Antragsschrift, die von Staatsanwältin Carina Kalleder verlesen wurde. Darin ging es um den Diebstahl eines Mobiltelefons, um Schwarzfahrten mit der Bahn, um zahlreiche weitere Diebstähle von Bier, Schnaps, Zigaretten, Limonade und sogar Wurst in Verbrauchermärkten von Wallersdorf und Geisenhausen sowie einer Sachbeschädigung im Asylantenheim von Wallersdorf. Dort hatte der junge Mann eine Tür eingetreten.

Nach der Verlesung von 15 Tatbeständen teilte die Kammervorsitzende, Landgerichtsvizepräsidentin Gisela Schwack, mit, dass im Einvernehmen mit der Staatsanwaltschaft wegen der Beschleunigung des Verfahrens die ganzen kleinen Diebstähle vorläufig eingestellt werden. Darunter war auch der Fall des in Bodenmais gestohlenen Huhns, mit dem sich der Malinese sturzbetrunken in einen Hotelpool begeben hatte, um darin nackt zu baden. Das Huhn hatte dabei noch großes Glück - es wurde von der herbeigerufenen Polizei gerettet. Was blieb, waren ein größerer Diebstahl in Bodenmais, dort ging es um eine Jacke im Wert von 130 Euro, sexueller Missbrauch von Kindern im Zusammenhang mit exhibitionistischen Handlungen und Erregung öffentlichen Ärgernisses sowie vorsätzliche Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Nach der Festnahme bei dem Vorfall im Pool hatte sich der 20-Jährige massiv gegen die Polizeibeamten zur Wehr gesetzt und bei seiner Niederringung einen der Beamten leicht verletzt.

"Heranwachsender im Zustand der Schuldunfähigkeit"

Der gesamte Tatkomplex wurde dem Malinesen, der von Rechtsanwalt Reinhard Perlet aus Deggendorf verteidigt wird, als Heranwachsendem im Zustand der Schuldunfähigkeit zur Last gelegt. Dem Angeschuldigten, der sich auf Nachfrage des Gerichts entschlossen hatte, nichts zu den Tatvorwürfen zu sagen, wurde ein Dolmetscher für Französisch zur Seite gestellt. Die erste Zeugin war eine jetzt 23-jährige Frau, die am 1. Juli vorigen Jahres nach der Prüfung zur Physiotherapeutin mit dem Regionalzug von München nach Passau unterwegs war. Ihr wurde vom Angeschuldigten nicht nur das Geschlechtsteil gezeigt, sie wurde auch am Oberschenkel angefasst und beim Weggehen in einen anderen Waggon vom Malinesen verfolgt und weiter belästigt.

Die Angaben der jungen Frau wurden von dem ermittelnden Polizeibeamten bestätigt, der den Malinesen zusammen mit Kollegen festgenommen hatte. "Der", so der Beamte im Zeugenstand, "hatte uns gegenüber alles bestritten, hatte aber etwa ein Promille Alkohol im Blut." Eine 43-jährige Mazedonierin schilderte über einen Dolmetscher, wie sie und ihre vierjährige Tochter im September vorigen Jahres in der Asylbewerberunterkunft von Geisenhausen vom Angeschuldigten belästigt wurden. Dabei habe der Mann seine Hose geöffnet, sein Glied gezeigt und in die Hand genommen und sie mehrmals zum Geschlechtsverkehr aufgefordert. Ihrem Kind habe sie bei diesen Vorgängen die Augen zugehalten.

Das Verfahren wird am Freitag mit weiteren Zeugenaussagen fortgesetzt. Geladen sind außerdem ein medizinischer Gutachter und eine Vertreterin der Jugendgerichtshilfe aus Regen.

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