Chammünster

Im Jubiläumsjahr sucht s'Häusl in Chammünster einen neuen Pächter


Vier der fünf Vereinsheimausschuss-Mitglieder Angelika Sand, Elfriede Wanninger (links und Zweiter von links), Dr. Hans-Jürgen Moser und Sepp Macht (Zweiter von rechts und rechts) sowie Thomas Platzer haben es sich im Häusl gemütlich gemacht.

Vier der fünf Vereinsheimausschuss-Mitglieder Angelika Sand, Elfriede Wanninger (links und Zweiter von links), Dr. Hans-Jürgen Moser und Sepp Macht (Zweiter von rechts und rechts) sowie Thomas Platzer haben es sich im Häusl gemütlich gemacht.

Der FC Chammünster und die Schützengilde 1898 Chammünster haben vor gut 20 Jahren etwas Neues gewagt. Die beiden Vereine schufen sich mit vereinten Kräften ein gemeinsames Heim. Ein Vorbild dafür gab es nicht. In diesem Jahr feiert s'Häusl - "kein Mensch sagt Vereinsheim" - sein 20-jähriges Bestehen. Doch ausgerechnet ins Jubiläumsjahr startet es ohne Wirt. "Wir suchen händeringend einen neuen Pächter", sagt Schützenmeister Angelika Sand. Seit 1. Januar sind die Vereine wieder Selbstversorger. Nach dem Training gibt's für die Fußballer warme Würstl und Wurstsemmeln. So wie früher. Bald aber beginnt die Saison. Dann wollen Fans und Zuschauer bewirtet werden. Nicht zu vergessen die Fußballerstammtische, Schießabende, Versammlungen, Vereinsfeste, Aufstiegs- und Meisterfeiern. Die Liste der Veranstaltungen ist lang. Doch das Häusl ist längst mehr als ein Vereinsheim. Natürlich nutzen es Schützen und die sechs Abteilungen des FC mit am meisten. Doch ausgestattet mit einer Gaststätten-Küche finden dort auch Familienfeste, Polterabende, Weihnachtsfeiern und alles, was im Dorf- und privaten Leben anfällt, statt.

Striptease im Häusl

Das Haus, das gar nicht so klein ist, wie der Name vermuten lässt, hat schon viel gesehen. "Wenn die Räumlichkeiten erzählen könnten…", sagt Thomas Platzer. Er ist einer, der von Anfang an dabei war. Während des Baus war er Schützenmeister. "Aber die erzählen nichts", ergänzt vorsichtshalber Michael Jokisch, Abteilungsleiter der Fußballer im FC. Später kann sich Dr. Hans-Jürgen Moser die Anekdote von der Striptease-Tänzerin dann doch nicht verkneifen. Aber darüber hüllen die anderen schnell den Mantel des Schweigens. Fast der ganze Vereinsheimausschuss - Angelika Sand und Dr. Moser, die Vorsitzenden der beiden Vereine, Sepp Macht, Ehrenvorstand der Schützen und Elfriede Wanninger, die "Chefin" des Vereinsheims - sitzt an diesem Abend um den Stammtisch im Häusl und erzählen von früher und heute. Anfangs wollten die beiden Vereine die Gaststätte eigentlich in Eigenregie betreiben. Aber bald hätten sie festgestellt, dass es sinnvoller ist, alles geordnet in andere Hände zu legen. Eine Gaststätte, die auch Besucher jenseits der Vereinswelt bewirtet, machte erst der erste Pächter daraus.

Meistens harmonisch

Seitdem hat das Häusl schon einige Wirte kommen und gehen sehen. Einer verwandelte es sogar in eine Pizzeria. "Immer wenn eine Ansprache gehalten wurde, hat er Espresso gekocht", erzählt Platzer. Heute schmunzeln alle darüber. Aber in den 20 Jahren herrschte nicht immer eitel Sonnenschein. Man habe sich letztlich jedoch immer im Guten getrennt. Wichtig sei, dass der Wirt mit den Gästen, Sportlern und ihren ganz unterschiedlichen Bedürfnissen klar kommt, sagt Platzer. An den Wänden haben sich Fußballer mit Wimpel, Pokalen und Fotos verewigt. Im hinteren Teil sticht die große Schützenscheibe heraus, die zur Eröffnung ausgelobt war. Etwa ein Drittel des Gastraumes gehört den Schützen, die anderen zwei Drittel nutzt der FC. Meistens funktioniere das harmonisch, aber heile Welt herrscht im Häusl nicht immer. Es seien schon rabiate Maßnahmen angewendet und den Fußballern, die sich ausgerechnet während einer Sitzung der Schützen einen gemütlichen Fußballabend machen wollten, die Fernbedienung versteckt worden. Heute lachen alle darüber. Damals war die Stimmung "gespannt". Vor mehr als 20 Jahren haben sie sich zusammengefunden. Die Fußballer, denen das alte Häusl zu eng geworden war, planten ein neues Vereinsheim. Unabhängig davon suchten auch die Schützen, bis dahin im Keller der Hintereder-Gaststätte beheimatet, einen neuen Raum für ihre Schießabende. "Jeder Verein hatte Bauchschmerzen, das selbst in Angriff zu nehmen", erinnert sich Platzer. "Miteinader waren die Schmerzen dann geteilt."

Ein Gemeinschaftswerk

Getreu diesem Motto beschlossen sie den gemeinschaftlichen Bau eines Vereinsheims, was zunächst ihre Dachverbände, den OSB und den BLSV, etwas Überwindung kostete, Geld zuzuschießen. Aber damit, der Unterstützung durch die Stadt Cham, eine enorme Spendenbereitschaft der Bürger aus Chammünster und mit einer ungeheuren Eigenleistung gelang schließlich das Vorhaben. Schon nach einem statt der veranschlagten zwei Jahre Bauzeit, stand das Haus. "Die Motivation bei den Mitgliedern beider Vereine war so groß, dass sie ordentlich angeschoben haben", sagt Platzer im Rückblick. Allen voran, der damalige FC-Vorsitzende Sepp Daiminger. Er hat deshalb - wie drei weitere Helfer von damals - einen Ehrenplatz auf Lebenszeit im Häusl bekommen. Als alles fertig war, sei die Euphorie so groß gewesen, dass sie gleich über einen Anbau oder gar einen Wellnessbereich im Keller nachgedacht hätten, erzählt Platzer und muss selbst lachen. Wenn erst einmal alles abbezahlt sei, dann könnten sie auch noch Gewinn ausschütten - dachten sie. Inzwischen ist das 700 000 Mark teure Gebäude tatsächlich abbezahlt. Von Gewinnen kann allerdings keine Rede sein. Trotzdem sind sich alle einig: Der Aufwand hat sich gelohnt.

"Wir sind für alles offen"

Jetzt suchen sie gemeinschaftlich einen Pächter. Potenzial hat das Vereinsheim, sind sich die sechs Vertreter von FC und Schützen einig. "Wer's richtig anpackt, kann damit gutes Geld verdienen", ist Moser überzeugt. Dem künftigen Pächter aber wollen die Besitzer weitgehend freie Hand lassen. "Er muss nicht auskochen, sondern kann auch nur kleine Speisen anbieten", beschreibt Sand. "Vielleicht will sich eine Bedienung selbstständig machen?", überlegt sie. Egal ob hauptberuflich oder nebenbei: "Wir sind für alles offen", fasst der FC-Vorsitzende zusammen. Hauptsache zum Jubiläum ist das Häusl wieder richtig bewirtet.