Cham

Sparkasse hat 35 Filialen im Landkreis - und keine einzige macht dicht


Noch reckt das Sparschwein die Nase nach oben: Die Null-Zins-Politik macht den Sparkassenbankern allerdings das Leben äußerst schwer. Stellvertretender Bankvorstand Theo Schneidhuber, stellvertretendes Vorstandsmitglied Karl Rank und Bankchef Franz Wittmann.

Noch reckt das Sparschwein die Nase nach oben: Die Null-Zins-Politik macht den Sparkassenbankern allerdings das Leben äußerst schwer. Stellvertretender Bankvorstand Theo Schneidhuber, stellvertretendes Vorstandsmitglied Karl Rank und Bankchef Franz Wittmann.

Derzeit überbieten sich die Sparkassen in Bayern damit, wer mehr Geschäftsstellen dichtmacht. Das Regensburger Geldhaus streicht 19, das Passauer zwölf Geschäftsstellen. Die Sparkasse im Landkreis Cham hat 35 Filialen und jede bleibt erhalten. Vorstand Franz Wittmann will aber auch keine Garantie bis in alle Ewigkeit abgeben: "Ob uns das auf Dauer gelingt, weiß ich nicht. Ich bin kein Prophet." Doch derzeit sieht Wittmann das dichte Netz an Filialen als einen der Hauptgründe für den Erfolg seines Hauses.

Die Kunden wüssten es durchaus zu schätzen, dass sie von Walderbach bis Lam einen kompetenten Ansprechpartner vor Ort haben. Auch wenn die wenigsten Kunden regelmäßig in einer Niederlassung vorbeikommen. Denn 43,5 Prozent der insgesamt 56 661 Girokonten ist längst Homebanking-fähig. Kontoauszüge oder Überweisungen werden am PC erledigt.

Zuvor hatte Wittmann Bilanz unter das Geschäftsjahr 2015 gezogen. Das 332-köpfige Team um Wittmann hate sich demnach mächtig ins Zeug gelegt und ein allen widrigen Rahmenbedingungen zum Trotz dickes Plus beim Kredit- und Einlagengeschäft eingefahren. Dennoch bleibt unterm Strich eher ein magerer Gewinn übrig. 2,07 Millionen Euro an Bilanzgewinn weist die Sparkasse aus. Zum Vergleich: 2014 waren es noch 3,97 Millionen Euro.

Zu kämpfen habe die Sparkasse - und mit ihr die Sparer - mit der Null-Zins-Strategie. Plötzlich treibt es Wittmann die Sorgenfalten auf die Stirn, lassen Kunden riesige Beträge einfach auf dem Konto liegen. Teils sind es Millionen, die auf einem Sparkassenkonto gebunkert werden. "Vor allem ein Kunde hat uns mit Geld zugeschüttet", überlegt der Banker fast ein wenig verzweifelt. Will er die Millionen nämlich bei der EZB auslagern, muss er 0,4 Prozent Strafzins zahlen. "Eigentlich müssten wir diesen Negativzins an die Kunden weitergeben. Tun wir aber nicht." Wittmann will mit den Großkunden das Gespräch suchen und ihnen eine andere Strategie wie beispielsweise Fondanlagen ans Herz legen.

Dass Millionen von Euros einfach auf dem Girokonto liegen, sieht Schneidhuber wiederum in der Zinspolitik der EZB begründet. "Die Kunden suchen nicht mehr groß nach Anlageformen, weil's nirgends Zinsen gibt", hat Schneidhuber festgestellt. Fragt ein Sparer dennoch nach Renditemöglichkeiten, dann empfehlen die Sparkassenbanker derzeit Investmentfonds. "Die haben sich 2015 auch rentiert", weiß Schneidhuber und belegt das mit Zahlen: Die Verkaufsrenner waren Deka-Fond und Deka-Dividendenstrategie und beide brachten es auf ein Plus von zwölf Prozent.

Geld scheint also im Landkreis Cham vorhanden. Entsprechend erreicht auch die Summe der bei der Sparkasse betreuten Kundengelder einen neuen Rekordstand. 1,28 Milliarden Euro an Einlagen häufen sich auf der Passivseite der Sparkassenbilanz. Alleine im Vorjahr sind satte 95 Millionen Euro hinzugekommen. Ein Zuwachs von 7,3 Prozent.

Positiv fällt auch die Bilanz in Sachen Kreditgeschäft aus. Für 259 Millionen Euro hat die Sparkasse in 2015 neue Kreditzusagen gewährt. "Die Summe war noch nie so hoch", ist Wittmann zufrieden. Allein im Vorjahr steigerte sich der Kreditbestand um 9,9 Prozent. Das bedeutet einen Zuwachs von 85 Millionen Euro im Kreditbestand.

"Die Baufinanzierung ist gefragt. Ob Eigenheim, Mietimmobilie oder Gewerbehalle", fasst Schneidhuber zusammen. Die Landkreisbürger haben eben festgestellt, dass "die Miete besser ist als der Zins". Für eine Wohnbaufinanzierung mit einer Laufzeit von zehn Jahren liegt der Zinssatz derzeit unter zwei Prozent. Rekordverdächtig, wie auch Wittmann weiß. Doch ganz wohl ist dem erfahrenen Banker nicht. Die Märkte drohen zu überhitzen, mancher Investor lebt über seine Verhältnisse. "Man muss schon aufpassen, dass da keine Blase entsteht", gibt der Sparkassenchef zu bedenken. Entscheidender Faktor ist seiner Überzeugung nach die Bevölkerungsentwicklung: Schrumpft Deutschland, fehlen langfristig die potenziellen Mieter.