Cham

Kriminalität im Landkreis Cham auf dem Rückzug


Inspektionsleiter Alfons Windmaißer (rechts) und sein Stellvertreter Franz Gschwendtner stellten die aktuelle Kriminalitätsstatistik vor.

Inspektionsleiter Alfons Windmaißer (rechts) und sein Stellvertreter Franz Gschwendtner stellten die aktuelle Kriminalitätsstatistik vor.

Mit so wenigen Straftaten wie 2015 hatten es die Beamten der Chamer Polizei zuletzt vor 23 Jahren zu tun. 1 235 Kriminalfälle mussten die Polizisten in der Kreisstadt vergangenes Jahr bearbeiten. Das sind 369 weniger als im Vorjahr.

"Die Leut' san braver geworden", mutmaßt PI-Leiter Alfons Windmaißer scherzhaft bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik für den PI-Bereich Cham am Dienstagvormittag. Ob das tatsächlich die Ursache für den recht deutlichen Rückgang der Kriminalfälle ist, verraten die Zahlen allerdings nicht. Den einen ausschlaggebenden Grund gibt es wohl auch nicht. Die Fallzahlen sinken in nahezu allen Deliktbereichen. Einzelne Ausreißer nach oben, die in manchen Jahren die Grafikbalken anschwellen ließen, fehlen. Damit reiht sich der PI-Bereich Cham weitgehend in den oberpfälzer und bayernweiten Trend ein.

Rückgang bei fast allen Delikten Der Rückgang macht sich querbeet bemerkbar. Hatten es die Beamten 2014 mit 84 Gewaltdelikten zu tun, waren es im Jahr darauf "nur" 51. Die Zahl der Raubdelikte sank dabei um fast 77 Prozent - von 13 Fällen 2014 auf drei Fälle 2015. Ebenfalls deutlich - nämlich um fast ein Drittel - gingen gefährliche Körperverletzungen zurück. Sie machen allerdings nach wie vor den Löwenanteil in der Gewaltkriminalität aus. Die meisten resultieren aus Discoschlägereien, bei denen die Kontrahenten nicht selten stark alkoholisiert waren. Dennoch mache sich hier das geänderte Disco-Konzept der Polizei bemerkbar, erklärt Windmaißer. Demnach wird seit 2013 mehr privates Sicherheitspersonal im Inneren des Lokals eingesetzt. Das schlägt sich letztlich in der Statistik nieder.

Falsche Anschuldigungen führen zu Ermittlungen

Vergewaltigung gab es 2015 keine. Dennoch musste die Polizei des Öfteren einem derartigen Vorwurf nachgehen und ermitteln. Am Ende habe sich allerdings jedes Mal herausgestellt, dass an der Anschuldigung nichts dran war, berichtet Windmaißer: "So etwas gibt es immer häufiger."

Ein Gewaltdelikt aus dem vergangenen Jahr ragt aus der Statistik heraus - nicht zahlenmäßig, dafür durch Brutalität. Ein Fahrgast hatte bereits Ende 2014 in Michelsdorf einen Taxifahrer derart zugerichtet, dass die Polizei wegen eines Totschlagsdelikts ermittelte. Auch das schlägt sich noch in der Statistik von 2015 nieder.

Erheblich zurückgegangen ist im vergangenen Jahr die Kriminaliät auf den Straßen. Fast hundert Fälle weniger als im Vorjahr (Rückgang von 251 auf 155) finden sich in der Statistik. Die Polizei verzeichnete 28 Sachbeschädigungen, halb so viele wie 2014. Autoaufbrüche, die die Polizei vor ein paar Jahren noch gut beschäftigten, sind laut Windmaißer nahezu verschwunden. Hier machen sich vermutlich auch Fahndungserfolge bemerkbar.

Fahndungsdruck spürt vermutlich genauso die Drogenszene. In Sachen Rauschgiftkriminalität verbuchte die Chamer Polizei einen erheblichen Anstieg um satte 133 Prozent - von 39 auf 91 Fälle. Nur in diesem Deliktbereich, in dem die Vergehen ausschließlich durch Kontrollen aufgedeckt werden, schnellte die Zahl hoch. Die Aufklärungsquote liegt laut Polizeistatistik demnach auch bei 100 Prozent. Und immer wieder fällt im PI-Bereich ein Mensch seinem Drogenkonsum zum Opfer. Im vergangen November kam nach einer Überdosis für einen 20-Jährigen jede Hilfe zu spät.

Zahl der Diebstähle und Einbrüche geht zurück

Gut ein Viertel aller Kriminalfälle im Bereich der PI Cham sind Diebstähle. Auch ihre Zahl sank insgesamt um 28 Prozent von 439 auf 316 Fälle. Etwa 40 Prozent davon konnten die Beamten aufklären. Einbrüche gab es ebenfalls weniger als noch im Vorjahr. Ihre Zahl ging von 118 auf 85 zurück. Hier bewegt sich der ganze Landkreis Cham konträr zum Bayerntrend. Denn während sich andernorts Wohnungseinbrüche häufen, sank ihre Zahl im PI Bereich Cham von 43 auf 31. Aufgeklärt wird allerdings nur ein vergleichsweise kleiner Anteil, nämlich genau 11,6 Prozent. Zurückgegangen sind ferner die Ladendiebstähle von 93 Fällen in 2014 auf 88 im darauffolgenden Jahr.

73 Kriminaldelikte wurden aufgeklärt

Die Polizei ermittelte darüber hinaus in 137 Betrugsdelikten, viele davon begangen übers Internet. Auch das sind deutlich weniger als im Vorjahr (219). "Wir wissen nicht, ob die Leute das nicht mehr anzeigen wollen, weil eine gewisse Müdigkeit eingetreten ist, oder ob die Fälle tatsächlich zurückgehen", überlegt Windmaißer. Betrogene in der Region gebe es genug, doch gerade in der Internetkriminaltiät sitzen die Täter ganz wo anders. Und dort wird ermittelt. In der Chamer Statistik schlägt sich das dann nicht nieder.

Kommt der Betrüger aber aus der Region, scheint die Chance ihn zu finden, gar nicht klein zu sein. Die Aufklärungsquote der Chamer Polizei liegt bei 92 Prozent. Denn anonym ist auch das Internet nicht.

Insgesamt gesehen konnte die Chamer Polizei im vergangenen Jahr fast 73 Prozent der Kriminalitätsdelikte aufklären und liegt damit im Bayernschnitt. Verglichen mit 2014 sind das vier Prozent mehr, trotz weniger Fälle.