Cham

Hebammen gesucht: Geburtshilfeteam in Cham hat Personalsorgen


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Im Kreißsaal am Chamer Krankenhaus herrscht Nachwuchsmangel. Nein, nicht an Babys. Die Hebammen werden rar. "Wir suchen seit langem erfolglos Verstärkung", berichtet Lena Terlouw, Sprecherin des Hebammenteams.

Nun verschärft sich das Problem nochmals, da sich im September eine Vollzeit arbeitende Geburtshelferin selbst in den Mutterschutz verabschiedet und eine Kollegin in Rente geht. Für die werdenden und frisch gebackenen Mamas hat der Mangel Folgen: Die Hebammen können nicht mehr im gewohnten Umfang die häusliche Nachsorge anbieten.

Zehn freiberuflich tätige Hebammen gehören künftig zum Team im Chamer Kreißsaal. "Fast alle sind selbst Mütter mit teils drei Kindern", erzählt Terlouw. Die Arbeitszeit lässt sich für sie daher nicht beliebig ausweiten. Um also die Begleitung der jährlichen 800 Entbindungen sicherstellen zu können, muss anderswo Arbeitszeit abgeknapst werden. Terlouw: "Wir sind gezwungen, die außerklinische Arbeit einzuschränken und den Fokus auf den Kreißsaal zu richten. Das bedeutet für die Frauen, dass sie nur noch sehr schwer Kurshebammen oder eine Hebamme für die Nachsorge finden werden."

Viele Schwangere und Wöchnerinnen haben das in den vergangenen Wochen bereits bitter feststellen müssen. Sie hätten sich den Hausbesuch der Hebamme gewünscht und handelten sich reihenweise Absagen ein. "Wir können es einfach nicht mehr im gewohnten Umfang leisten", bedauert Terlouw.

Noch vor 10 oder 15 Jahren, als in Cham nur wenige Hebammen tätig waren, gab es die Situation schon einmal: Es wurden nur wenige Hausbesuche absolviert, vieles lief telefonisch ab. Doch mit der wachsenden Zahl an Geburtshelferinnen stieg das Angebot. "Wir hatten es so gut aufgebaut", stellt die Hebamme wehmütig fest. Und das Betreuungsangebot ist eigentlich auch gar kein Luxus, sondern steht den Frauen rechtlich zu. Die Krankenkasse würde in den ersten zwei Wochen sogar den täglichen Besuch einer Fachfrau bezahlen. "Das mag in einigen Großstädten noch funktionieren, wo sich viele Hebammen niedergelassen haben", wundert sich Terlouw. Doch im übrigen Deutschland ist eher der Mangel Alltag - so wie zunehmend auch in Cham. Den Schwangeren kann sie kaum einen Ratschlag geben. "Die Frauen sollten sich sehr früh bei einer der verbleibenden Kolleginnen melden." Und Terlouw appelliert an die Betroffenen, sich zu beschweren - bei ihren Kassen und der Politik. "Ich glaube, dass nur die Politik die Situation wirklich ändern kann", überlegt sie. Dafür braucht es aber "den Druck der Frauen".

Schon seit Jahren schlagen sich die Hebammen mit den schlechter werdenden Rahmenbedingungen herum. Allen voran die rapide steigenden Prämien für die Berufshaftplicht. "Das macht den wunderbaren Beruf für nur noch wenige junge Frauen attraktiv." Der Sicherstellungszuschlag, den die Kassen seit kurzem gewähren, war zwar "ein Schritt in die richtige Richtung". Doch es bleiben Unsicherheiten. Terlouw: "Niemand weiß, ob der Zuschlag verbindlich ist oder wir ihn vielleicht zurückzahlen müssen." Sie und ihre Kollegin wollen nichts unversucht lassen, haben Politiker vor Ort angeschrieben und einen Gesprächstermin mit Landrat Franz Löffler vereinbart.

Gleichzeitig suchen sie weiterhin Verstärkung. Zwei Bewerbungen hatten sie - beide Frauen haben abgesagt und sich einen Job in Regensburg gesucht.