Interview

Wenn einen die Neugier packt


Franz Pirkl brachte sich das Reparieren von Handys selbst bei. Heute betreibt er damit ein eigenes Gewerbe.

Franz Pirkl brachte sich das Reparieren von Handys selbst bei. Heute betreibt er damit ein eigenes Gewerbe.

Der 26-jährige Franz Pirkl aus Osterhofen studiert derzeit an der Fachhochschule in Deggendorf Medientechnik im sechsten Semester. In der vorlesungsfreien Zeit ist er voll damit beschäftigt, sich um sein eigenes Gewerbe zu kümmern.

Gäuboden aktuell: Wie hat das Ganze begonnen?
Franz Pirkl: Das war mehr oder weniger ein Zufall. Eine gute Freundin von mir hatte sich ein iPhone 3Gs gekauft. Nach einem Monat ist es ihr runter gefallen und das Display war zerbrochen. Wir sind dann in das Handygeschäft gegangen, in dem sie es gekauft hat, um uns zu erkundigen, wie viel eine Reparatur kosten würde. Und das hätte ein Vermögen gekostet - ich glaube über 300 Euro! Zusätzlich hätte sie ihr Handy ein paar Wochen lang nicht mehr gehabt. Dann dachten wir uns, dass wir uns mal im Internet umschauen, ob man so etwas auch selbst reparieren kann. Über eBay habe ich mir dann ein neues Display bestellt. Letztendlich habe ich mich aber dann doch nicht getraut, das Display selbst zu wechseln. Schließlich hat so ein Gerät ja doch einen sehr hohen Wert - das kostet ja gleich 500 bis 600 Euro! Und wenn ich es das mit dem Reparieren nicht hinbekomme und meine Freundin dann doch professionelle Hilfe braucht, dann zahlt das die Versicherung nicht mehr, weil das Handy ja bereits von mir geöffnet worden ist. Das ganze Thema hat mich dann aber nicht mehr schlafen lassen und mir hat es richtig in den Fingern gejuckt, das doch mal selbst zu probieren. Ich habe mich wieder auf eBay umgesehen und mir zwei defekte iPhones gekauft. Da war ich total geschockt, weil ein iPhone mit defektem Display immer noch den stolzen Preis von 250 bis 300 Euro hatte! In dem Moment war mir ziemlich mulmig zumute, weil ich so viel Geld für zwei defekte iPhones hinblätterte. Ich war mir ja schließlich nicht einmal sicher, ob die Reparatur überhaupt funktioniert. Also eines der beiden Handys hatte ein kaputtes Display und das andere hatte irgendeinen anderen Fehler - das Display war aber unbeschädigt. Deshalb war mein Plan, aus zwei defekten Handys ein Funktionierendes zu bauen. Das hat dann auch tatsächlich geklappt und ich konnte das Handy via eBay wieder verkaufen! Ich war so begeistert, dass ich mir dachte: "Das zweite Handy kannst du jetzt auch gleich reparieren!" Dann habe ich bei dem zweiten Handy auch die defekten Teile ausgetauscht und es dann ebenfalls wieder verkauft. Mittlerweile hatte sich in der Gegend herumgesprochen, dass ich solche Sachen kann. Zur gleichen Zeit begann der große "Smartphone-Hype", also dass sich wirklich fast jeder ein Smartphone zugelegt hat. Und so sind dann immer mehr Leute zu mir nach Hause gekommen, die wollten, dass ich ihr Handy repariere. Irgendwann hatte ich dann auch alle "Problemfälle" durch, die ein Handy haben kann. Bald wollten so viele Leute, dass ich ihr Handy repariere, dass ich wusste, dass ich jetzt ein Geschäft daraus machen muss. Ich habe ein Gewerbe angemeldet, Visitenkarten drucken lassen und sie fleißig verteilt.

Wie läuft eine gewöhnliche Reparatur bei dir ab?
Pirkl: Die meisten Leute rufen einfach auf meinem Handy an, erklären mir, was kaputt gegangen ist und erkundigen sich nach dem Preis. Dann kommen sie mit ihrem Handy zu mir nach Hause. Das Besondere ist, dass sie mir beim Reparieren zusehen dürfen. Nach circa 20 Minuten bin ich dann fertig und sie können ihr Handy direkt wieder mit nach Hause nehmen.

Macht dich das nicht nervös, wenn du unterm Arbeiten beobachtet wirst?
Pirkl: Nein. Das Reparieren ist für mich mittlerweile Routine. Ich finde es einfach gut, wenn die Leute dabei zuschauen können, weil sie so auch sehen, was wirklich am Handy gemacht wird. So wissen sie, dass sie bei mir wirklich nicht übers Ohr gehaut werden. Und außerdem ist das allgemein eine interessante Sache, wenn die Leute mal sehen, wie das Innenleben eines Handys so aussieht. Weil viele eine ganz andere Vorstellung davon haben.

Welche Entwicklung ist dir bei den Handys über die Jahre hinweg aufgefallen?
Pirkl: Die Handys entwickeln sich wirklich rasant weiter. Sie werden immer komplexer, verbinden mehr Dinge miteinander und werden auch immer leichter und kleiner. Vor allem die Technik, die in einem Handy steckt, wird immer kleiner. Das Mainboard eines Handys, also die Hauptplatine, macht wirklich nur ein Drittel des Handys aus. Den meisten Platz brauchen tatsächlich der Akku und die ganzen Steckverbindungen.

Wohin geht deiner Meinung nach die Entwicklung der Handys in der Zukunft?
Pirkl: Die Handys werden immer dünner werden, da die Hardware immer kleiner wird. Das Verblüffende ist, dass sich immer jeder denkt: "Immer dünner und immer schneller - das geht ja gar nicht!" Derweil ist das wirklich so: Je kleiner die Bauweise der Technik ist, umso weniger Strom braucht das Handy und desto schneller ist es auch!

Leidet die Qualität unter einer möglichst kleinen Bauweise?
Pirkl: Die Qualität leidet nicht - die Fehlersuche beim Reparieren wird nur schwieriger.

Was rätst du Leuten, deren Handy einen Defekt hat?
Pirkl: Man sollte nicht selbst probieren, es zu reparieren. Denn meistens richtet man so mehr Schaden an, als dass man es repariert. Mit solchen Handys hatte ich auch schon oft zu tun. Da ist das Reparieren dann manchmal gar nicht mehr leicht, weil beispielsweise einfach Schrauben fehlen. Man sollte also schon ein gewisses Know-how haben, bevor man sich an so etwas heranwagt. Es gibt zwar unzählige Youtube-Videos, in denen beschrieben wird, wie man ein Handy richtig repariert, aber meiner Meinung nach, taugen diese Videos nicht viel. Nach so einem "Selbstversuch" hat man in der Regel noch mehr Reparaturkosten als zuvor.

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Franz Pirkl studiert nebenbei Medientechnik an der Fachhochschule in Deggendorf.

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Franz Pirkl bei der Arbeit. Foto: kers