Buch-Tipp

„Die Sammlerin der verlorenen Wörter“ macht sich für Frauen stark

Der Roman „Die Sammlerin der verlorenen Wörter“ begleitet die Hauptfigur Esme bei ihrer Suche nach wichtigen Wörtern, die von wohlhabenden und gebildeten Männern ignoriert werden.


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„Die Sammlerin der verlorenen Wörter“ von Pip Williams, Diana-Verlag/Penguin Random House Verlagsgruppe.

Von Elisabeth Brebeck

Das Oxford English Dictionary ist das wichtigste Wörterbuch der englischen Sprache. Es gibt viele Aufzeichnungen über die Männer, die die erste Version in die Wege geleitet haben. Die Autorin Pip Williams hat sich auf die Suche nach Frauen gemacht, die zur Fertigstellung beigetragen haben.

Darum geht’s: Als Esmes Vater am ersten Oxford English Dictionary arbeitet, bemerkt sie, dass einige Ausdrücke von den Herausgebern als unwichtig abgetan werden. Eines Tages fällt ihr das Wort „bondmaid“ auf, das bedeutet leibeigene Magd. Für die Macher des Nachschlagewerks – wohlhabende und gebildete Männer – ist dieser Ausdruck unwichtig. Für Esmes Freundin, selbst eine leibeigene Magd, ist der Begriff hingegen sehr wohl von Bedeutung. Im Laufe der Zeit findet die Hauptfigur mehr dieser Begriffe, die wichtig für Arme und vor allem Frauen sind. Dennoch haben sie keinen Platz im Wörterbuch. Deshalb beginnt Esme, ihre eigene Sammlung von Wörtern anzulegen – Ausdrücke, die sie am Marktplatz, im Theater und bei Freundinnen aufschnappt.

Das Besondere: Auch wenn die Hauptfigur Esme frei erfunden ist, haben einige der Figuren im Buch wirklich gelebt. Die Autorin hat fast alle der männlichen Herausgeber und Assistenten der wahren Begebenheiten übernommen. Pip Williams hat lediglich deren Beziehungen zu anderen Charakteren fiktionalisiert.

In aller Kürze: Esme sammelt Wörter – insbesondere die, die als zu unbedeutend abgetan werden, um sie in das Oxford English Dictionary aufzunehmen. Auf ihrer Mission, diese Begriffe aufzuschreiben, findet sie Verbündete und macht sich für die Armen und die Gleichberechtigung der Frauen stark.

Fazit: Dadurch, dass die Autorin wahre Begebenheiten und Personen mit Fiktivem gekonnt verstrickt, lernt man interessante Seiten des ersten Oxford English Dictionary kennen. Esmes Liebe zur Sprache wird an jeder Stelle des Romans deutlich und nimmt den Leser mit in eine Welt der Wörter. Jedoch wirkt die Hauptfigur, obwohl die Autorin die Beweggründe der Protagonistin oft beschreibt, an der ein oder anderen Stelle unnahbar. Das liegt vor allem daran, dass Esme nur selten offen mit anderen Charakteren spricht und sehr zurückgezogen ist.