[Frei]schreiben!

Den Kopf wieder frei fürs Leben


Von Simon Forster

Es gibt viele Tage im Leben, die entscheidend für dich und deine Zukunft sein können. Heute war für mich so ein Tag. Vor mehr als einem Jahr fing der Ernst des Lebens an, die neue Qualifikationsphase im achtjährigen Gymnasium. Für mich, meine Mitschüler und auch für unsere Lehrkräfte war alles auf einmal neu. Ein neues Notenschema, Klausuren statt Schulaufgaben und alles zählte schon für unser Abi. Und die Seminararbeit muss geschrieben werden! Wir bekamen Themen zugeteilt und schon hieß es: "Selbstständiges wissenschaftliches Arbeiten. Macht mal!" Wir waren komplett auf uns alleine gestellt und der Abgabetermin erst in einem Jahr. Viele sagten: "Da ist ja noch ewig lange hin!" Doch wie es der Zufall will, war dieser Tag schneller da als wir alle dachten.

Entspannt beginnen
Voller Elan startete ich gleich in der ersten Woche: ich machte mich mit meinem Thema vertraut. Doch das war überhaupt nicht so leicht. Wie auch ich konnten viele nichts mit dem Begriff Seminararbeit anfangen. Ok, wir wussten, sie ist wichtig für unser Abitur. Wir wussten auch, dass wir mit Büchern arbeiten sollen, diese zitieren sollen und dass es nicht mehr als 15 Seiten werden sollen. Aber wir wussten nicht, wie diese letztlich aussehen sollte oder wie wir überhaupt anfangen sollen. Wir wurden also ins kalte Wasser geworfen. Doch genau das ist ja der Sinn dieser Arbeit.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten, die ich und meine Seminararbeit miteinander hatten, entstand Schritt für Schritt ein Konzept. Bei Fragen konnten wir uns auf Unterstützung seitens unserer Lehrer stets verlassen, aber schreiben mussten wir die Arbeit schon selber. Als hätten wir als Jugendliche oder Heranwachsende nichts Besseres zu tun, als ein Jahr lang an einer Arbeit zu sitzen. Das dachten sich wohl die meisten und so wurde das Thema vorerst auf Eis gelegt. Wir schafften mehr oder weniger erfolgreich die elfte Klasse und genossen die Sommerferien: Sonne, Spaß und Erholung - doch weit und breit keine Seminararbeit. Immerhin hatten wir noch fünf Monate Zeit. Das zwölfte Schuljahr kam allmählich auf Touren und schon wieder Pause: Herbstferien. Jetzt hatten wir nur noch eine Woche bis zum Abgabetermin der Seminararbeit. Das hieß arbeiten, arbeiten und noch mal arbeiten. Viele von uns saßen die ganzen Ferien über vor ihrem Computer und tippten Seite um Seite, lasen das eine oder andere Buch und alles drehte sich nur um unsere erste eigene Seminararbeit. Nach vielen Tagen harter, langer Arbeit war es endlich vollbracht: Sie war fertig!

Ein großer Schritt in Richtung Abitur
9. November 2010 - für viele Menschen ein gewöhnlicher Tag, für mich das Ende langer Arbeit, Stress und der Anfang langen Wartens auf die Entscheidung. Die ganzen Fragen in meinem Kopf, ob ich alles richtig gemacht habe, ob es den Anforderungen des Lehrers entspricht, ob sich die lange Arbeit gelohnt hat, machten mich förmlich verrückt und buchstäblich nervös.

Pünktlich um 9.20 Uhr lieferten wir die Arbeiten bei unserem Lehrer ab. Ganz wohl war mir nicht dabei, ich konnte meine eigene Leistung nicht einschätzen. Ändern konnte ich aber nun auch nichts mehr und trotz der Zweifel gab ich die Arbeit in die Hände meines Lehrers. Ich habe alles gegeben und es hat Spaß gemacht, selbst etwas zu schaffen. Nun liegt es nicht mehr an mir, sondern an der Korrektur meines Lehrers, ob sich der ganze Aufwand gelohnt hat. Doch eines bleibt mit Sicherheit: Wir haben durch die Seminararbeit einen wichtigen Schritt in unserem Leben gemacht - und einen großen Schritt in Richtung Abitur.

Päpp wünscht ihm und allen anderen Abiturienten viel Glück und Erfolg bei den Prüfungen.