Landau

Warum diese Abiturienten ohne Streich gehen


Abi ja, Streich nein. Die Oberstufensprecher Lisa Salzberger (v. l.), Sophia Lehner und Julian Täuber haben sich gemeinsam mit den Absolventen dagegen entschieden. Zu viele andere Dinge sind zu organisieren.

Abi ja, Streich nein. Die Oberstufensprecher Lisa Salzberger (v. l.), Sophia Lehner und Julian Täuber haben sich gemeinsam mit den Absolventen dagegen entschieden. Zu viele andere Dinge sind zu organisieren.

Abistreiche haben an vielen Gymnasien Tradition. In Landau nicht: Es fehlt an Zeit und Ideen.

Lehrerparkplätze zuparken, Sackhüpfen, Topfschlagen oder eine Karaokeshow für Pauker organisieren: Beim Abistreich darf man den Lehrern schlussendlich alles zufügen, wovon man während der zurückliegenden Jahre am Gymnasium geträumt hat. Der Abistreich hat an den meisten Gymnasien eine lange Tradition, Jahr für Jahr versuchen die Abiturienten, die Schulabgänger der Vorjahre mit einem ausgefallenen Programm zu überbieten. Nur in Landau wird diese Tradition nicht gepflegt. Einmal war der Abistreich sogar verboten. Oberstudiendirektorin Cornelia Feldkamp, seit September neue Schulleiterin, hätte den Schülern anheimgestellt, einen Abistreich zu organisieren. Zu ihrer großen Überraschung wollten die Absolventen gar nicht.

Zugegeben, ein wenig erleichtert ist Cornelia Feldkamp. "So ein Abistreich bedeutet jede Menge organisatorischen Aufwand und viel Stress - außerdem muss man als Lehrer ja dann in der Regel einige Mätzchen mitmachen." Da spricht die Schulleiterin aus Erfahrung, denn an ihren früheren Wirkungsstätten war der Abistreich jedes Jahr ein Muss. Folglich war sie sehr überrascht, dass die Landauer Absolventen auf dieses Spektakel freiwillig verzichten: "Ich hätte ihnen angeboten, einen Abistreich zu organisieren. Nach einer längeren Bedenkzeit haben sich die Abiturienten aber dagegen entschieden. Ich war erstaunt, so etwas habe ich bislang noch an keiner Schule erlebt." Normalerweise ließen sich die Schüler den Spaß nicht nehmen. Feldkamp vermutet, dass den Schulabgängern der organisatorische Aufwand zu hoch ist. Man habe sich bereits große Mühe mit der Abitur-Zeitung gegeben: "Da haben die Schüler jede Menge Arbeit investiert. So ein Abistreich kostet viel Energie, die nach dem Prüfungsstress verständlicherweise nicht mehr bei allen vorhanden ist."

Das Organisieren einer großen Show wäre ein zusätzlicher zeitlicher Aufwand. Oberstufenkoordinator Stefan Huber weiß aus Gesprächen mit seinen Absolventen, dass Zeit und Lust für weitere Arbeiten jetzt nur noch begrenzt vorhanden sind. "Das beobachte ich schon die letzten fünf, sechs Jahre. Man hat immer wieder über einen Abistreich nachgedacht. Es gab zwar immer Befürworter, aber vergleichsweise wenig Leute, die sich auch an der Arbeit beteiligt hätten." Diese wäre dann alleine an den Oberstufensprechern hängengeblieben. Der Lehrer kann aus dem Stegreif schon gar nicht mehr sagen, wann am Gymnasium der letzte Abiturstreich abgehalten wurde. Das Gerücht, dass Abistreiche in den vergangenen Jahren grundsätzlich verboten waren, bestätigt er aber nicht: "Lediglich einmal ist ein Verbot ausgesprochen worden. Das hat einen bestimmten Jahrgang betroffen, weil es dort außergewöhnliche Vorkommnisse gab." Ohnehin ist die Zeit zwischen Prüfungen und Entlassfeier knapp. Abiball und -feier werden zum großen Teil von den Schülern selbst organisiert.

Das bestätigt Julian Täuber, einer von fünf Oberstufensprechern: "Wir haben jede Menge zu tun. Aktuell sind wir an den Vorbereitungen für die Abschlussfeier und den Gottesdienst dran." Nach der Entlassfeier wollen viele Abiturienten in privaten Gruppen verreisen. Bei den meisten geht's nach Lloret de Mar. Auch das haben die Schüler in Eigenregie organisiert, ebenso die Abi-T-Shirts mit der Aufschrift "Circus Abigalli - die Stars verlassen die Manege" und das Krieger-Bier, ebenso mit dem Motto etikettiert. "Für einen Abistreich bliebe einfach keine Zeit. Direkt nach den Prüfungen wollten die meisten sowieso nur noch nach Hause. Alle waren müde und geschafft", fasst Julian Täuber es zusammen. "Die letzten Streiche, die wir als Schüler miterlebt haben, sind außerdem auch nicht so toll gewesen. Das ist meistens total ausgeartet. So etwas wollten wir nicht wiederholen."