[Frei]stunde!

Den Kopf freikriegen


Raphael Maier schießt seit eineinhalb Jahren beim TSV Natternberg. (Foto: Tanja Pfeffer)

Raphael Maier schießt seit eineinhalb Jahren beim TSV Natternberg. (Foto: Tanja Pfeffer)

Von Redaktion idowa

Der TSV Natternberg hat schon einige Talente im Bogenschießen gefördert. Auch Raphael Maier aus Wirschlburg ist von Pfeil und Bogen fasziniert. Obwohl der 15-Jährige erst seit eineinhalb Jahren Bogenschütze ist, war er im Juli bei der Deutschen Meisterschaft in Celle in Niedersachsen dabei. Im Interview erzählt er, was ihm am Bogenschießen gefällt und mit welchem Geheimtipp er sich immer wieder aufs Neue motiviert.

Raphael, wie hast du die Deutsche Meisterschaft in Celle erlebt?
Die Meisterschaft ging über zwei Tage. Es war ein überwältigendes Erlebnis. 200 Schützen waren am Start und die Atmosphäre war gigantisch. Am ersten Tag haben wir auf unbekannte Entfernung geschossen, bergauf und bergab, über Seen und quer durchs Gelände. Erst am zweiten Tag kam dann die bereits bekannte Distanz dran. Ich schieß' alles zwischen fünf und 50 Metern. Dabei sind aber fünf Meter fast schlimmer als die weite Entfernung, weil dann die Spots, also die Zielauflagen, sehr klein sind.

Welchen Platz hast du dort geschafft?
Ich bin 15. von 17 geworden und ehrlich stolz drauf. Mein Ziel war es, nicht Letzter zu werden und das habe ich geschafft.

Wie bist du zum Bogenschießen gekommen?
Ich habe einen besonderen Sport gesucht, den nicht jeder macht. Fußball wollte ich zum Beispiel auf keinen Fall. Beim Bogenschießen gefällt mir außerdem so gut, dass man keinen Druck hat. Man ist nur für sich selbst verantwortlich und hat keine Mannschaft hinter sich, der man es Recht machen will. Ich habe meine Entscheidung bisher noch keine Sekunde bereut.

Wie oft trainierst du?
Ich gehe jede Woche dreimal ins Training. Dort schieße ich dann ungefähr zwei Stunden konsequent 100 Pfeile, bis ich zufrieden bin.

100 Pfeile an einem Tag. Hast du danach nicht einen höllischen Muskelkater?
Nein, das war nur im ersten halben Jahr so. Da habe ich die Trainingseinheiten vor allem im Rückenbereich und in den Schultern gespürt. Aber das legt sich mit der Zeit und der Übung. Da gewöhnt man sich dran. Mittlerweile könnte ich etwa 150 Pfeile ohne Probleme sauber schießen, vorausgesetzt das Wetter und meien Tagesform spielt mit.

Welchen Einfluss hat denn das Wetter?
An sehr heißen Tagen ist man nicht in Topform. Da schaffe ich nur weniger Pfeile.

Was ist deiner Meinung nach am schwierigsten am Bogenschießen?
Es muss jeder einzelne Schuss gleich sein. Es ist sehr schwer, immer den gleichen Bewegungsablauf einzuhalten und immer gleich zu schießen. Das Zielen ist nämlich nicht so wichtig. Grob auf die Scheibe zu zielen reicht. Wenn der Bewegungsablauf stimmt, geht der Pfeil von selber in die Mitte.

Wie schaffst du es, immer die gleiche Bewegung zu machen?
Man muss versuchen, beim Schuss den Kopf auszuschalten und an nichts anderes zu denken, als den Schuss. Falsch ist auch, sich währenddessen auszurechnen, welche Platzierung man noch schaffen könnte, wenn man gut trifft. Dann geht's nur daneben. Man muss sich stark darauf konzentrieren, dass man den Kopf freikriegt.

Was ist dein Tipp, sich richtig zu konzentrieren?
Ich atme vor jedem Schuss einmal ganz tief ein und aus. Außerdem such' ich mir vorher noch einen Punkt am Rand des Feldes, den ich kurz intensiv anschaue. Bei uns auf dem Trainingsgelände ist das eine grüne Hecke. Die fixiere ich kurz, habe den Kopf frei und schieße dann. Aber auf keinen Fall einen anderen Schützen ansehen! Das verwirrt einen dann nur.

Interview von Tanja Pfeffer