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Ausbildung zu jungen Helden


Johanna Bidart leitet seit fast vier Monaten die Jugendbergwacht Bogen.

Johanna Bidart leitet seit fast vier Monaten die Jugendbergwacht Bogen.

Von Redaktion idowa

Bogen. Sie sind zur Stelle, wenn Skifahrer verunglücken, sich jemand beim Wandern den Fuß verstaucht oder aus einer Gondel gerettet werden muss - die Retter von der Bergwacht Bayern. Etwa 12000 Einsätze haben die rund 4000 Freiwilligen jährlich. Um bestmöglich helfen zu können, werden die ehrenamtlichen Retter lange ausgebildet. Durchschnittlich drei Jahre dauert die Trainingsphase. Johanna Bidart ist seit zweieinhalb Jahren Anwärterin für die Bergwacht, im August ist sie mit ihrer Ausbildung fertig. Die 17-Jährige betreut zudem die Jugendbergwacht. Im Gespräch mit Freistunde erzählt sie, warum sie Menschen helfen will und was Kinder ab zehn Jahren bei der Jugendbergwacht erwartet.

Johanna, hast du selbst schon mal jemanden gerettet?
Bei der Ausbildung zur Winterrettung war ich allein mit den Skiern unterwegs. Dabei habe ich beobachtet, wie ein Mann schwer gestürzt ist. Ich war Ersthelferin und habe meine Kollegen informiert.

Wie reagiert man in so einem Moment am besten?
Zu allererst ist es wichtig, die Unfallstelle abzusichern. Und der Mann durfte auf keinen Fall auskühlen. Ich habe ihm eine Decke untergelegt und dann meine Kollegen und den Rettungsdienst informiert. Offene Wunden sollte man auch so gut wie möglich abdecken und versorgen. Bis der Abtransport kommt, ist es wichtig, den Verletzten zu beruhigen und auch zu trösten - das ist vor allem bei Kindern wichtig. Ein ruhiges und sicheres Auftreten hilft enorm.

Bist du selbst schon einmal gerettet worden?
Nein, zum Glück ist mir noch nichts passiert. Aber wenn was sein sollte, hätte ich am meisten Angst vorm Alleinsein. Ich stelle es mir schrecklich vor, nach einem Unfall in den Bergen ganz allein zu sein und zu wissen, dass nicht sofort Hilfe kommen kann.

Dein Hobby ist dabei aber gar nicht so ungefährlich, oder?
Man muss auf jeden Fall Respekt davor haben, dass im Einsatz was passieren kann. Aber auch zu Hause kann ich mir was brechen. Dafür werden wir ja sehr intensiv ausgebildet. Es ist sicher, wenn man alles richtig macht. Zudem sind wir pro Einsatzgruppe meist zu fünft. Da passt man aufeinander auf.

Wie soll man reagieren, wenn doch was passiert?
Erst ist es wichtig, auf sich aufmerksam zu machen und um Hilfe zu rufen. Man muss so schnell wie möglich aus dem Gefahrenbereich. Liegt man zum Beispiel hinter einer Sprungschanze, muss man schnell dahinter weg oder ein Partner sollte sich hinstellen, damit niemand in die Unfallstelle rast. Dann einen Notruf absetzen und ruhig bleiben. Beim Anruf Rückrufnummer und Name hinterlassen. Bitte auch warten, ob noch Rückfragen kommen. Oft legen die Menschen aus Aufregung zu schnell auf. Und generell ist Ruhe bewahren das Wichtigste.

Und damit es gar nicht so weit kommt?
Wichtig ist, sein Verhalten immer der Situation anzupassen. Vor allem im Winter sollte man nur das machen, was man sich auch zutraut, nicht einfach auf gut Glück eine schwarze Piste fahren. Im Sommer sollte man immer genügend zu trinken mitnehmen und passende Wanderschuhe tragen. Generell sollte man niemals ohne Handy gehen und eine Kontaktperson sollte wissen, wo man sich aufhält. Wenn etwas passiert, muss man sich auch trauen anzurufen. Viele Menschen sind dafür zu schüchtern. Aber genau dafür sind wir da. Wir wollen helfen.

Was fasziniert dich an der Arbeit bei der Bergwacht?
Ich mag das Zusammenspiel von vielen Faktoren. Ich finde es schön, dass man Menschen helfen kann und wenn sie sich dafür bedanken, freue ich mich besonders über meine Arbeit. Ich liebe es, dass man so viel draußen ist. Mein Favorit ist die Winterrettung. Hier kann ich auch viel Skifahren.

Muss man Skifahren können?
Ja, auf jeden Fall. Skifahren gehört auch zur Grundausbildung dazu. Oft kommt man nur mit den Skiern an Unfallorte. Generell sollte man Spaß an Bewegung haben und auch etwas Ausdauer mitbringen. Die braucht man vor allem beim Wandern.

Wie kann man der Bergwacht beitreten?
Um eine Ausbildung bei der Bergwacht zu machen, muss man mindestens 16 Jahre alt sein. Man wird in den Bereichen Winterrettung, Sommerrettung, Luftrettung, aber auch Naturschutz und Notfallmedizin ausgebildet. Aber auch Kinder können schon bei der Bergwacht reinschnuppern. In der Jugendbergwacht sind Kinder von zehn bis 16 Jahren willkommen.

Du leitest seit knapp vier Monaten die Jugendbergwacht. Was hast du für die Teilnehmer vorbereitet?
Auf die Teilnehmer warten alle zwei Wochen Gruppensitzungen. Dort lernen wir viel über Naturschutz oder auch, wie man Knoten beim Klettern richtig macht. Es gibt eine Kletterwand, an der wir regelmäßig üben. Im Winter fahren wir gemeinsam Ski. Es gibt Freizeiten oder auch mal ein Wochenende auf einer Hütte. Alles in allem werden die Teilnehmer umfassend für ihre Anwärterzeit geschult.

So wirst du Jugendretter:
- Die Teilnahme ist kostenlos und ab zehn Jahren möglich
- Ausbildungsort ist in St. Englmar
- Kontakt zur Jugendbergwacht Bogen: Johanna.Bidart@gmx.net

Interview von Tanja Pfeffer

Die Bergwacht in Aktion.

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