Flughafen München

Gekaufter Ausweis: Arzt will nichts von Urkundenfälschung bemerkt haben


Bundespolizisten am Flughafen München kontrollieren täglich die Reisedokumente von knapp 40.000 Passagieren auf Echtheit und Gültigkeit. (Symbolbild)

Bundespolizisten am Flughafen München kontrollieren täglich die Reisedokumente von knapp 40.000 Passagieren auf Echtheit und Gültigkeit. (Symbolbild)

Von Regine Hölzel

Er hatte Freunde in Starnberg besucht, Weihnachtsgeschenke für die Familie gekauft und war am Donnerstag auf dem Weg zurück nach Moskau. Dass der Russe zur Kontrolle eine ungarische Identitätskarte zeigte, kam einer Bundespolizistin allerdings reichlich spanisch vor.

Also musste der Mann erst einmal mit zur Wache, bevor er schließlich mit einer Anzeige wegen Urkundenfälschung im Gepäck seine Heimreise antreten konnte. Bei der Ausreisekontrolle des ersten Fluges nach Moskau hat eine Bundespolizistin am Donnerstag einen russischen Staatsangehörigen aus dem Verkehr gezogen, weil er ihr einen gefälschten ungarischen Personalausweis vorlegte. In der Vernehmung beharrte der 46-Jährige darauf, dass das Dokument echt sei. Er habe es offiziell in Ungarn über einen Rechtsanwalt beantragt, 500 Euro für dessen Dienste bezahlt.

Als der Mann den Bundesbeamten bei der Vernehmung zu seiner Person in Bezug auf seine Schulbildung erklärte, er habe mittlere Reife, staunten die Beamten nicht schlecht. Schließlich erzählte er weiter, er sei Arzt, habe in Ungarn mit einer eigenen Klinik Fuß fassen wollen. Da habe er Anfang 2013 per Internet einen Anwalt in Ungarn kontaktiert, der mit Leistungen in Zusammenhang mit den europäischen Aufenthalts- und Arbeitsgesetzen warb. Bei einem persönlichen Treffen in einer ungarischen Kleinstadt habe er dem Anwalt alle geforderten Dokumente wie Geburtsurkunde und polizeiliches Führungszeugnis übergeben. Dieser habe anschließend alle Anträge vorbereitet und ihm zur Unterschrift vorgelegt. Nach Bezahlung der 500 Euro habe er schließlich den Ausweis bekommen.

Der Russe beharrte darauf, dass er eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis für die Dauer von zehn Jahren bekommen hat. Dass als Nationalität auf der Karte ungarisch eingetragen war, will er nicht bemerkt haben. Schließlich sei er schon ein paar Mal mit diesem Dokument in Westeuropa ein- und wieder ausgereist. Und niemand habe etwas zu bemängeln gehabt. Seine letzte Reise hatte den 46-Jährigen im Oktober dieses Jahres für vier Wochen über Zürich nach Wien geführt. Dort habe er einen Deutschkurs belegt. Jetzt sei er zwei Wochen in Deutschland gewesen, habe Freunde besucht und ein paar Weihnachtsgeschenke für die Familie gekauft.

Auch wenn er selbst sich keiner Schuld bewusst ist, muss der 46-Jährige sich dennoch wegen Urkundenfälschung und unerlaubten Aufenthalts verantworten. Nachdem er bei der Bundespolizei 570 Euro zur Sicherung des Strafverfahrens hinterlegt hatte, konnte er mit einem Flug am Nachmittag seine Heimreise nach Moskau antreten.