Wirtschaft

Wer berät bei der Geldanlage am besten?

Bei der Geldanlage vertrauen viele Deutsche immer noch auf ihre Hausbank. Doch bekommt man da wirklich die besten Produkte? Welche Alternativen es gibt - von Software bis Eigenregie.


Wenn's ums Geld geht, sollte man sicher sein. Doch wem kann man vertrauen? Wer Geld sparen will, kann alles selbst machen, sollte aber nicht blind den Tipps von Freunden und Familie folgen. Ein Honorarberater kann eine Option sein.

Wenn's ums Geld geht, sollte man sicher sein. Doch wem kann man vertrauen? Wer Geld sparen will, kann alles selbst machen, sollte aber nicht blind den Tipps von Freunden und Familie folgen. Ein Honorarberater kann eine Option sein.

Von Veronika Csizi

Im Schnitt besitzt jeder deutsche Haushalt knapp 163 000 Euro, hat das Statistische Bundesamt ermittelt. Zur Summe zählen nicht nur Erspartes, Fonds und Aktien, sondern auch Ansprüche gegen Lebensversicherungen und Pensionseinrichtungen, dazu Immobilien. Andere Studien haben im Schnitt 90 000 bis 120 000 Euro pro Person ermittelt, wobei der Median, also die Mitte der Vermögen, deutlich tiefer liegt.

Unabhängig von der Höhe der Vermögen gilt es, Wege zu finden, wie man das Geld zur Seite legt, es sinnvoll anlegt, fürs Alter spart und Risiken absichert. Im Dschungel der Anlagemöglichkeiten und bei der Entscheidung, was individuell notwendig ist, verlieren viele die Orientierung. Beratung wird benötigt. Im Prinzip bieten sich für den Anleger vier Wege, sein Geld richtig anzulegen und die Finanzen zu managen: die Hausbank, ein unabhängiger Honorarberater, ein Robo Advisor oder die Finanzplanung auf eigene Faust.

1. Die Hausbank: Die meisten Anleger gehen mit finanziellen Fragen zu ihrer Hausbank und kaufen Versicherungen über einen Makler. Der Bankberater ihres Vertrauens hilft ihnen beim Kauf eines Fonds, beim Abschluss einer Altersvorsorge, bei einem Immobilienkredit oder einem Bausparvertrag.

Vielen ist dabei jedoch nicht bewusst, dass Bankberater Provisionen erhalten und damit vielfach eher Verkäufer denn individuelle Ratgeber sind. Nach Meinung der Verbraucherschützer verkaufen sie nicht immer ein für den Kunden passendes, sondern vielmehr jenes Produkt, das die höchsten Provisionen abwirft. Zwar sind die Banken inzwischen verpflichtet, ihre Provisionen offenzulegen, doch ist vielen Kunden deren Höhe unter dem Strich nur selten bewusst.

Wer beispielsweise für 5000 Euro einen Investmentfonds kauft und dann fünf Prozent Ausgabeaufschlag zahlt, legt de facto nur 4750 Euro an. 250 Euro gehen an den Vertrieb, also als Bezahlung an den Verkäufer, also die Bank. Zusätzlich werden dann jedes Jahr 0,5 bis zwei Prozent, manchmal mehr, manchmal weniger, vom Fondsvermögen abgezogen.

Nicht nur die hohen Kosten in der Bankfiliale sind abschreckend. Es gilt auch: Das teuerste Produkt ist nur selten jenes Produkt, das sich am besten für den Kunden in seiner individuellen Vermögenssituation eignet. Umgekehrt jedoch schätzen viele Verbraucher eine persönliche Betreuung durch ihren Bankberater.

In den AGB der Banken kann jeder nachlesen, welche Provisionen die Bank kassiert, wie hoch also die Verkaufsprämien von Fondsunternehmen oder anderen Investmentgesellschaften sind.

2. Die Robo Advisors: Robo Advisors sind die computergestützte Geldanlage zu einem relativ günstigen Preis. Die "Roboter-Berater" gibt es erst seit etwa zehn Jahren, mehr als 15 Milliarden Euro werden in Deutschland inzwischen via Software gesteuert. Fachleute rechnen damit, dass allein der deutsche Markt bis 2025 auf 35 Milliarden wachsen wird. Weltweit könnten sich die digital verwalteten Gelder binnen drei bis vier Jahren auf drei Billionen verdreifachen.

Etwa 40 Anbieter buhlen hierzulande um die Gunst der Kunden. Um eine echte Beratung handelt es sich dabei eigentlich nicht. Vielmehr ordnen der Robo Advisor beziehungsweise dessen Algorithmen den Kunden, der einige Fragen beantworten muss, automatisiert einem von mehreren Risikomodellen zu und legen sein Geld dann entsprechend an.

Eine komplette, ganzheitliche Vermögensanalyse und Planung bieten die Robos hingegen nicht. Dafür ist der automatisierte Service deutlich billiger als die indirekten Kosten für die Beratung in der Bankfiliale.

3. Freie Finanzberater: Umfangreiche Beratung mit persönlicher Ansprache bieten freie Finanzberater. Allerdings gilt hier: Die große Mehrheit von ihnen arbeitet ebenfalls mit Provisionen. So stehen bei der Versicherungsberatung knapp 200 000 provisionsabhängige Makler nur gut 300 honorarfinanzierten Beratern gegenüber.

Auch bei der ganzheitlichen Vermögensberatung ist das Verhältnis unausgeglichen: Wer einen der knapp 40 000 Finanzanlagenvermittler beauftragt, muss wissen, dass er Provisionen kassiert - anders die rund 200 "unabhängigen Honorar-Anlagenberater", die nur mit direkter Bezahlung arbeiten und eine Zulassung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) haben.

Hinzu kommen weitere 300 Honorar-Finanzanlagenberater, die von den IHK registriert werden und nur zu Fonds beraten dürfen. Im Schnitt kostet ein Honorarberater 150 bis 200 Euro pro Stunde oder eine zuvor festgelegte Pauschale in Prozent des Vermögens.

Bei der ersten Gesamtbeurteilung der Vermögensverhältnisse und möglichen Anlageformen sind meist ein paar Stunden nötig. Eine Garantie für die richtige und erfolgreiche Beratung können jedoch auch Honorarberater nicht geben. Zudem stehen Kosten und Nutzen bei sehr kleinen Vermögen womöglich in einem Missverhältnis.

Wer nicht weiß, wie er einen Honorarberater aufspüren kann, findet Hilfe beim Verbund deutscher Honorarberater. Je nach Ziel einer Beratung kann man sich dort passende und zertifizierte Honorarberater heraussuchen lassen.

4. Mach es selbst: Natürlich lassen sich die Finanzen auch in Eigenregie managen. Das kostet jedoch Zeit und Interesse. Der Anleger oder die Anlegerin muss sich über die eigene Risikoneigung klar sein, diszipliniert investieren und Emotionen in Schach halten, um Fallstricke zu vermeiden.

So hat die verhaltensorientierte Finanzmarktforschung beispielsweise herausgefunden, dass Anleger dazu tendieren, Ratschläge von Verwandten oder Nachbarn als sinnvoll zu berücksichtigen, Verluste zu lange im Depot mitzuschleppen oder Fehlentscheidungen zu ignorieren.

Wer den Geld-Cocktail in Eigenregie mischt, wird jedoch viel sparen können. So klingt es nach geringfügigen Unterschieden, ob ein Fondssparplan jedes Jahr 0,2 Prozent oder aber zwei Prozent kostet. Doch der Zinseszinseffekt wirkt sich gerade über lange Zeiträume massiv aus.

Ein Beispiel: Ich spare 30 Jahre lang jeden Monat 200 Euro in einem Fonds mit einem Ausgabeaufschlag von 2,5 Prozent für den Vertrieb und zwei Prozent jährlichen Verwaltungsgebühren, von denen ein erheblicher Teil an den Vertrieb geht - oder andererseits in einen passiven Indexfonds ohne Ausgabeaufschlag und mit geringen Gebühren von 0,2 Prozent pro Jahr. Die jährliche Rendite liegt jeweils bei sieben Prozent. Im ersten Fall habe ich, vor Steuern und Inflation, in 30 Jahren 226 158 Euro angehäuft, im zweiten Fall sind es nur 156 708.

Verbraucherschützer empfehlen versierten Kunden deshalb gerne, das Vermögensmanagement mit einer Reihe von klassischen ETF selbst in die Hand zu nehmen und gut auf verschiedene Sektoren und Länder zu diversifizieren.

Stiftung Warentest etwa hat mit dem Pantoffeldepot aus einem Rendite- und einem Sicherheitsbaustein eine Art hausgemachte Vermögensverwaltung entwickelt, die jeder in seinem eigenen Depot umsetzen kann.