Zahlen, Ursachen, Aussichten

Bayerns Wirtschaft: Der Weißbier-Index sinkt


Die vbw stellt das Auf und Ab der Konjunktur mit einem Weißbier-Glasl dar.

Die vbw stellt das Auf und Ab der Konjunktur mit einem Weißbier-Glasl dar.

Von Markus Giese

Bayerns Wirtschaft kühlt sich ab, der Weißbier-Index sinkt - vor allem, weil die Auto-Industrie kränkelt. Die Firmen kritisieren die GroKo.

München - Noch ist das Glasl mehr als halb voll - doch das Weißbier schäumt schwächer, die internationalen Risiken zuzeln am obergärigen Gerstensaft: Der Herbst-Index der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) - der "Weißbier-Index" - ist im Vergleich zum Frühjahr dieses Jahres gesunken - zum ersten Mal seit vier Jahren. "Die konjunkturelle Lage in Bayern ist weiterhin gut, aber die Abkühlung hat begonnen", sagte vbw-Präsident Alfred Gaffal am Montag.

Bayerische Wirtschaft: die Zahlen

Die vbw reduziert ihre Wachstumsprognose 2018 für Bayern von 2,5 Prozent auf maximal 2,2 Prozent. "Das Wirtschaftswachstum wird sich weiter verlangsamen", sagte Gaffal. Der Weißbier-Index liegt im Moment bei 135 Punkten - das sind zehn Punkte weniger als vor einem halben Jahr.

Die Entwicklung der Industrie

Fast alle Bereiche entwickelten sich laut vbw schlechter als in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres. Die Industrieproduktion beispielsweise ging im dritten Quartal um 0,4 Prozent zurück - vor allem wegen der Schwäche im Automobil-Sektor, in dem rund 200 000 Arbeitnehmer im Freistaat beschäftigt sind. "Wenn die Auto-Industrie hustet, ist Bayern krank", sagte vbw-Präsident Gaffal. Das Husten freilich ist nicht zu überhören: Laut vbw lag die Produktion in der Auto-Branche im dritten Quartal um sieben Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Auch andere Industriezweige - etwa Elektro und Chemie - fuhren die Produktion zurück.

Die Ursachen für den Dämpfer

Neben dem laut Gaffal "überhastet eingeführten WLTP-Prüfverfahren", um Abgasemissionen und Spritverbrauch bei Autos zu bestimmen, machen die Wirtschaftsvertreter vor allem die "unsägliche und völlig aus dem Ruder gelaufene Diesel-Debatte" für die schwächeren Zahlen in der Auto-Branche verantwortlich. "Die Debatte um Fahrverbote ist völlig irrational", schimpfte Gaffal. Die Grenzwerte seien mehr als fragwürdig - "sowohl was deren Höhe anbelangt als auch was die Positionierung der Messstationen betrifft".

Die Aussichten für die Wirtschaft in Bayern

Die vbw sieht weiter Risiken: zum einen blieben weltweite Unsicherheiten - unter anderem der Brexit, Roms Schuldenpolitik und weiter schwelende Handels-Konflikte. Zum anderen kritisieren die Unternehmen "negative Weichenstellungen im Inland". Die Regierung in Berlin müsse endlich anfangen zu regieren, meinte Gaffal, der Strategien bei Mobilität und Digitalisierung vermisst. Dazu belasten der Fachkräftemangel und bürokratische Hürden die Firmen.

Bei solchen Aussichten dürfte sich das Weißbier-Glasl der bayerischen Wirtschaft kaum so schnell wieder füllen.