Tenniswelt geschockt

Weltranglisten-Erste Barty hört auf


Ashleigh Barty gewann Wimbledon, die French Open und die Australian Open. Nun tritt sie zurück - mit gerade mal 25 Jahren.

Ashleigh Barty gewann Wimbledon, die French Open und die Australian Open. Nun tritt sie zurück - mit gerade mal 25 Jahren.

Von sid

Ashleigh Barty setzte sich in einem schlichten dunkelblauen Shirt vor die Kamera, ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen. "Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg. Es ist einfach mein Weg", sagte die Weltranglistenerste, bevor sie völlig überraschend mit gerade mal 25 Jahren ihr Karriereende verkündete: "Ich weiß im Herzen, dass es für mich richtig ist."

Die aktuelle Wimbledon- und Australian-Open-Siegerin, die einstige French-Open-Titelträgerin, die dominante Spielerin der Tour verlässt unvermittelt die große Bühne - und die Tenniswelt ist geschockt. "Es ist das erste Mal, dass ich es laut ausspreche und ja, es ist schwer zu sagen", gestand die emotionale Barty in dem Gespräch mit ihrer ehemaligen Doppelpartnerin Casey Dellacqua. Aber sie sei "so glücklich" und "so bereit" für den einschneidenden Schritt.

Die Welt verneigt sich: "Wir werden dich so sehr vermissen"

Ein Schritt, den Experten und Beobachter nicht hatten kommen sehen. Die WTA huldigte ihrem jahrelangen Aushängeschild. "Danke, dass du eine unglaubliche Botschafterin für diesen Sport und für Frauen auf der ganzen Welt bist", schrieb die Spielerinnen-Organisation: "Wir werden dich so sehr vermissen, Ash." Die australische Zeitung "The Age" würdigte, dass Barty daran erinnert habe, "dass Anmut und Bescheidenheit im Streben nach Spitzenleistungen nicht beiseite geschoben werden müssen".

Der australische Premierminister Scott Morrison würdigte Bartys Leistungen, "die für alle Zeiten gefeiert werden", und wünschte ihr "im Namen aller Australier" alles Gute für die Hochzeit und das "neue Leben" mit ihrem Garry. Bundestrainerin Barbara Rittner schrieb bei Instagram: "Wir werden dich und deinen Spielstil so sehr vermissen."

Barty: Ein Abschied am Höhepunkt

Barty verabschiedet sich in einer Phase der Karriere, in der sie beste Aussichten auf weitere große Siege hatte. 2019 war ihr in Paris der erste Coup gelungen, sie übernahm danach die Spitze der Weltrangliste, bevor sie in der Hochphase der Corona-Pandemie auf Reisen verzichtete. Im vergangenen Jahr bewies die Athletin aus Ipswich/Queensland ihren Ausnahmestatus dann in Wimbledon, bevor sie mit dem ersten Heimsieg seit 1978 im Januar dieses Jahres in Melbourne endgültig zur Ikone in ihrer Heimat aufstieg.

Doch jetzt ist Schluss für die "dankbare" Barty. Sie sei sich sicher, "dass der Zeitpunkt richtig" sei, um abzutreten und "andere Träume zu verfolgen". Erfolg sei es, zu wissen, "dass ich absolut alles gegeben habe". Sie sei "erfüllt", und "ich weiß, wie viel Arbeit es braucht, um das Beste aus sich herauszuholen".

Diesen "physischen Antrieb, das emotionale Verlangen und irgendwie alles, was man braucht, um sich auf höchstem Niveau herauszufordern", spüre sie aber nun nicht mehr in sich. Sie wisse einfach, dass sie "absolut verbraucht" sei, sagte Barty: "Ich weiß, dass ich körperlich nichts mehr zu geben hatte, und das ist Erfolg für mich".

Barty verlässt das Spitzentennis mit einem Lächeln - und ihre Sportart verliert eine herausragende Athletin und Botschafterin.