"Im Moment ist alles offen"

Was macht Aston Martin für Vettel interessant?


Sebastian Vettel könnte zu Aston Martin wechseln. "Sie haben ein gutes Auto für dieses Jahr und damit gute Möglichkeiten, sich für nächstes Jahr noch zu verbessern", sagt der Star-Pilot.

Sebastian Vettel könnte zu Aston Martin wechseln. "Sie haben ein gutes Auto für dieses Jahr und damit gute Möglichkeiten, sich für nächstes Jahr noch zu verbessern", sagt der Star-Pilot.

Von Katharina Federl

Die Gerüchte um Vettel und Aston Martin werden heißer. Das Team ist nicht nur die letzte, sondern auch eine verdammt gute Chance.

Es ist eines der spannendsten Teams der Formel 1 - und derzeit auch eines der umstrittensten: Der Rennstall Racing Point, der bald Aston Martin heißen wird, sorgt für Wirbel bei der Konkurrenz. Die neue Geschwindigkeit dieses pinken Autos brachte dem Team einerseits einen offiziellen Protest der Rivalen ein, andererseits winken den Briten auch glänzende Zukunftsaussichten. Möglicherweise sogar mit einem echten Star-Piloten: Sebastian Vettel.

"Jeder spricht gerade über Racing Point", sagte der Hesse vor dem Großen Preis von Ungarn (Sonntag, 15.10 Uhr/RTL und Sky), "in den ersten beiden Rennen waren sie beeindruckend. Sie haben ein gutes Auto für dieses Jahr und damit gute Möglichkeiten, sich für nächstes Jahr noch zu verbessern." Mit ihm hinter dem Steuer? Schließlich berichtete zuletzt nicht nur die "Bild", dass Vettel zu Aston Martin wechseln könnte.

Aston Martin: "Waren im Rennen teilweise schneller als Mercedes"

"Gerüchte sind Gerüchte. Nur ein paar Tage nach Österreich hat sich nicht viel geändert", kommentierte Vettel die Spekulationen um seine Zukunft. "Fakt ist, dass es keine Neuigkeiten gibt." Noch nicht, denn Vettel bestätigte zumindest "lose Gespräche" mit den Verantwortlichen des künftigen Aston-Martin-Teams. "Im Moment ist noch alles offen." Klar ist aber auch: Die Briten wären Vettels letzte realistische Option, nachdem sein Vertrag bei Ferrari nicht verlängert wird. Vor wenigen Wochen hätte ein solcher Wechsel noch wie ein Akt der Verzweiflung gewirkt, um irgendwie in der Formel 1 zu bleiben. Doch mittlerweile scheint die Option immer attraktiver.

Und das liegt nicht nur daran, dass im kommenden Jahr Aston Martin auf dem Auto steht und in Lawrence Stroll ein Milliardär die Geschicke als Mehrheitseigner lenkt. Der Rennstall ist plötzlich auch sportlich ein Faktor in der Formel 1. Bei den beiden Auftaktrennen in Spielberg wurde deutlich, wie schnell die Racing Points wirklich sind.

Als Konkurrent dürfe man sich so langsam Sorgen machen, sagte etwa Red-Bull-Teamchef Christian Horner und schob einen ziemlich einleuchtenden Grund gleich nach: "Sie waren im Rennen teilweise schneller als der Mercedes."

Vettel für Perez? "Werden sehen, was die nächsten Wochen bringen"

Schneller als der Branchenführer also, an dem sich Ferrari und Red Bull seit Jahren die Zähne ausbeißen. Geschafft hat Racing Point das mit einem umstrittenen Konzept: Das Team aus Silverstone hat ziemlich offensichtlich den Weltmeister-Mercedes von 2019 nachgebaut. Nun ist es in der Formel 1 nicht ungewöhnlich, erfolgreiche Konzepte abzukupfern, die Frage ist bloß, wie genau das geschieht: Nur anhand von Bildern? Oder wurden Informationen ausgetauscht? Letzteres ist in Bezug auf bestimmte Teile verboten. Das Renault-Werksteam legte daher beim Weltverband Protest ein, nun wird untersucht, ob bei der Entstehung des RP20 alles mit rechten Dingen zuging. Racing Point allerdings gibt sich sehr selbstbewusst, gut möglich, dass der Protest letztlich abgewiesen wird.

Und dann hätte Aston Martin gewichtige Argumente im Buhlen um Vettel: Das aktuelle Auto ist schneller als der Ferrari. Und da im Zuge der Coronakrise die Entwicklungsmöglichkeiten stark eingeschränkt wurden, könnte es auch 2021 noch zu den schnellsten im Feld gehören. Vielleicht bekommt Vettel sein Sieger-Auto also doch noch - obwohl er nicht im Mercedes, Ferrari oder Red Bull sitzt.

Sergio Perez, aktueller Pilot bei Racing Point, wirkte am Donnerstag nicht wie einer, der seinen Platz im nächsten Jahr sicher hat. "Ich habe einen Vertrag", sagte der Mexikaner: "Wir werden sehen, was die nächsten Wochen bringen." Angeblich enthält sein Kontrakt eine Abfindungsklausel, aktivierbar noch bis Ende Juli. Laut ESPN Mexiko sieht sich Perez bereits nach Alternativen für die nächste Saison um.

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