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Viktoria Rebensburg: "Lena Dürr hat sich durchgebissen"

Eine Ski-WM reißt Viktoria Rebensburg auch nach der aktiven Zeit noch mit. Die Eurosport-Expertin spricht in der Abendzeitung über Dürrs ersten Weltcupsieg und zarte Hoffnung bei den DSV-Frauen.


Viktoria Rebensburg ist als TV-Expertin tätig

Viktoria Rebensburg ist als TV-Expertin tätig

Von Thomas Becker

AZ-Interview mit Viktoria Rebensburg: Die 33-Jährige war Olympiasiegerin im Riesenslalom 2010 und zwei Mal Vizeweltmeisterin, 2020 beendete sie ihre Karriere, sie ist jetzt als Expertin für Eurosport tätig.

AZ: Frau Rebensburg, Ihre letzte Weltmeisterschaft als aktive Skifahrerin ist jetzt auch schon wieder vier Jahre her. Kribbelt es bei so einer WM noch etwas bei Ihnen?

VIKTORIA REBENSBURG: Natürlich kribbelt es da! Ich verfolge weiterhin den Weltcup, zum einen als Expertin für Eurosport und zum anderen, weil ich nach wie vor ein Riesen-Fan der Sportart bin.

Schauen wir Richtung Weltmeisterschaft: Als Erste fällt einem aus deutscher Sicht gerade Lena Dürr ein.

Ich freue mich richtig für Lena, endlich wird sie für die jahrelange, harte Arbeit belohnt und sie erhält die Anerkennung. Eine schöne Geschichte, die uns Lena zeigt: Wenn man dran bleibt, an sich glaubt und seinen Weg geht, dann ist es auch möglich, erfolgreich zu sein.

Haben Sie eigentlich noch Kontakt zu ihr?

Vergangenes Jahr habe ich ihr mal geschrieben: ‚Wirst sehen: Irgendwann geht es sich aus, dass du auch nach dem zweiten Durchgang ganz vorne bist!' Es war definitiv eine Frage der Zeit, bis es klappt. Und jetzt in dieser Situation die überragende Mikaela Shiffrin zu schlagen, ist schon eine herausragende Leistung.

Sie haben Dürrs zunächst so erfolgreiche Anfänge aus nächster Nähe miterlebt.

Ich kann mich noch sehr gut erinnern, als Lena ins Team kam. Sie hatte in allen Disziplin gute Anlagen und es war damals schon vom Gesamtweltcup die Rede. Aber aus irgendeinem Grund war dann der Wurm drin. Sie hat sich aber durchgebissen und jetzt ist sie da, das ist entscheidend. Es ist nie zu spät, um ein Weltcuprennen zu gewinnen.

Auch abseits von Lena Dürr hat sich bei den Frauen des Deutschen Skiverbandes in der bisherigen Weltcupsaison ja ein zartes Pflänzchen der Hoffnung auf bessere Resultate geregt. Nur in Ihrer ehemaligen Paradedisziplin, dem Riesenslalom, sieht es aus deutscher Sicht immer noch ziemlich trübe aus.

Mit Emma Aicher haben wir ein zartes, aber auch sehr talentiertes Pflänzchen. Ich bin begeistert von ihren Leistungen, gerade im Speed-Bereich, wo sie mit sehr wenigen Trainingstagen schon prima mitgefahren ist. Da ist es jetzt wichtig für sie, ein gutes Mittelmaß für die Rennen in allen Disziplinen zu finden. Es ist auch schön, dass sich im Technikteam etwas bewegt hat, mit Lena als absolutem Zugpferd und dahinter beispielsweise Jessica Hilzinger, die wieder mit dabei ist. Ein weinendes Auge gibt es noch immer in meiner ehemaligen Paradedisziplin dem Riesenslalom. Aber die Entwicklung im Slalom zeigt, dass man auf dem richtigen Weg ist.

Wie sieht es bei den Speed-Disziplinen aus?

Die Strecke in Meribel hat ein interessantes Gelände, größtenteils mittelsteil, mit Wellen und langgezogene Kurven und am Ende ein steilerer Zielhang. Bei Kira weiß man, dass wenn sie körperlich fit und vom Kopf her sortiert und klar ist, sie auch absolute Chancen hat, um Medaillen mitzufahren. Ihr ist meiner Meinung nach alles zuzutrauen.

Am 4./5. März kann man sich als Normalsterblicher mit Ihnen auf der Piste messen: beim Red Bull Bankx, einem Parallelslalom am Nebelhorn in Oberstdorf. Erzählen Sie doch mal davon!

Das ist ein Jedermann-Rennen, ein Parallelslalom, einzigartig in Deutschland. Ein paar Schwierigkeiten werden auch in den Kurs eingebaut: Steilwandkurven, einmal fährt man um eine Hütte herum und andere interessante Dinge. Das wird sicherlich ein Riesenspaß und ein spannendes Ski-Spektakel werden. Wer also mal ein bissl Wettkampfluft schnuppern möchte. . .