Überblick

Tournee-Dominator Granerud von A bis Z

Halvor Egner Granerud hat sowohl in Oberstdorfals auch in Garmisch-Partenkirchen gewonnenund steuert auf seinen ersten Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee zu. Die AZ stellt ihn hier vor.


"Wenn das System greift, dann fliegt er eigentlich geradeaus", sagt Deutschlands Topspringer Karl Geiger über den Dominator der Vierschanzentournee Halvor Egner Granerud.

"Wenn das System greift, dann fliegt er eigentlich geradeaus", sagt Deutschlands Topspringer Karl Geiger über den Dominator der Vierschanzentournee Halvor Egner Granerud.

Von Thomas Becker

Wenn Deutschlands bester Skispringer nur lobende Worte für den Konkurrenten übrig hat, muss der so einiges richtig machen. "Granerud macht im Flug unglaublich Meter", sagt Karl Geiger, "was ich beeindruckend finde: Wenn das System greift, dann fliegt er eigentlich geradeaus. Das geht nur, wenn man in absoluter Top-Form ist", so der 29-Jährige über den drei Jahre Jüngeren. Aber wer ist dieser Granerud? Die AZ hat sich auf Spurensuche begeben:

Asker Skiklubb: Hier fing alles an, im Sportverein in der Kommune Asker, südwestlich von Graneruds Geburtsort Oslo. 1889 wurde der Verein gegründet, für Langlauf und Skispringen. Heute sind zig Sportarten dazugekommen, rund 4800 Mitglieder gibt es.

Die Fußballabteilung ist eine der größten Norwegens.

Bergisel: Die Schanze in Innsbruck mag der Norweger nicht so sehr. "Da hat er schon öfter Schwierigkeiten gehabt", sagte Nationaltrainer Alexander Stöckl. Mit der Hilfe eines Psychologen habe Granerud aber ein "gutes Werkzeug", wie er sich auf den Wettkampf vorbereitet und ihn durchführt, ohne gestresst zu sein, so Stöckl. Dennoch: Dass er hier mal den Gesamtsieg der Tournee verspielt hat, wird noch irgendwo im Hinterkopf stecken.

Continental Cup: In der sozusagen Zweiten Liga nach dem Weltcup debütierte er im Februar 2014 mit 18, sein erster Sieg dort gelang ihm am 14. Februar 2015 auf der Salpausselkä-Schanze in Lahti, vor Ane Laniek und einem gewissen Janne Ahonen, seines Zeichens Skisprung-Legende und fünffacher Tourneesieger.

Debüt im Weltcup: Am 5. Dezember 2015 durfte er erstmals bei den Besten mitspringen. Weltcupsieg eins ist da noch fünf Jahre entfernt.

Essen vor die Tür: In der Pension des Ex-Skisprung-Trainers Andreas Bauer wurde der an Covid erkrankte Norweger nach der Nordischen Ski-WM im März 2021 zur Quarantäne einquartiert - und dort behandelt wie ein Sohn. Konkurrent Karl Geiger brachte ihm das Essen höchstpersönlich vor die Tür - Granerud war gerührt und sprach von einer "tollen Geste" des Kollegen.

Fis-Cup: International hatte er seine ersten Auftritte im Sommer-Fis-Cup 2013: In der Villacher Alpenarena belegte er die Plätze 30 und 26. In der Wintersaison auf dem Tveitanbakken in Notodden wurde er 29. und Vierzehnter.

Gesamt-Weltcup: Die Trophäe für den über die komplette Saison am konstantesten weit Springenden sicherte sich der Skandinavier in der vorvergangenen Saison.

Halvor: Sein Vorname stammt aus dem Altnordischen und bedeutet übersetzt der Beschützer.

Immer an seiner Seite: Freundin Karoline Nilsen. Mit der hübschen Blondine lebt er seit 2019 gemeinsam in Trondheim.

Jan Bertzen: Sein allererster Trainer. Schon im Alter von sechs Jahren fing Granerud mit dem Skispringen an.

Kuusamo: Im tiefsten Nordosten Finnlands landete er seinen erster Weltcupsieg, am 29. November 2020.

15 weitere sollten folgen - Stand 2. Januar 2023.

Leichtigkeit: So beschreiben viele Experten den Sprungstil des Norwegers.

Molde: In der kleinen Küstenstadt, wo Landsmann Erling Haaland als Torjäger von Molde FK (2017-18) für Furore sorgte, hatte Granerud 2014 seine erste Bronzemedaille bei den norwegischen Meisterschaften geholt - mit der Mannschaft.

Nebenjob: Im Kindergarten von Trondheim arbeitete er mal während der Pandemie. Die Geduld, die ein Skispringer braucht, zeichnete ihn auch im Umgang mit den Kindern aus. So berichtet es jedenfalls die Leiterin des Kindergartens: "Die Jungs und Mädchen waren richtig glücklich bei ihm."

Olympische Spiele: In Peking wurde er Vierter mit dem Team, im Einzel auf der Normalschanze 30. und von der Großschanze Achter.

Planica: Auf der slowenischen Schanze sprang er mit 244,50 Metern seine persönliche Bestweite. Hier wurde er 2020 auch Skiflug-Weltmeister mit der Mannschaft.

Quali: Auch da lief es für den Überflieger dieser Tournee bislang stets prima: gewonnen in Oberstdorf, Platz sechs in Garmisch.

Roy Erland Myrdal: Der Norweger ist derzeitig sein persönlicher Trainer.

Stöckl, Alexander: Norwegens österreichischer Nationaltrainer stammt aus St. Johann in Tirol und wurde Anfang der 90er Jahren mal Gesamt-70. bei der Tournee.

Thorbjörn Egner: Sein Ur-Großvater ist ein bekannter Kinderbuchautor, unter anderem der Erfinder von Karius und Baktus.

Underdog: Ist er nicht mehr. Seine 16 Weltcupsiege hat er in den vergangenen zwei Wintern gesammelt.

Vierschanzentournee: Beim letzten Mal hat es in der Gesamtwertung für Rang drei gereicht, heuer ist mehr drin.

Wang Toppidrett: In der Olsoer Sekundarschule drückte er einst die Schulbank.

X-Faktor: Als Sechzehnjähriger ging er nach einer Grillfeier auf die Schanze zum Springen - splitterfasernackt!

Yoga: Nach dem Sieg in Garmisch-Partenkirchen ließ er sich im Schneidersitz-Yoga-Pose ablichten - wie Landsmann Haaland.

Zakopane: Auch im polnischen Tatra-Gebirge steht der Name Granerud seit Februar 2021 auf der Siegerliste.