Im Tempo-Rausch

Thomas Dreßen zum Saisonstart: "Die Motivation ist noch größer"


Mit Adrenalin im Blut: Thomas Dreßen bei seinem Sieg auf der Streif in Kitzbühel im Januar.

Mit Adrenalin im Blut: Thomas Dreßen bei seinem Sieg auf der Streif in Kitzbühel im Januar.

Von Bernhard Lackner

So schnell Thomas Dreßen auf den Skipisten unterwegs ist, so rasant verlief sein Aufstieg in die Weltspitze. Am Wochenende startet er in die neue Abfahrts-Saison. "Die Motivation ist noch größer".

Thomas Dreßen ist wohl so etwas wie ein Adrenalin-Junkie, ein Geschwindigkeits-Fanatiker allemal. Wenn der 25-jährige Ski-Star nicht gerade mit bis zu 150 km/h die Abfahrtspisten dieser Welt hinabrast, wie bei seinem jetzt schon legendären Sieg auf der Streif am 20. Januar, dann düst er gerne auf seiner Harley Davidson durch die bayerisch-österreichische Alpenlandschaft. Die Harley hat er sich gegönnt, als Belohnung für seinen Sieg in Kitzbühel.

Und Dreßen ist begeisterter Motorsportfan, "motorsport-verrückt", wie er selbst sagt. Zweimal, am Norisring und im österreichischen Spielberg, besuchte er im Sommer ein DTM-Rennen, bei der Formel 1 in Spielberg "durfte ich in die Boxengasse, das war schon cool. Mit Sebastian Vettel konnte ich mich in Ruhe unterhalten", sagte der Mittenwalder der "Bild". "Menschlich ist er ein Riesenvorbild, weil er trotz des Erfolgs bodenständig und ein netter Kerl geblieben ist."

Dreßen mag es lieber etwas ruhiger

Einige andere Termine, mit denen er sich nicht identifizieren konnte, sagte Dreßen, der mit Freundin Birgit in Scharnstein in Oberösterreich lebt, hingegen ab. "Ich habe es lieber ein bisschen ruhiger."

Sein Aufstieg in die Weltspitze verlief ohnehin so rasant, wie er auch auf den Skipisten unterwegs ist. Kaum einer kannte den 100 Kilogramm schweren und 1,88 Meter großen Hünen, der in der Saison 2016/17 nur 68. im Gesamtweltcup geworden war. Doch in der vergangenen Saison ging alles ganz schnell: Erster Podestplatz als Dritter bei der Abfahrt auf der Birds of Prey in Beaver Creek am 2. Dezember, erster Weltcupsieg ausgerechnet auf der legendären Hahnenkammabfahrt in Kitzbühel am 20. Januar, Fünfter bei Olympia in Pyeongchang, ein weiterer Sieg in Kvitfjell am 10. März, Dritter im Abfahrts- und Achter im Gesamtweltcup.

Zu Besuch in der Ferrari-Box: Dreßen mit Freundin Birgit bei der Formel 1 in Spielberg.

Zu Besuch in der Ferrari-Box: Dreßen mit Freundin Birgit bei der Formel 1 in Spielberg.

Nicht Olympiasieger wie Laura Dahlmeier, Andreas Wellinger oder Johannes Rydzek wurden im Oktober als Deutscher Skisportler des Jahres geehrt, sondern eben Dreßen. Die sportlichen Erfolge, kombiniert mit seiner kernigen Art, ein paar flotten Sprüchen - Deutschland hatte auf einmal einen neuen Skistar, einen weiteren neben Felix Neureuther.

Dreßen motiviert durch Erfolge

Doch damit ist die Erwartungshaltung an Dreßen gestiegen, der Zolloberwachtmeister muss seine Erfolge in der neuen Saison bestätigen. "Mir ist klar, dass die Erwartungshaltung von außen anders ist", sagt er, "aber ich höre nie auf diese Dinge, sondern auf die Trainer und mein engstes Umfeld. Die Herangehensweise wird sich im Vergleich zu den vergangenen Jahren nicht ändern."

Die Erfolge also als Last? Im Gegenteil: "Die Motivation ist auf alle Fälle noch größer, weil ich weiß, dass es nicht nur ein Traum ist, sondern dass ich diese Platzierungen wirklich schaffen kann. Wenn man das merkt, will man mehr davon, weil es einfach geil ist. Dafür stehst du jeden Morgen auf und reißt dir den Arsch auf."

In Lake Louise, wo am Samstag (20.15 Uhr) mit der Abfahrt und am Sonntag (20 Uhr) mit dem Super-G die ersten Speedrennen der Saison anstehen, wird Dreßen einen Fingerzeig erhalten, wie rasant es auf dem Erfolgsweg für ihn weitergeht - im ersten Training wurde er Neunter. "Endlich geht es wieder los", sagte er, "wir sind Rennfahrer und wollen zeigen, was wir können." Und das hat eben wieder mit Geschwindigkeit und Adrenalin zu tun.