Wintersport
Höhenflug trotz Höhenangst: Raimund glänzt auf der Schanze
Deutschlands neuer Top-Skispringer Philipp Raimund hat seinen ersten Weltcupsieg erneut knapp verpasst, mit Rang drei aber den nächsten Podestplatz erreicht. Der 25-Jährige aus Oberstdorf musste im polnischen Wisla mit 131,5 und 129 Metern nur Vortagessieger Domen Prevc aus Slowenien und dem Japaner Ryoyu Kobayashi den Vortritt lassen.
Schon am Vortag hatte Raimund als Zweiter hinter Prevc geglänzt. Der Wisla-Dominator setzte sich mit Weiten von 137 und 132 Metern um 0,9 Punkte vor Kobayashi durch. Felix Hoffmann belegte mit Weiten von 128,5 und 128 Metern den geteilten achten Platz. Am Vortag war der 28-Jährige guter Fünfter geworden.
Eine erneute Enttäuschung erlebten die Routiniers Karl Geiger und Andreas Wellinger. Geiger scheiterte erneut in der Qualifikation, Wellinger verpasste wie am Vortag das Finale. Für den 30-Jährigen blieb mit 115 Metern nur Rang 47. „Ich habe es am gesamten Wochenende nicht geschafft, Energie in meinen Sprung zu legen. Wenn man dann kein Selbstvertrauen hat, geht sich das eben nicht aus“, sagte der zweimalige Weltmeister und Olympiasieger.
Ob Wellinger und Geiger am kommenden Wochenende beim Heim-Weltcup in Klingenthal dabei sind, ließ Bundestrainer Stefan Horngacher offen. „Das werden wir in Ruhe mit den Sportlern besprechen und spätestens am Dienstag eine Entscheidung treffen“, sagte Horngacher im ZDF.
Mit seinen starken Auftritten unterstrich der Saison-Aufsteiger seinen Qualitätssprung, der sich bereits mit Top-Fünf-Platzierungen bei der WM in Trondheim angedeutet hatte. Spätestens der Gesamtsieg im Sommer-Grand-Prix brachte ihm die Gewissheit, ganz vorn mitmischen zu können. Raimunds Erfolgsformel: „Ich habe es geschafft, mein Grundniveau anzuheben, mehr Stabilität, Ruhe und Harmonie in meine Sprünge zu bekommen.“
Bundestrainer Stefan Horngacher rechnet daher damit, dass der Premierensieg seines Schützlings im Weltcup nicht mehr lange auf sich warten lässt. Die Chance dazu bot sich bereits am Samstag, als Raimund nur von Prevc übertrumpft wurde.
„Ich hatte gehofft, dass er heute gewinnt, denn er hat einen tollen Sprung gezeigt im zweiten Durchgang. Aber Domen ist auch weit geflogen, das müssen wir akzeptieren“, sagte Horngacher und prophezeite: „Irgendwann wird er sicher gewinnen. Das ist nur eine Frage der Zeit.“
Raimund selbst wollte nicht hadern. „Domen hat einen Super-Job gemacht und das Ding sauber heruntergezogen“, zollte er dem Sieger die verdiente Anerkennung.
Jahrelang schienen Podestplätze für Raimund, der seit 2019 im Weltcup-Zirkus unterwegs ist, unerreichbar zu sein. Nun werden sie langsam zur Gewohnheit. Was auch an seiner neuen Lockerheit liegt. „Er hat momentan einfach die Ruhe weg und ist im Flow“, lobte Zimmerkollege Karl Geiger und fügte hinzu: „Er hat einen unglaublichen Bumms in den Haxen und macht das gerade sehr, sehr gut.“
Während die einstigen Vorzeigespringer Geiger und Andreas Wellinger zwei Monate vor den Olympischen Winterspielen weit von ihrer Bestform entfernt sind, befindet sich Raimund im Höhenflug. Und das, obwohl er teilweise unter Höhenangst leidet. „Ich arbeite viel mit einem Mentaltrainer zusammen und bin da in guten Händen“, berichtete Raimund und stellte fest: „Es läuft.“
Gut im Griff hat er auch die neuen Anzüge. „Ich habe ein ganz anderes Fluggefühl und wurde gezwungen, selbst mehr zu tun im Flug“, nannte er einen weiteren Grund für seine Leistungsexplosion. Die soll ihn möglichst bald auf das oberste Treppchen katapultieren.
Vielleicht schon am kommenden Wochenende beim Heim-Weltcup in Klingenthal. „Da fahre ich mit einem guten Gefühl hin“, sagte Raimund. Ganz im Gegensatz zu den schwächelnden Geiger und Wellinger, die in Wisla ohne Weltcup-Punkte blieben. Möglicherweise verordnet der Bundestrainer den jahrelangen Leistungsträgern sogar eine Wettkampfpause. „Das werden wir in Ruhe mit den Sportlern besprechen und spätestens am Dienstag eine Entscheidung treffen“, sagte Horngacher im ZDF.










