American Football
NFL auf Weltreise: Über Berlin und Rio in die Wüste?
Von der Spree an die Copacabana, von Madrid bis nach Australien: Die Reisepläne der Football-Liga NFL lesen sich inzwischen wie die Wunschliste eines Weltreisenden. Was einst als amerikanisches Phänomen begann, ist heute ein internationales Event mit weltweiten Spielorten. Millionen schauen zu, Stadien sind ausverkauft - und die Liga denkt größer denn je.
„Unser nächster Schritt nach Australien ist wahrscheinlich der Einstieg in Asien. Wir meinen es ernst damit, ein globaler Sport zu sein. Wir möchten auf 16 Spiele kommen, damit jeder einmal im Jahr ein internationales Spiel bestreitet“, sagte NFL-Commissioner Roger Goodell zuletzt in einer Talkrunde über die Expansionspläne der Liga.
Während Football-Deutschland das Highlight am Sonntag in Berlin zwischen den Indianapolis Colts und den Atlanta Falcons herbeisehnt, denkt Goodell längst in größeren Dimensionen. „Ich bin überzeugt, dass unser Sport weltweit erfolgreich sein kann - und es auch sein wird. Unsere Aufgabe ist es, ihn mit der Welt zu teilen“, sagte der 66-Jährige.
Die NFL will ihr Netz über den gesamten Globus spannen. Seit 2007 ist London so etwas wie die europäische Heimat. Aber auch in Mexiko und Deutschland gastierte die Liga in den vergangenen Jahren regelmäßig. Es folgten São Paulo und in diesem Jahr Dublin. Nächste Woche geht es nach Madrid, 2026 nach Rio de Janeiro und Melbourne. Und dann nach Asien?
Medienberichten zufolge steht Saudi-Arabien als Austragungsort hoch im Kurs. Dass die Liga 2026 in der Hauptstadt Riad mit NFL-Legende Tom Brady ein Flag-Football-Event veranstaltet, befeuert die Spekulationen um ein künftiges Spiel im Wüstenstaat. Und Saudi-Arabien lockt bekanntermaßen mit richtig viel Geld.
Ein Umdenken der Teams erleichtert der NFL die weltweite Expansion. „Vor 10, 15 Jahren war es ein nicht ganz so leichtes Unterfangen, Teams davon zu überzeugen, nach London zu reisen, nach Mexiko zu reisen. Das hat sich wirklich mittlerweile drastisch geändert. Die Teams stehen wirklich Schlange, um international in ihren bevorzugten Märkten zu spielen“, erklärte Deutschlands NFL-Chef Alexander Steinforth im Podcast „Between the Lines“.
Die NFL unterstützt die Internationalisierung mit ihrem Global Markets Programm, das teilnehmenden Franchise erlaubt, in ausgewählten Ländern exklusive Marketingrechte zu nutzen. Damit erhalten die Teams direkten Zugang zu internationalen Märkten für Fan-Aktivierungen, Sponsoring und kommerzielle Aktivitäten. „In den USA sind deren Marketingaktivitäten auf einen bestimmten Radius um ihr Heimstadion beschränkt“, sagte Steinforth.
Die Ticket-Nachfrage ist riesig - egal, wo die NFL auftaucht. „Jedes Mal, wenn wir ein internationales Spiel austragen, sagen die Fans, dass sie mehr wollen“, berichtete Goodell. Die Frage nach einer europäischen Franchise stellt sich daher automatisch - und sie stellt sich mittlerweile seit Jahren.
Beim Sender CNBC bezeichnete Goodell ein Szenario mit einer NFL-Franchise in London als „möglich“. „Ich würde sagen, dass die Märkte außerhalb der USA sehr, sehr attraktiv sind. Und wir haben hier eine ziemlich gute Abdeckung“, erklärte der Commissioner, blieb in seinen Ausführungen aber gewohnt vage.
„Es gibt Märkte, die ein Team sicherlich unterstützen könnten. Wir haben uns immer darauf konzentriert, welche Auswirkungen das auf den Wettbewerb hat. Können wir das schaffen? Und deshalb versuchen wir jedes Jahr, etwas aus der International Series zu lernen“, ergänzte Goodell.
  










