Neue Football-Liga mit mehr Spektakel?

Nach der NFL ist vor der XFL


Die Tampa Bay Vipers um Quarterback Aaron Murray bereiten sich auf den Saisonstart der neuen XFL vor.

Die Tampa Bay Vipers um Quarterback Aaron Murray bereiten sich auf den Saisonstart der neuen XFL vor.

Von Magnus Rötzer

Eine neue Football-Liga will mit veränderten Regeln für noch mehr Action sorgen. Kann sich die XFL im zweiten Anlauf behaupten?

Mit dem Super Bowl und dem Triumpf der Kansas City Chiefs ist am vergangenen Wochenende die Saison der National Football League (NFL) zu Ende gegangen. Für die Football-Fans steht damit eine lange Zeit bevor, ehe Ende September die neue Spielzeit wieder beginnt. Doch so lange müssen die Football-Fans nicht warten! Denn an diesem Wochenende startet die XFL, eine wiedergegründete American-Football-Liga. idowa stellt die Alternative zur NFL vor.

Wer spielt mit?

Acht Teams nehmen an der XFL teil. In sieben der acht Städte gibt es bereits mindestens ein NFL-Team. Besonders freuen dürfen sich American-Football-Fans aus St. Louis über die neue XFL, denn seit dem Umzug der Rams nach Los Angeles im Jahr 2016 gibt es in der Großstadt im Bundesstaat Missouri kein professionelles Footballteam mehr. Das ändert sich nun mit den St. Louis BattleHawks. Neben den BattleHawks werden auch die Dallas Renegades, die Seattle Dragons, die Houston Roughnecks, die Los Angeles Wildcats, die Tampa Bay Vipers, die New York Guardians und die DC Defenders in der XFL an den Start gehen. Der Meister wird in zehn Spielrunden, zwei Playoff-Spielen und einem Championship-Game ermittelt. Die gesamte Saison dauert 79 Tage.

Im Oktober des vergangenen Jahres fand der XFL-Draft statt, bei dem bekannt wurde, welche Spieler zukünftig für welches Team auflaufen werden. Unter den Spielern finden sich auch einige bekanntere Gesichter aus der NFL wieder. Der Quarterback Connor Cook beispielsweise, der einst bei den Oakland Raiders unter Vertrag stand, wird in Zukunft die Farben der Houston Roughnecks vertreten. Der Runningback Christine Michael, der unter anderem für die Green Bay Packers oder die Seattle Seahawks spielte, gehört nun dem Kader der St. Louis BattleHawks an. Viele Spieler, die sich in der NFL nicht langfristig durchsetzen konnten, versuchen ihr Glück nun in der neugegründeten XFL. Auch ehemalige Spieler der Canadian-Football-League sind in den Teams der neuen Liga zu finden.

Was ist anders als in der NFL?

Die Sportler müssen sich an einige Umstellungen gewöhnen, denn das Regelwerk der XFL hebt sich in manchen Punkten stark von dem der NFL ab. Die XFL versteht sich als "brandneue Liga, die das American-Football-Spiel neu konzipiert und den Fans die Möglichkeit gibt, mehr Action und Spaß zu erleben", so heißt es auf der Webpräsenz der Liga. Insgesamt gibt es 15 Änderungen. Die wichtigsten davon im Überblick:

  • Zeit: Die Halbzeitpause ist kürzer. Zudem hat sich die XFL eine höhere Spielgeschwindigkeit auf die Fahne geschrieben. So haben XFL-Teams beispielsweise für den nächsten Spielzug nur 25 Sekunden Zeit, nachdem der Ball auf dem Spielfeld positioniert wurde. Die NFL hingegen gibt ihren Teams nach dem Ende eines Spielzugs 40 Sekunden Zeit, ehe sie weiterspielen müssen.
  • Das folgt auf einen Touchdown: Nach einem erzielten Touchdown kann man beim klassischen American Football entscheiden, ob man einen Extrapunkt schießt oder durch einen Spielzug kurz vor der Endzone versucht, zwei Punkte zu erzielen. In der XFL fällt der Kick nach dem Touchdown komplett weg. Dafür hat man die Option einen Spielzug von der Zwei-, Fünf- oder Zehn-Yard Linie auszuspielen, der dann einen, zwei oder drei Punkte wert ist. Je größer der Mut, desto höher die Punktzahl. Diese Regel soll das Spiel noch spannender machen, da höhere Rückstände schneller aufgeholt werden können.
  • Mehr Möglichkeiten: Durch die Einführung des doppelten Vorwärtspasses sollen in der XFL außerdem kreativere Spielzüge als in der NFL zu sehen sein. Beim typischen American Football ist pro Spielzug nur ein Vorwärtspass erlaubt. Es gibt einige Trickspielzüge, bei denen zuerst ein Rückwärtspass und dann meist ein längerer Pass nach vorne geworfen wird. In der neuen XFL sieht das anders aus. Hier haben die Teams die Möglichkeit, zwei Pässe nach vorne zu spielen, vorausgesetzt der Ball hat die Line-of-Scrimmage (Linie, an der der Spielzug beginnt) beim zweiten Pass noch nicht überschritten. Dadurch erhofft man sich neue Möglichkeiten, das Spielgerät gen Endzone zu befördern.
  • Verlängerung: Auch die Overtime in der XFL weicht von der NFL-Regelung ab. In der NFL entscheidet ein Münzwurf, welches Team zu Beginn der Verlängerung den Ball hat. Erzielt dieses Team direkt einen Touchdown, ist das Spiel zu Ende. Die Overtime in der XFL ähnelt hingegen stark einem Penaltyschießen beim Eishockey oder einem Elfmeterschießen beim Fußball. Beide Teams haben fünf Versuche, um von der 5-Yard Linie zu punkten. Jeder erfolgreiche Versuch bringt zwei Punkte ein. Die Mannschaft, die am Ende mehr Punkte erzielt hat, gewinnt. Dadurch soll der Gewinner gerechter ermittelt werden und Unentschieden wegfallen, die im traditionellen Footballsport möglich sind.

Etabliert sich die XFL?

2001 ist die Liga schon einmal gegründet worden. Nach einer Saison wurde die Liga wegen zu wenig Interesse wieder aufgelöst. Es bleibt abzuwarten, ob sich die XFL nun langfristig im Footballgeschäft festsetzen kann. Nachdem es im ersten Anlauf nicht klappte und die Liga nach nur einer Saison die Segel streichen musste, will es Gründer Vince McMahon nun noch einmal wissen und es besser machen. Dass es auch einige Jahre später nicht einfach ist, ein konkurrenzfähiges Pendant zur NFL zu schaffen, hat die Alliance of American Football vor einem Jahr bereits unter Beweis gestellt. Die AAF, die ihre Saison genau wie die XFL eine Woche nach dem Super Bowl startete, stellte ihren Spielbetrieb nach nicht einmal zwei Monaten wegen Insolvenz wieder ein. Die innovativen Änderungen im Spiel können American Footballfans zumindest positiv stimmen, dass die XFL länger als nur eine Saison Bestand hat. Deutsche Fans können die Spiele im Livestream bei ran.de sehen.