Die hungrigen Los Angeles Rams die erfolgsverwöhnten New England Patriots.

Im Super Bowl die Dynastie rammen


UNSTERBLICH MACHEN kann sich Tom Brady. Der 40-jährige Quarterback der New England Patriots peilt seinen sechsten Super-Bowl-Titel an.

UNSTERBLICH MACHEN kann sich Tom Brady. Der 40-jährige Quarterback der New England Patriots peilt seinen sechsten Super-Bowl-Titel an.

Der Super Bowl LIII zwischen den Los Angeles Rams und den New England Patriots (Montag, 0.30 Uhr/ProSieben/DAZN) wird in diesem Jahr auch das Duell der Generationen. Zu deutlich sind die Unterschiede zwischen einem jungen Coach mit neuen Ideen und einem alten, ausgefuchsten Trainer-Routinier oder zwischen einem Quarterback-Superstar der alten Schule und seinem Gegenüber, der noch kaum ein Playoffspiel bestritten hat. Wer setzt sich durch? Erfahrung oder Jugend? Gibt es den nächsten Rekord für die erfolgsverwöhnten New England Patriots oder endet die Dynastie des Teams aus Massachusetts?

Vor dem großen Finale vergleicht die Heimatzeitung die beiden Teams und erklärt, auf wen es besonders ankommen wird.

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HINTER EINEM ERFOLGREICHEN SPORTLER steht eine schöne Frau: Tom Brady ist mit dem brasilianischen Supermodel Gisele Bündchen verheiratet.

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DER GEGENSPIELER: Jared Goff will die Los Angeles Rams zum Sieg führen.

Die Franchises: 1936 gegründet, zählen die Rams zu den ältesten Teams der NFL. Eigentlich. Denn seinen ersten Standort hatte der Klub noch in Cleveland/Ohio. Dann begann die Tingelei, 1946 ging es nach Los Angeles, dann nach St. Louis, ehe man 2016 wieder nach L.A. zurückkehrte. Insgesamt holten die Rams drei Titel. Seit ihrer Neuformierung seit drei Jahren schafften sie es heuer aber erstmals überhaupt wieder in die Playoffs.

Die Patriots sind an Erfolge längst gewöhnt. Obwohl diese sich erst spät einstellten: Vor der ersten Super-Bowl-Teilnahme 1985 standen das Team aus Foxborough nahe Boston überhaupt erst viermal in den Playoffs. Dafür drehte das Team nach der Jahrtausendwende richtig auf: In acht Finalteilnahmen glückten fünf Siege. Doch Erfolg macht nicht immer sexy. Die "Pats" sind eines der unbeliebtesten Teams der Liga.

Die Trainer: Sean McVay (Los Angeles Rams) gegen Bill Belichick (New England Patriots): Die Zahlen sagen alles: 33 gegen 66 Jahre. Trainer-Star Bill Belichick ist doppelt so alt wie sein Gegenüber Sean McVay- und x-mal so erfolgreich. Zum neunten Mal steht der als Griesgram geltende Coach der Patriots schon im Super Bowl, er gewann fünf Titel. An Erfahrung macht dem alten Kauz keiner was vor - und auch nicht an Abgebrühtheit: nicht selten werden Belichick fragwürdige Tricks nachgesagt.

McVay ist einer, der Belichick zumindest in Sachen Erfolge nachfolgen könnte. Schon jetzt sammelt er Rekorde: Jüngster Chefcoach der NFL aller Zeiten, jüngster Trainer im Super Bowl... Doch der Respekt vor dem Gegenüber ist groß: "Ich habe noch einen langen Weg vor mir, bis ich in dieser Kategorie bin", sagte der 33-Jährige über den Patriots-Trainer. "Ich bin nicht mal ansatzweise soweit, dass ich in einem Atemzug mit ihm genannt werden darf."

Die Quarterbacks: Jared Goff (Rams) gegen Tom Brady (Patriots): 2016 gedraftet, spielt Jared Goff erst seine dritte NFL-Saison. Bislang bestritt er nur drei Playoffspiele - und doch greift er schon nach dem Titel. Mit 24 wäre Goff übrigens genauso alt wie Brady, als der seinen ersten Titel gewann. Tipps für seinen 17 Jahre jüngeren Kollegen hat der Patriots-Quarterback aber keine: "Ich geb' ihm doch keinen Tipp! Bist du verrückt", antwortete er beim gemeinsamen Interview auf die Frage, welchen Ratschlag er Goff für dessen ersten großes Finale geben würde. Aus gutem Grund: "Ich weiß, was er für ein großartiger Spieler er ist", lobte Brady.

Der 41-Jährige will sich mit seinem sechsten Titel endgültig unsterblich machen und den Angriff der neuen Football-Generation noch einmal abwehren. "Ich bin mehr als gesegnet. Das ist eine einmalige Gelegenheit", sagte er. "Es ist schwer zu glauben, dass es schon das neunte Mal ist."

Spieler im Fokus: Tod Gurley und Aaron Donald (Rams) gegen Julian Edelman und Rob Gronkowski (Patriots): Einer, auf den es ankommen wird, ist auch Gurley. Der Runningback ist die Touchdown-Maschine der Rams - ein echter Rammbock. Der erst 24-Jährige erzielte in dieser Saison bereits 23 Touchdowns.

Defensive Tackle Donald ist dagegen der Rams-Koloss in der Defensive. Selten wurde ein Spieler von den Quarterbacks dieser Welt so sehr gefürchtet. Bei 1,85 Körpergröße bringt er 127 kg auf die Waage. Die soll auch Brady zu spüren bekommen.

Bei den Patriots läuft in der Offensive viel über Edelman und Gronkowski. Der Wide Receiver und der Tight End sind die Lieblings-Ziele von Brady. Ganze Spielzüge laufen oft nur über diese drei.

Doch Edelman (32) und Gronkowski sind von Verletzungen geplagt.

Möglich, das die Patriots-Dynastie bald zerbröselt. Schon in diesem Jahr?

Im Porträt: Tom Brady

Nur Höflichkeit oder echtes Interesse? Zumindest macht Tom Brady seinen deutschen Fans Hoffnung auf einen baldigen Besuch. Hoffentlich werde es dieses Jahr klappen, sagte der Football-Superstar vor dem Super Bowl seiner New England Patriots gegen die Los Angeles Rams. Treibende Kraft hinter dem Plan soll Ehefrau Gisele Bündchen sein. Mit dem brasilianischen Supermodel mit deutschen Wurzeln hat der erfolgreichste Quarterback der NFL-Geschichte zwei gemeinsame Kinder. Was Brady sonst auf und abseits des Felds definiert:

SELBSTVERTRAUEN: Der Glauben von Brady in seine eigenen Fähigkeiten war schon in frühen Jahren unerschütterlich. Die Patriots verpflichteten ihn 2000 erst an der 199. Stelle in der sechsten Runde der Talenteziehung Draft. "Ich bin die beste Entscheidung, die dieses Team jemals getroffen hat", habe Brady ihm gesagt, berichtete Patriots-Besitzer Robert Kraft. Bradys Jahrbuchspruch in seiner Highschoolzeit: "Wenn du mit den großen Jungs spielen willst, musst du lernen, im hohen Gras zu spielen."

SPORT-LEIDENSCHAFT: Beinahe wäre aus der Football-Karriere von Brady nichts geworden - weil dieser auch die Option auf eine Profilaufbahn im Baseball hatte. 1995 sicherte sich der MLB-Club Montreal Expos die Rechte an ihm, doch Brady unterschrieb keinen Vertrag.

TRUMP-VERTRAUTER: Die Bekanntschaft mit dem derzeitigen US-Präsidenten reicht lange zurück. Im Jahr 2002 fungierte Brady als Preisrichter bei einem von Donald Trumps Schönheitswettbewerben. Die beiden spielten häufig Golf zusammen, Brady bezeichnete Donald Trump mehrfach als "guten Freund". Beim bislang letzten Super-Bowl-Triumph der Patriots fehlte Brady jedoch aus "familiären Gründen" beim traditionellen Besuch im Weißen Haus. In seiner Ansprache vor dem Rest des Teams erwähnte Trump den Quarterback nicht - nun gratulierte er aber wieder ausdrücklich via Twitter zum Super-Bowl-Einzug.

REKORDE: Als erfolgreichster Quarterback der NFL-Geschichte hält Brady zig Bestmarken. Die wichtigsten beim Super Bowl: Die meisten Siege (5), die meisten Teilnahmen (8), die meisten Touchdown-Pässe (18), die meisten geglückten Würfe (235), die meisten erzielten Pass-Yards (2576).