Überblick

Harry Kreis wird neuer Eishockey-Bundestrainer

Harry Kreis wird neuer DEB-Trainer und coacht die goldene Generation. Ein früherer NHL-Crack unterstützt den Routinier künftig.


"Die Nationalmannschaft hat zuletzt sehr viel nach vorne gespielt. Das soll sich auch nicht ändern", sagt der neue Bundestrainer Harold Kreis.

"Die Nationalmannschaft hat zuletzt sehr viel nach vorne gespielt. Das soll sich auch nicht ändern", sagt der neue Bundestrainer Harold Kreis.

Von Martin Wimösterer

München - Die große Überraschung war es nicht mehr, als der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) am Montagnachmittag Harry Kreis im Münchner Marriott Hotel als neuen Bundestrainer vorstellte. Neu war aber die Vertragslänge: drei Jahre - bis zum Ende des laufenden olympischen Zyklus.

Das erste und primäre Ziel für Kreis, sagte DEB-Vizepräsident Andreas Niederberger der AZ, sei die direkte Olympia-Qualifikation für Mailand und Cortina d'Ampezzo 2026. Ob das klappt, darüber entscheidet schon das Abschneiden bei der kommenden WM im Mai, nach der die besten Acht der Weltrangliste das Olympiaticket erhalten. Deutschland liegt aktuell auf Rang neun und müsste - Stand jetzt - über die Knochenmühle "Qualifikationsturnier" ums Ticket kämpfen.

Darum will der DEB, so es finanziell mit den Versicherungen klappt, seine NHL-Stars zur WM rüberholen. Künast fliegt Ende Februar, Anfang März nach Nordamerika und spricht sich mit den Stars von heute wie Leon Draisaitl, Philipp Grubauer, Tim Stützle und Moritz Seider und denen von morgen (Lukas Reichel, dem Münchner JJ Peterka, Leon Gawanke) ab.

"Er ist kommunikativ und ein Gentleman-Trainer"

Kreis ist also der Bundestrainer, der die vermeintlich goldene Generation des deutschen Eishockeys betreuen wird. Er will entsprechend spielen lassen. Zwar gilt er als defensivorientierter Coach, doch er sagte der Fachzeitschrift "Eishockey News": "Die Nationalmannschaft hat zuletzt sehr viel nach vorne gespielt. Das soll sich auch nicht ändern." Attacke!

Neu bei der Präsentation war zweitens: die Konstellation. Der 64-jährige Kreis (zweimal Meister in der DEL, dreimal in der Schweiz) hat beim DEB einen ehemaligen NHL-Crack als festen Assistenten, der noch am Abend zuvor gegen Kreis und die Schwenninger Wild Wings gecoacht hatte: Alexander Sulzer. Der 38-jährige Allgäuer ist derzeit Co-Trainer der Fischtown Pinguins Bremerhaven und soll sich in dem Gespann mit Kreis um sein Steckenpferd kümmern - die Verteidigung. Dazu wird er das Unterzahlspiel betreuen.

Auch Sulzer hat für drei Jahre zugesagt, allerdings nicht hauptberuflich wie Kreis, sondern auf Honorarbasis.

"Es war für uns sehr schnell klar, dass wir auf ein festes Team gehen", erklärte Niederberger im Gespräch mit der AZ. Er hatte sich zusammen mit DEB-Sportdirektor Christian Künast um die Bundestrainer-Suche gekümmert. Kreis-Vorgänger Toni Söderholm hatte immer wieder die Assistenten gewechselt. Niederberger und Kreis wollten im Sinne der Spieler auf diesem Posten nun Konstanz.

Kreis und Sulzer kennen sich bereits - der Routinier hatte den Trainerneuling in Düsseldorf als Spieler. Niederberger berichtete, dass das neue Duo sofort Feuer und Flamme für die Zusammenarbeit gewesen sei: "Sie wussten also gleich, welcher Charakter da kommt."

Auch Niederberger weiß es: Während seiner Länderspielkarriere (214 DEB-Einsätze) war Kreis jahrelang sein Teamkamerad. Und zwar ein ganz besonderer. Niederberger sagte: "Ich habe in meiner Karriere mit vielen Leuten zusammengespielt - mit Harry hat man immer weiter Kontakt gehabt. Zum Geburtstag hat er angerufen oder man hat ihn angerufen, man hat immer auf freundschaftlicher Basis auf sehr gutem Niveau unterhalten können. Er ist ein Gentleman-Trainer und kommunikativ."

Nicht der freundschaftlichen Bande wegen kam es zur Anstellung - Künast hatte ein Anforderungsprofil ausgearbeitet. Etwa, was Erfahrung auch im internationalen Eishockey angeht - Kreis war unter Uwe Krupp und Köbi Kölliker schon Co-Trainer des DEB. Künast zur AZ zum Abgleich des neuen Trainerduos mit dem Anforderungsprofil: "Wenn ich das in eine Ampel einteile - grün, gelb, rot -, da war bei beiden grün."

Kreis ist froh, nach seiner Saison mit Schwenningen zum DEB zu stoßen - wann immer das ist. Denn kommt er mit seinen Wild Wings in den Playoffs weit, könnte er gar einen Teil der WM-Vorbereitung verpassen. Genauso Sulzer. Kreis ist aber nicht bange vor der Herausforderung DEB. Er sagt: "Die Mannschaft hat in den vergangenen Jahren schon sehr gut agiert. Das wollen wir fortsetzen."