Endlich wieder Spannung

Formel 1: Das sind die Gewinner und Verlierer von Hockenheim


Begeistern die Fans in Hockenheim: Sieger Max Verstappen (rechts), der von vielen niederländischen Fans unterstützt wurde, und Lokalmatador Sebastian Vettel.

Begeistern die Fans in Hockenheim: Sieger Max Verstappen (rechts), der von vielen niederländischen Fans unterstützt wurde, und Lokalmatador Sebastian Vettel.

Von André Wagner

Endlich erlebt die Formel 1 wieder Action und Dramatik. Vettel und Verstappen sind die Gewinner, Mercedes erlebt ein "Armageddon-Wochenende" - und Hülkenberg vergibt eine große Chance.

Hockenheim - Die Formel 1 kann noch richtig Spaß machen! Was war das für ein Rennen, das die 61.000 Fans auf den Tribünen und die durchschnittlich 5,37 Millionen Zuschauer vor dem TV (Saison-Rekordwert für RTL) am Sonntag auf dem Hockenheimring erlebten. Mit Überholmanövern, Reifenwechseln wie am Fließband, Ausrutschern und Drehern sowie vier Safety-Car-Phasen in der Regen-Lotterie erwachte die oft totgeglaubte Spannung zu neuem Leben.

Das letzte Mal Formel 1 auf dem Hockenheimring?

Sollte es das letzte Rennen auf dem Hockenheimring gewesen sein, weil die Betreiber die hohen Antrittsgebühren nicht mehr zahlen können, es wäre ein würdiges gewesen. Ganz abfinden will sich Ferrari-Star Sebastian Vettel mit einem Aus des Deutschland-Grand-Prix aber noch nicht. "Wir hatten ein großartiges Rennen, und es wäre schade, es zu verlieren", sagte er nach seiner furiosen Aufholjagd von Platz 20 auf 2, "es ist wichtig, den Sport dorthin zu bringen, wo die Leidenschaft für den Sport da ist."

Der große Gewinner an diesem Sonntag war also die Formel 1. Die AZ zeigt die weiteren Sieger und Verlierer des Wochenendes:

Gewinner: Vettel und Verstappen

Sebastian Vettel: Seine grandiose Leistung dürfte dem viermaligen Weltmeister nach einer bislang völlig verpatzten Saison neues Selbstvertrauen geben, die italienische Presse feierte bereits die "Auferstehung" des zuvor oft kritisierten Ferrari-Stars. Trotzdem liegt Vettel immer noch 84 Punkte hinter WM-Leader Lewis Hamilton.

"Es ist eine harte Phase für uns. Wir geben uns alle Mühe, wir machen Fehler und wir sind nicht da, wo wir sein wollen", räumte Vettel ein, "wir müssen aber weiter an uns glauben, an unsere Fähigkeiten, unsere Stärken. Und ich bin zuversichtlich, dass unser Tag noch kommen wird."

Vettels meisterhafte Rutschpartie war zudem eine Wiedergutmachung fürs Vorjahr, als er in Führung liegend nach einem Fahrfehler von der Strecke driftete und einen entscheidenden Rückschlag im WM-Rennen kassierte.

Verstappen als der lachende Dritte

Max Verstappen: Wenn Mercedes oder Ferrari Probleme haben, ist Verstappen zur Stelle. Zwar leistete sich der Niederländer beim elften Saisonrennen auch einen spektakulären Dreher um die eigene Achse, fing seinen Wagen aber noch meisterhaft ab und raste zu seinem siebten Karrieresieg.

Es war sein zweiter in dieser Saison. "Es war natürlich großartig zu gewinnen, aber es war echt knifflig da draußen", räumte der 21-Jährige ein, dessen Boxencrew mit 1,88 Sekunden einen Rekord für den schnellsten Reifenwechsel aufstellte. "In solchen Rennen sticht er wirklich heraus", attestierte ihm Red-Bull-Teamchef Christian Horner.

Verlierer: Mercedes und Hülkenberg

Mercedes: Von einem "Armageddon-Wochenende" sprach Teamchef Toto Wolff - ausgerechnet beim 200. Grand-Prix-Start des Teams. Valtteri Bottas rutschte ins Aus, Hamilton kletterte erst nach einer Alfa-Romeo-Strafe in die Punkte. Dazwischen lagen strittige Kommandos aus der Garage und ein Slapstick-Boxenstopp der unvorbereiteten Silberpfeil-Crew, der den kränkelnden Hamilton fast eine Minute aufhielt. "Manchmal muss man sich eine Ohrfeige abholen und daraus lernen. Das sind die Tage, die uns besser machen", sagte Wolff. Hamilton sagte erstmal alle Termine ab, um zuhause Schlaf zu finden und wieder zu Kräften zu kommen. "Das war eines der schlimmsten Wochenenden, an das ich mich erinnern kann", sagte er.

Mercedes erlebt "Armageddon-Wochenende"

Nico Hülkenberg: 168 Rennen hat Nico Hülkenberg in der Formel 1 absolviert, noch nie stand er auf dem Podest. Diesmal spülte das Chaos Hülkenberg plötzlich auf Rang zwei, das erste Podest war tatsächlich möglich. Doch wieder nutzte der Rheinländer die Chance nicht, im Motodrom rutschte er - wie so viele andere - von der Strecke.

Nicht immer ist eben die Action, die den Fans Spaß macht, auch für die Fahrer erfreulich.

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