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Feingeist auf Reserve: Wie geht es für Holzhauser weiter bei Sechzig?

Der TSV 1860 hat unter Maurizio Jacobacci den Sturzflug gestoppt - unter anderem auch deshalb, weil er sich entschieden hat, Winter-Transfercoup Raphael Holzhauser aus der Stammelf zu nehmen.


In der Zuschauerrolle: Winter-Wunschzugang Raphael Holzhauser (links) wird von Trainer Maurizio Jacobacci (rechts) aus der Startelf genommen. Marcel Bär (Mitte) ist inzwischen wieder drin.

In der Zuschauerrolle: Winter-Wunschzugang Raphael Holzhauser (links) wird von Trainer Maurizio Jacobacci (rechts) aus der Startelf genommen. Marcel Bär (Mitte) ist inzwischen wieder drin.

Von Ruben Stark

Raphael Holzhauser könnte schmollen, Gleichgültigkeit ausstrahlen, den Eindruck erwecken, dass ihm eh alles wurscht ist beim TSV 1860. In gut zwei Monaten ist die Saison vorbei und damit auch das so vielversprechend scheinende Leihgeschäft mit dem belgischen Erstligisten OH Leuven. Aber Holzhauser ist stattdessen vielleicht das beste Beispiel dafür, dass die Löwen unter Trainer Maurizio Jacobacci wieder eine Mannschaft geworden sind.

Beweis gefällig? Beim erlösenden 3:1 bei Erzgebirge Aue stand der 30-Jährige in den Schlussminuten rechts neben dem Tor von Marco Hiller, als die Sachsen mit Wucht darauf drängten, den Anschlusstreffer zu erzielen. Holzhauser beobachtete die Angriffe und Abwehraktionen aber keineswegs desinteressiert. Er begleitete das engagierte Ringen um den ersten Dreier unter Jacobacci mit aufmunterndem Klatschen, mit motivierenden Worten.

Und das, obwohl seine missliche Situation weder der eigenen noch den Erwartungen des Klubs entspricht.

Mit Fanfaren war Holzhauser im Januar auf Giesings Höhen empfangen worden. Der Edeltechniker und Standardexperte sollte das fehlende Puzzlestück im Aufstiegsrennen verkörpern, insbesondere Ex-Trainer Michael Köllner hatte sich für die Verpflichtung ins Zeug gelegt.

Der potenzielle Unterschiedsspieler war gefunden, so die allgemeine Annahme. Die folgenden Wochen zeichneten dann ein ganz anderes Bild. . .

Holzhauser passt offensichtlich mit seinem Stil nicht in die von Robustheit, Aggressivität und stetigen Zweikämpfen geprägte Dritte Liga. Als ein Feingeist am Ball, der das schöne Spiel liebt, wirkte er bisweilen vollkommen deplatziert. "Es sind andere Attribute wichtig", erklärte Jacobacci, als er in Duisburg (2:2) erstmals auf den Linksfuß verzichtete.

Was sich dort abzeichnete, ist nun eingetreten. Holzhausers Stammplatz ist derzeit die Reservebank - und bei der gerade eingeleiteten sportlichen Trendwende sieht es nicht nach einer baldigen Veränderung aus. Allerdings machte Jacobacci jüngst deutlich, dass er weiterhin genauestens auf Spiel- wie Trainingsleistung achten wird. "Bestätigung braucht es immer wieder neu, darum hat man einen Kader", sagte der Italo-Schweizer auch in Richtung der Profiteure seiner Maßnahmen. "Ein Spiel sagt nicht, dass jemand den Platz einfach so bekommt. Heute ist es so, morgen vielleicht anders."

Anstelle von Holzhauser schwingt Albion Vrenezi den Taktstock und war an vier der letzten sechs Löwen-Tore direkt beteiligt. Neben ihm reüssieren Joseph Boyamba und Stefan Lex. Dahinter haben sich Quirin Moll und Marius Wörl als Stabilisatoren erwiesen. Die blaue Zentrale steht gut da, das lässt sich mit Fug und Recht sagen. "Die Situation ist klar", so Jacobacci, "wenn etwas funktioniert, versucht man es zu optimieren."

Es bringe nichts, einfach einen Wechsel um des Wechsels willen vorzunehmen, "es muss einen Sinn haben.

So ist für Holzhauser also Geduld gefragt und seine Qualität als Teamplayer und womöglich auch Mentor für Youngster wie Wörl. Für Jacobacci besteht auch genau darin der Wert einer Mannschaft. Für Holzhauser ist es gleichzeitig die Chance, selbst noch einmal in Giesing die Kurve zu kriegen. "Es ist ein Unterschied, wenn man allein auf dem Platz steht wie ein Tennisspieler. Wenn man die Form nicht hat, dann kann man nicht gewinnen", sagt er. Im Fußball aber "kann einer, der in Schwierigkeiten ist, trotz allem gewinnen, weil er ein Team um sich hat, dass ihn unterstützt und ihm hilft, wieder in die Spur zu kommen".

Deshalb müssen die bisher acht Einsätze Holzhausers nicht die letzten für die Sechzger bleiben - und der eine Treffer gegen Zwickau nicht sein einziges Tor. Es kann durchaus sein, dass Jacobacci die Routine, das Auge, die Pässe und kreativen Ideen des zweimaligen österreichischen Nationalspielers noch einmal benötigt.

Dann muss die Liaison Holzhauser und 1860 nicht als ganz großes Missverständnis enden, dann könnte es unter Umständen auch einen versöhnlichen Ausklang geben. . .