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Einer wie Draisaitl: Tim Stützle sorgt in der NHL für Begeisterung

In seiner dritten NHL-Saison dominiert Tim Stützle bei den Ottawa Senators schon so, dass sich Vergleiche zum deutschen Superstar bereits aufdrängen: "Ein unglaublicher Eishockey-Spieler."


Vor drei Jahren in die NHL gewechselt, heute auf dem Weg zum Superstar: Tim Stützle (l.) wandelt auf Draisaitls Spuren.

Vor drei Jahren in die NHL gewechselt, heute auf dem Weg zum Superstar: Tim Stützle (l.) wandelt auf Draisaitls Spuren.

Von Ruben Stark

Es gibt in der NHL in jeder Saison ein beliebtes Spiel der Experten. Da werden die vielversprechendsten Talente des Jahrgangs durchleutet und bewertet. Wer ist der Beste, der Begehrteste, wer kann einem Team eine leuchtende Zukunft bescheren? Ab und zu sind sie sich total einig. So wie diesmal. Der kanadische Wunderstürmer Connor Bedard gilt als Generationentalent, sich die Rechte an ihm zu sichern, gleicht einem Jackpotgewinn.

Vor drei Jahren war das anders. Da diskutierten die Experten bis zum Tag der Entscheidung, dem NHL-Draft, der Verteilung der Top-Talente auf die Franchises der besten Eishockey-Liga der Welt, wer denn der Beste des Jahrgangs sei. Die Kanadier Alexis Lafrenière und Quinton Byfield oder doch dieser Deutsche mit dem für Nordamerikaner so kompliziert auszusprechenden Nachnamen: Tim Stützle, geboren in Viersen nicht weit von Krefeld entfernt.

Am Ende holten die New York Rangers an Nummer eins Lafrenière, die Los Angeles Kings an zwei Byfield und die Ottawa Senators, die griffen dann bei Stützle zu.

Ein Glücksfall für einen Klub im Wiederaufbau, das lässt sich mit Fug und Recht sagen. Und die Nummer eins, die wäre heute wohl Stützle.

Schon jetzt, in seiner dritten NHL-Saison, ist er zu einem der Gesichter des Teams aus der kanadischen Hauptstadt geworden. General Manager Pierre Dorion, der damals die Entscheidung traf, auf den Deutschen zu setzen, ist schier aus dem Häuschen, wenn er über den 21-Jährigen spricht. "Er reißt mich aus dem Sitz", schwärmte Dorion dieser Tage, "und ich schaue wirklich die ganze Zeit Eishockey. Tim ist ein guter Typ und ein unglaublicher Eishockey-Spieler. Er zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht, jedes Mal, wenn ich ihn sehe."

Dass ein deutscher NHL-Profi derart überschwänglich gefeiert wird, ist abgesehen von Leon Draisaitl eine Rarität. Aber selbst den Vergleich mit dem Superstar der Edmonton Oilers muss Stützle nicht scheuen.

Stützle steht nach 52 Einsätzen in dieser Saison bei 26 Toren, 33 Assists und damit 59 Scorerpunkten. Das sind Werte, die Draisaitl zum gleichen Zeitpunkt seiner Karriere nicht erreichte. Gerade wurde Stützle zum NHL-Spieler der Woche gekürt. Schon dreimal brachte er das Kunststück fertig, vier Scorerpunkte in einem Spiel zu erzielen.

Dorion weiß genau, warum er Stützle ab der nächsten Saison einen Achtjahresvertrag über fast 70 Millionen Dollar gegeben hat. Stützle ist einer der Garanten für eine rosige Zukunft und ein Hauptgrund, weshalb die Senators erstmals seit 2017 eine Playoff-Chance haben.

Und Stützle, der mit fast 21 Minuten pro Spiel so viel Eiszeit erhält wie kein anderer Stürmer bei Ottawa, hat die Attitüde eines Gewinners, ist nie zufrieden. Manch einer wunderte sich, dass der Center jüngst nicht für das All-Star-Game in Florida nominiert wurde. Stützle sagte: "Man muss besser spielen, als ich das getan habe, um dabei zu sein."

So einen hätte der DEB natürlich liebend gern im Mai bei der WM im Kader. Aber es gibt berechtigte Fragezeichen. "Ich bin letztes Jahr zur WM gefahren. obwohl ich verletzt war", sagte Stützle bei Sky, "das Risiko möchte ich natürlich nicht eingehen."