Brite fährt in eigener Liga

Die pure Dominanz: Warum Hamilton in der Formel 1 unantastbar ist


Auf dem Weg zur Titelvereidigung: Lewis Hamilton.

Auf dem Weg zur Titelvereidigung: Lewis Hamilton.

Von Lukas Schauer / Onlineredaktion

Mit dem Sieg in Ungarn beweist Lewis Hamilton einmal mehr seine Klasse. "Wir sehen einen der großartigsten Fahrer der Formel-1-Geschichte." Warum der 35-Jährige derzeit so überragend ist.

Nach 70 makellosen Runden auf dem Hungaroring stand Lewis Hamilton wieder dort, wo er nach seinem Selbstverständnis auch hingehört - und auch dort, wo ihn fast alle Experten erwarteten: Nicht nur auf dem Siegerpodest, sondern auf Platz eins der Fahrerwertung. Selbst wenn in dieser Saison erst drei Rennen gefahren sind, geht niemand davon aus, dass der sechsfache Weltmeister nicht auch am Ende des Jahres genau dort stehen wird. Zu dominant war das, was Hamilton und Mercedes vor den Toren Budapests gezeigt hatten.

"Hamilton und Mercedes waren in Ungarn so überlegen, dass sich zur Konkurrenz eine Kluft auftat. Es wird ihm nicht gerecht, eine solche Leistung als routiniert zu bezeichnen", schwärmte der "Guardian" am Montag. Und die "Daily Mail" schrieb: "Wir sehen einen der großartigsten Fahrer der Formel-1-Geschichte." Mit seinen 35 Jahren scheint Hamilton in der Form seines Lebens.

Doch warum kann ihm derzeit keiner das Wasser reichen? Die AZ nennt die Gründe.

Überragendes Auto, Talent und Motivation

Überragendes Auto: Ein Pilot braucht natürlich ein starkes Auto, um siegfähig zu sein. Und das hat Hamilton ohne Frage. "Die sind nicht nur auf einem anderen Planeten - die fahren in einem ganz anderen Universum", musste Ferrari-Fahrer Sebastian Vettel am Wochenende über die Mercedes feststellen. Dass die schwarzen Autos nach Österreich nun auch auf dem kurvigeren Ring in Ungarn so gut funktionieren, war nicht zu erwarten und ein Schock für die Konkurrenz. Das Team scheint sämtliche kleine Schwächen aus den Vorjahren ausgemerzt zu haben.

Kaum Fehler: Ja, im ersten Rennen der Saison kollidierte Hamilton mit Red-Bull-Pilot Alex Albon. Ja, es war ein Fehler, der ihn am Ende das Podium kostete. Nur sind derlei Aussetzer beim Briten die absolute Ausnahme. Während in den vergangenen Jahren Konkurrenten wie Vettel oder Valtteri Bottas sich immer wieder selbst mit Nervenschwächen das Leben schwer machten, funktionierte Hamilton meist wie eine Maschine. "Er besitzt die großartige Fähigkeit, das Auto in kritischen Szenen in die richtige Position zu bringen", sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff über seinen Piloten.

Taktisches Talent: Zwar ist es stets Vettel, der seinen Autos Frauennamen gibt, aber keiner schafft es, so einfühlsam mit seinem Boliden umzugehen wie Hamilton. In Ungarn holte er genau so viel aus seinem Mercedes heraus, um entspannt vor der Konkurrenz zu bleiben, nur um nach dem letzten Reifenwechsel noch mal alles für die schnellste Runde herauszuholen. "Da kann man sich ungefähr vorstellen, was der Mercedes kann, wenn Lewis will", erklärte Sky-Experte Ralf Schumacher. Nur hat Hamilton über die Jahre gelernt, seine und die Kräfte seines Autos perfekt zu dosieren.

Teamkollege Bottas ist der richtige Partner

Rekorde als Motivation: Acht Siege auf einer Strecke hat zuvor nur Michael Schumacher geschafft. Mit seinem Triumph in Ungarn egalisierte Hamilton diesen Rekord. Weitere Bestmarken sollen fallen. Zu Schumis 91 Rennsiegen fehlen nur noch fünf. Und auch Schumachers legendäre Marke von sieben WM-Titeln könnte in diesem Jahr fällig sein. Den Rekord für die meisten Pole-Positions (90) hält Hamilton schon lange.

Gutes Duo: Dass Teamkollege Bottas gut ist, hat er mit dem ersten Saisonsieg in Österreich bewiesen, jedoch leistete er sich in Ungarn am Start einen schweren Fehler. Für Hamilton ist der Finne aber genau der richtige Partner: Gut, um ihn zu pushen, aber nicht so stark, um ihm ernsthaft gefährlich zu werden. Die Chemie zwischen beiden passt, das sei auch der Schlüssel zum Erfolg, meinte Hamilton: "Ich denke, das ist es, was Toto immer wollte, und Mercedes auch. Es wird nie perfekt sein, aber derzeit funktioniert es gut." Zu gut für die Konkurrenz.