AZ-Interview

Alpenvolleys-Macher Hannes Kronthaler: Darum kam es zum Aus


Hannes Kronthaler, General Manager der Alpenvolleys Unterhaching (rechts), mit Spieler Paulo Victor Costa da Silva.

Hannes Kronthaler, General Manager der Alpenvolleys Unterhaching (rechts), mit Spieler Paulo Victor Costa da Silva.

Von Guido Verstegen / Online

Im AZ-Interview spricht Alpenvolleys-Macher Hannes Kronthaler über den Rückzug aus der Bundesliga und das Scheitern des Projekts: "Mir hat ein starker Partner in Deutschland gefehlt."

Hannes Kronthaler ist Bauunternehmer aus Innsbruck und österreichischer Rekord-Nationalspieler, der 54-Jährige war Manager und Mäzen der Alpenvolleys Haching.

Herr Kronthaler, wie ist bei Ihnen die Gemütslage nach dem Rückzug Ihrer Alpenvolleys Haching aus der Bundesliga?
HANNES KRONTHALER: Ich würde sagen: 60 Prozent Wehmut und 40 Prozent Erleichterung.

Inwiefern Erleichterung?
Wir haben durch die Corona-Krise in den nächsten zwei Jahren im Sport eine sehr schwierige Situation mit so vielen Unsicherheiten. Meiner Meinung nach wird es mindestens zwei, eher drei Jahre brauchen, um im Volleyball das Niveau von vor der Krise zu erreichen. Ich habe immer gesagt, dass ich das Projekt Alpenvolleys nach drei Jahren evaluieren werde und über die Fortsetzung entscheide. Insofern ist der Zeitpunkt jetzt natürlich so, dass wir keine laufenden Verträge haben, die uns den Ausstieg erschweren.

Welche Rolle spielte die Corona-Krise bei Ihrer Entscheidung?
Ohne die Krise wäre es schon schwierig geworden, weil wir unsere sportlichen Ziele (Haching war zweimal im Halbfinale, d.Red.) alle erfüllt haben, die wirtschaftlichen eher nicht. Wir hatten uns zum Ziel gesetzt, das Budget zu steigern und zusätzliche Sponsoren aus Bayern zu bekommen, wir wollten das Berlin des Südens werden (die Berlin recycling volleys waren zuletzt viermal in Folge deutscher Meister und spielen im Schnitt vor über 5.000 Zuschauern, d.Red.). Jetzt in der Corona-Krise sind diese Überlegungen für mich persönlich Makulatur. Das Risiko im Volleyballsport ist einfach zu groß, dass man unter diesen Rahmenbedingungen auf dem geplanten Niveau weitermachen kann. Deshalb steigen wir aus dem laufenden Projekt aus, von dem wir immer gesagt haben, dass wir es nach drei Jahren bewerten.

Servus, Alpenvolleys! Die Volleyballer aus Haching und Innsbruck ziehen sich nach drei Jahren aus der Bundesliga zurück.

Servus, Alpenvolleys! Die Volleyballer aus Haching und Innsbruck ziehen sich nach drei Jahren aus der Bundesliga zurück.

Kronthaler: "Es hat ein Mann gefehlt, der in der Wirtschaft vernetzt war"

War das länderübergreifende Projekt mit zwei Standorten in Innsbruck und Unterhaching von Haus aus zum Scheitern verurteilt?
Ich sage nach wie vor: Das Konzept und die Idee dahinter sind perfekt, das war sogar beispielgebend. Aber mir hat auch ein starker Partner in Deutschland gefehlt, ich hätte ein Pendant gebraucht, einen Unternehmer, der in der Wirtschaft verankert ist und Sponsoren in Bayern gewinnen kann. Wir hätten mindestens 300.000 Euro zusätzlich von Sponsoren aus Bayern gebraucht, dann hätte ich das Projekt weitergeführt.

Machen Sie auch Ihrem Partner, dem TSV Unterhaching, einen Vorwurf, dass er nicht mehr Sponsoren akquirieren konnte?
Ich sage mal so: Die Unterhachinger sind extrem bemüht, aber es hat ein Mann gefehlt, der in der Wirtschaft vernetzt war. Den hätten sie sich suchen müssen, das war ihr Versäumnis.

Kronthaler: "Sicherlich bin ich enttäuscht"

Wäre es keine Alternative gewesen, mit abgespecktem Budget im Mittelfeld oder im hinteren Bereich mitzuspielen?
Nein, dafür steht Hannes Kronthaler nicht. Mein Ziel war es immer, unter die Top drei zu kommen. Ich bin kein Mitläufer, der als Fünfter oder Sechster in der deutschen Liga mitspielt. Wir hätten uns auch zugetraut, 80 bis 90 Prozent des jetzigen Budgets wieder aufzubringen, aber das ist nicht unser Anspruch.

Sind Sie enttäuscht, dass die Wirtschaft nicht besser auf die Alpenvolleys angesprungen ist?
Sicher bin ich enttäuscht. Im vorigen Jahr waren wir drei Monate lang Tabellenführer und haben 19 von 21 Spielen gewonnen. Ganz Volleyball-Deutschland hat sich die Augen gerieben, das war eine Riesen-Geschichte. In der Situation hätte ich mir erwartet, dass die Zuschauer ohne Ende strömen und auch die Sponsoren sich melden. Aber da war gar nix.

Was bleibt nun von drei Jahren Alpenvolleys Haching?
Ich hatte zu Beginn drei Ziele: Erstens die Wiederbelebung des Standortes Unterhaching. Wenn man sich die letzten Spiele anschaut, zum Beispiel gegen St. Petersburg im CEV Cup, dann waren die Hallen voll wie in alten Zeiten. Zweitens die sportliche Bereicherung für die Bundesliga, die ist voll gelungen. Und drittens eine wirtschaftliche Verankerung in Bayern - die ist absolut nicht gelungen.

Dann wünschen wir Ihnen nun alles Gute für die Zukunft.
Danke. Wenn Herrsching im Audi Dome spielt, bin ich vor Ort und schaue mir das genüsslich bei einem Bier an.