Formel 1 is coming home

Alles schaut auf die Engländer


Lewis Hamilton (oben) aus Großbritannien wird 2019 für seinen Sieg auf der Rennstrecke in Silverstone von den englischen Fans gefeiert. Am Sonntag kehrt die Formel 1 nach Silverstone zurück - im Fokus stehen wieder Hamilton und die Fans.

Lewis Hamilton (oben) aus Großbritannien wird 2019 für seinen Sieg auf der Rennstrecke in Silverstone von den englischen Fans gefeiert. Am Sonntag kehrt die Formel 1 nach Silverstone zurück - im Fokus stehen wieder Hamilton und die Fans.

Von sid

Der Fußball ist nach Hause gekommen, zumindest ein bisschen. Bei der Europameisterschaft fehlten England nur ein paar Schritte zur Krönung, und vielleicht tut diese Ablenkung jetzt ganz gut: Sieben Tage nach dem verlorenen Finale gibt es die nächste britische Heimkehr. In Silverstone, der "Wiege des Motorsports", steigt am Sonntag (16.00 Uhr MESZ/Sky) das zehnte Saisonrennen, auch die Formel 1 kommt also nach Hause. Und dabei stehen (fast) nur Engländer im Fokus.

LEWIS HAMILTON: Auf der heimischen Couch verfolgte der Rekordweltmeister das dramatische Endspiel der Fußball-EM, "so stolz" sei er auf die Three Lions, teilte er danach mit. Und konzentrierte sich dann wohl schnell wieder auf den eigenen Sport, denn auch in der Formel 1 droht ja eine knappe bittere Titel-Niederlage für den englischen Helden. Fünf Rennen ist er nun ohne Sieg, das gab es zuletzt 2016, als der Weltmeister letztmals nicht Lewis Hamilton hieß. Auf 32 Punkte ist Max Verstappen bereits enteilt, und wenn der Red-Bull-Pilot nun sogar auf Hamiltons Heimstrecke gewinnt - dann spricht in dieser Saison eigentlich gar nichts mehr für den Dauer-Dominator im Mercedes.

GEORGE RUSSELL: Ein Landsmann könnte Hamilton in Silverstone auch neben der Strecke die Show stehlen, und das gelingt wahrlich nicht vielen. George Russell soll zur neuen Saison das zweite Mercedes-Cockpit neben dem Superstar übernehmen. An diesem Wochenende, so wird gemunkelt, könnte Vollzug gemeldet werden. Die Entscheidung fällt zwischen dem 23-Jährigen und dem viel kritisierten Valtteri Bottas. Der Finne hat sich zuletzt stabilisiert, aber das dürfte kaum genügen, um seinen Job zu behalten: Eigentlich spricht alles für Ausnahmetalent Russell. Er hat das Mercedes-Junior-Programm durchlaufen, ist mittelfristig der perfekte Nachfolger Hamiltons und schon jetzt bärenstark. Den eigentlich deutlich unterlegenen Williams-Boliden steuert er regelmäßig in Richtung der Top 10.

LANDO NORRIS: Die Engländer machen offenbar sehr vieles sehr richtig im Motorsport. Denn nicht nur der Rekordweltmeister kommt von der Insel, nicht nur dessen möglicher Nachfolger - auch der Shootingstar dieser Saison ist ein Brite. Lando Norris macht Rennen für Rennen den Unterschied: Mit dem zweifellos guten McLaren fährt er immer wieder in die Spitze vor, dahin also, wo eigentlich nur Red Bull und Mercedes hingehören. In neun Rennen landete er achtmal unter den besten Fünf, dreimal stand Norris auf dem Podest, in der Gesamtwertung kämpft er um Rang drei hinter Verstappen und Hamilton. Der 21-Jährige ist wie Russell einer, der künftig Weltmeister werden kann. Sein erster Sieg scheint nur eine Frage der Zeit.

140.000 ANDERE: Es ist also kein Wunder, warum die Engländer den Motorsport so sehr lieben, und am Wochenende wird das auch wieder sichtbar sein. Denn was in Wembley Kritiker aus ganz Europa auf den Plan rief, setzt sich in Silverstone nahtlos fort. Hier, wo 1950 das erste Formel-1-Rennen der Geschichte stieg, öffnen die Veranstalter komplett: Mit bis zu 140.000 Zuschauern kann der WM-Lauf nahe London das meistbesuchte Sportereignis Großbritanniens seit dem Beginn der Corona-Pandemie werden. Nicht nur Lewis Hamilton hat da gemischte Gefühle. "Ich freue mich, die Fans wiederzusehen", sagte er zuletzt, "aber es wirkt ein bisschen vorschnell auf mich." Den Ansatz, die britischen Fans "für so einen Testlauf zu verwenden", verstehe er nicht.