DEL

Comeback für Straubing Tigers ohne Happy End

Punkt erkämpft, aber Siegesserie gerissen: Die Straubing Tigers unterliegen beim Derby-Spektakel in Ingolstadt denkbar knapp mit 5:6 in der Overtime.

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In einem wilden Derby gab es zahlreiche Torraumszenen, insgesamt elf Treffer, einige Führungswechsel und einen leider nur fast perfekten Schlussspurt der Straubing Tigers.

In einem wilden Derby gab es zahlreiche Torraumszenen, insgesamt elf Treffer, einige Führungswechsel und einen leider nur fast perfekten Schlussspurt der Straubing Tigers.

Von Sebastian Groß

Die Siegesserie der Straubing Tigers ist beim Derby am Freitagnachmittag in Ingolstadt gerissen. Die Niederbayern unterlagen dem Rivalen aus Oberbayern denkbar knapp mit 5:6 in der Verlängerung. Entscheidend für die Niederlage waren die unnötigen Gegentore im zweiten Abschnitt, die aus einer 3:2-Führung der Gäste schnell einen 3:5-Rückstand machten. Im Schlussabschnitt arbeitete die Mannschaft von Head Coach Craig Woodcroft erfolgreich an einem Zwei-Tore-Comeback und zwang das intensive Derby in der 60. Spielminute in die Overtime. In dieser war dann – ebenfalls in den letzten Sekunden – das Glück auf Seiten der Panther aus Ingolstadt. Und so machten sich die Niederbayern zwar ohne Erfolg, aber immerhin nicht mit leeren Händen und einem Punkt im Gepäck auf den Heimweg in den Gäuboden.

Weiter verzichten musste der Straubinger Coach auf die beiden Importspieler Zac Leslie (Abwehr) und Justin Scott (Sturm), die derzeit angeschlagen fehlen. So bot Woodcroft erneut nur sechs Verteidiger, dafür aber 13 Stürmer auf. Von denen einer Youngster Linus Brandl war, der gleich den ersten Wechsel erhielt. Und auch die Führung der Gäste aus Niederbayern ließ nicht lange auf sich warten, nachdem Tim Fleischer in der ersten Minute noch einen Hochkaräter hatte liegen lassen. Per Doppelpass kombinierten sich Taylor Madden und Wade Allison in die Defensivzone der Panther – und Madden musste den Puck nach genau 140 Sekunden nur noch über die Linie drücken. Der prall gefüllte Gästeblock hinter dem Ingolstädter Tor explodierte ein erstes Mal. Doch die Hausherren zeigten sich vom Rückstand wenig geschockt und wurden von Minute zu Minute stärker. In der 13. fiel – nach mehreren Bugl-Paraden und nach einem folgenschweren Stockfehler von Stephan Daschner — der zu diesem Zeitpunkt bereits durchaus verdiente Ausgleich für Ingolstadt. Myles Powell ließ sich nicht zweimal bitten und Bugl keine Abwehrchance. Die Gäste zeigten sich kurz geschockt und unsortiert, was Ingolstadt sogleich mit dem 2:1 bestrafte. Peter Abbandonato narrte die Tigers-Defensive und bediente den lauernden Daniel Schmölz, der nur 24 Sekunden nach dem 1:1 die Panther erstmals in Führung brachte. Doch in einem sehr tempo- und abwechslungsreichen ersten Abschnitt war das nicht der letzte Treffer. Nick Halloran zog aus zentraler Position ab und der Puck schlug – noch entscheidend abgefälscht von ERC-Defender Morgan Ellis – im linken ERC-Toreck ein. 2:2 nach 20 durchaus turbulenten Minuten.

Turbulent sollte es auch im zweiten Abschnitt bleiben – nur dass die Tigers es ihrem Gegner in diesem nach starkem Start zu einfach machten. Zunächst waren die Niederbayern mit schnellen Kombinationen am Drücker und Elis Hede hatte nach perfekter Vorarbeit von Marcel Brandt keine Mühe, zum 3:2 für Straubing einzuschießen. Doch in der Folge waren die Niederbayern etwas zu torgeil – und vergaßen den Blick nach hinten. Besonders offensichtlich war das beim 3:3-Ausgleich der Panther: Nachdem die Straubinger über eine Minute in der Defensivzone der Hausherren agiert und mehrfach das 4:2 auf dem Schläger hatten, liefen sie in einen Zwei-gegen-Null-Konter, den Powell für Ingolstadt mit seinem zweiten Tor des Tages vollendete. Dass der Puck kurz vor dem Gegentreffer noch auf der anderen Seite der Eisfläche, also im Ingolstädter Drittel, bereits im Fangnetz gewesen war, hatten die Schiedsrichter übersehen. Vor dem 4:3 für die Schanzer hatten die Tigers dann den Puck selbst unnötig vors eigene Gehäuse gebracht (30.). Beim 5:3 (32.) hatten sie Torjäger Schmölz zum zweiten Mal an diesem Abend aus den Augen verloren. Ingolstadt führte plötzlich und auch nach 40 Minuten mit zwei Treffern Vorsprung, was sich die Tigers zum Großteil selbst zuzuschreiben hatten. Kurz vor Drittelende verpasste Tim Brunnhuber allein vor Devin Williams noch den 4:5-Anschluss (38.).
Die Gäste aus Straubing brauchten dann im Schlussabschnitt etwas, um wieder zwingende Aktionen vor dem Tor der Hausherren zu haben. Erst direkt vor dem Power Break wurde es zum ersten Mal richtig brenzlig für den ERC, als Josh Melnick den Puck nach schöner Einzelaktion nur an den Pfosten setzte. Ingolstadts Schlussmann Williams erhielt in der Folge die dringend benötigte Unterstützung seiner Vorderleute, die ihm den Puck zuschoben. Doch wenig später waren die Gäste dann doch zum vierten Mal an diesem Abend erfolgreich: Erneut war es Madden, der nach Schuss von Melnick den Puck per Abstauber über die Linie brachte. Der Rest des Abschnitts gehörte den Niederbayern. Und die Tigers schafften – wie schon beim letzten Auswärtsspiel in Berlin – den späten Ausgleich mit sechs gegen fünf Spielern auf dem Eis! Nicolas Beaudin zog 37 Sekunden vor Spielende von der blauen Linie ab – und der Puck ging durch Freund und Feind hindurch zum 5:5 ins Gehäuse der Panther. Wenige Sekunden zuvor hatte Allison hinter dem eigenen Gehäuse noch mit letztem Einsatz einen Empty-Net-Treffer der Hausherren verhindert, nachdem ein mögliches Icing ausgewunken worden war.

Es ging in die Overtime, in der Stefan Loibl schon nach wenigen Sekunden den Siegtreffer der Tigers auf dem Schläger hatte. Doch der Tigers-Center scheiterte gleich zweimal an Williams. Es entwickelte sich eine rasante Verlängerung mit Chancen auf beiden Seiten. Und der letzte Konter der Hausherren saß: Knapp 22 Sekunden vor dem möglichen Penalty-Schießen sicherte Alex Breton nach einer Zwei-auf-eins-Situation den Hausherren zwei Punkte. Den Gästen aus Straubing blieb letztlich – auch dank des starken Comebacks im letzten Drittel – immerhin ein Zähler. „Wir hatten zu viele individuelle Fehler im Spiel, die uns diesmal wehgetan haben. Unser Comeback stimmt mich aber sehr positiv. Am Ende war Ingolstadt in dieser Partie möglicherweise ein kleines bisschen besser“, fasste Woodcroft die knappe Niederlage der Tigers nach Spielende zusammen. Die Siegesserie (fünf Spiele) und die Derbyerfolgssserie (zwei Siege) des Tabellendritten der DEL ist damit gerissen. Doch bietet sich den Straubingern die Chance, gleich am Sonntagnachmittag um 16:30 Uhr zu Hause gegen die Nürnberg Ice Tigers in die Erfolgsspur zurückzukehren.

ERC Ingolstadt – Straubing Tigers
6:5 n.V. (2:2, 3:1, 0:2, 1:0)
Ingolstadt: Williams – Breton, Hüttl; Jandric, Ellis; Ruopp, Tropmann – Agostino, Powell, Sheen; Schmölz, Abbandonato, Barber; Keating, Pietta, Girduckis; J. Krauß, Smallwood, P. Krauß;
Straubing: Bugl – Brandt, Daschner; Zimmermann, Beaudin; Klein, Green; – Hede, Loibl, Halloran; Leonhardt, Madden, Allison; McKenzie, Melnick, Connolly; Varejcka, Brunnhuber, Fleischer; Brandl;
Tore: 0:1 (2:20) Madden (Allison, Leonhardt), 1:1 (12:47) Powell, 2:1 (13:11) Schmölz (Abbandonato, Barber), 2:2 (17:24) Halloran (Brandt), 2:3 (22:50) Hede (Brandt), 3:3 (25:39) Powell (Sheen, Agostino), 4:3 (29:12) Abbandonato (Schmölz, Sheen), 5:3 (31:08) Schmölz (Jandric, Abbandonato), 5:4 (52:37) Madden (Melnick), 5:5 (59:23) Beaudin (Fleischer – EA), 6:5 (64:38) Breton (Abbandonato, Barber); Schiedsrichter: Frano (CZE), Hunnius; Strafminuten: Ingolstadt 8, Straubing 6; Zuschauer: 4.591.

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