AZ-Interview zur Dritten Liga

TSV 1860: Haching-Boss Schwabl - "Alle schrecken vor einem großen Investor zurück"


Konkurrenten in der Dritten Liga: Haching-Präsident Manfred "Manni" Schwabl (li.) und Löwen-Coach Daniel Bierofka.

Konkurrenten in der Dritten Liga: Haching-Präsident Manfred "Manni" Schwabl (li.) und Löwen-Coach Daniel Bierofka.

Von Patrick Mayer / Online

Vor dem S-Bahn-Derby beim TSV 1860 spricht Haching-Präsident Manni Schwabl im AZ-Interview über Bedenken gegen den einen großen Investor, Risiken in der Dritten Liga - und Anfragen der Löwen.

Unterhaching - "Was gibt es Geileres?" Manfred "Manni" Schwabl kann es kaum erwarten, das S-Bahn-Derby zwischen dem TSV 1860 und der SpVgg Unterhaching (19 Uhr, live bei Magenta Sport und im AZ-Liveticker). Schließlich hat er selbst eine Löwen-Vergangenheit. Schließlich ist es für die Mannschaft des Haching-Boss die wahrscheinlich letzte Möglichkeit, um nochmal in den Aufstiegskampf einzugreifen.

Vor dem Klassiker in Giesing sprach der 52-Jährige mit der AZ über den Zwang, raus aus der Dritten Liga zu müssen - und über seinen einst nicht verwirklichten Plan zu einem Umbau des Grünwalder Stadions.

AZ: Herr Schwabl, unlängst wurde bekannt, dass Sie 700 000 Euro aus Ihrem Privatvermögen in die SpVgg Unterhaching investiert haben. Mit Verlaub, aber wie kommt man auf solch eine Idee?
MANFRED SCHWABL: Es ist kein Geheimnis, dass ich vor einigen Jahren eigenes Geld zur Verfügung gestellt habe. Wenn es mal eng wird, muss man halt den Schädel auch hinhalten. Es ist ja keine Meisterleistung, seinen eigenen Verein zu unterstützen, oder?

Manni Schwabl investierte 700.000 Euro in Haching

Wie kam es dazu?
Die Amtsübergabe von Engelbert Kupka auf mich war so nie geplant. Ich hatte nicht im Kopf, Präsident von Unterhaching zu werden. Damals mussten wir uns entscheiden: Entweder Profifußball oder Amateurfußball. Dann muss man halt auch selber investieren.

Ihre Frau ist nicht nervös geworden?
Mittlerweile bin ich 31 Jahre verheiratet, 2012 war das. Ziehen wir ein paar Jahre ab. Da wird eine Frau nicht mehr nervös (lacht). Sie kennt mich ja. Dass ich aber Präsident werde, war nie geplant. Ich wollte eigentlich Sportlicher Leiter oder Manager werden.

Kamen dafür auch Sechzig oder ein anderer Klub, nicht in München, infrage?
Nein. Meinen Heimatort Holzkirchen hätte ich niemals dem Fußball geopfert. Ich hätte früher nach Köln gehen können. Im Ausland war ich, und gleich wieder daheim (FC Treviso in Italien, d. Red.). Als es bei Sechzig 1997 zu Ende ging, wollte ich mit Fußball eigentlich nichts mehr zu tun haben.

Sie hatten nie Ambitionen, bei den Löwen einen Chefposten zu übernehmen?
Durch das Stadionthema gab es immer wieder Berührungspunkte. Es gab mal Anfragen, ob ich nicht in den Aufsichtsrat gehen möchte. Ich habe mich auch vorgestellt, doch dann haben sie andere genommen. Jetzt ist Unterhaching mein Baby.

Die Macher von Haching: Trainer Claus Schromm (li.) und Vereinsboss Manni Schwabl.

Die Macher von Haching: Trainer Claus Schromm (li.) und Vereinsboss Manni Schwabl.

Schwabl: Reisinger macht einen guten Job

An der Grünwalder Straße hört man nicht selten: "Warum macht's der Schwabl nicht bei uns?"
Auch vom Verwaltungsrat gab es die letzten Jahre Anfragen, ein Amt zu übernehmen. Aber: Erstens macht Robert Reisinger einen guten Job. Zweitens bin ich in Unterhaching verwurzelt. Die Ausgliederung ist ohne Gegenstimme durchgegangen und ich bin mit 100 Prozent Zustimmung wiedergewählt worden Wo gibt es denn noch sowas?

Und wer soll die Anteile kaufen?
Grundsätzlich wird im Profifußball immer hinterfragt: "Was passiert bei einer Ausgliederung?" Manche sagen auch: "Ein Verein wird dadurch untergraben." Das Problem ist, dass man durch die Gemeinnützigkeit als Verein keine Gewinnabsicht haben darf. Gut, dass man unterhalb der Zweiten Liga eh keinen Gewinn erzielt (lacht). Fakt ist deshalb, dass es nur mit einer Kapitalgesellschaft Sinn macht.

Anders gefragt: Handelt es sich um Münchner Unternehmen?
Meine Familie und andere Privatleute haben schon Geld reingesteckt. Es geht zusätzlich nicht um den einen großen Investor, davor schrecken doch alle zurück. Wir wollen versuchen, das Ganze auf mehrere Schultern zu verteilen.

Interview im Sportpark: Haching-Boss Manfred "Manni" Schwabl (li.) im Gespräch mit Patrick Mayer, Fußballchef der AZ Digital.

Interview im Sportpark: Haching-Boss Manfred "Manni" Schwabl (li.) im Gespräch mit Patrick Mayer, Fußballchef der AZ Digital.

Haching will mit Ausgliederung Millionen einnehmen

Wir reden von einigen Millionen Euro?
Wegen ein paar tausend Euro braucht man nicht auszugliedern. Wir werden aber sehr genau hinschauen, wen wir letztendlich mit reinnehmen.

Sie tun Ihre Meinung auch gerne zur Dritten Liga kund. Die Herren beim DFB dürften mittlerweile nervös werden, wenn sie E-Mails aus Unterhaching bekommen.
Mir geht es nur darum, den Finger in die Wunde zu legen. Wenn man von der TV-Vermarktung ungefähr ein Zehntel dessen erhält, was ein Zweitligist bekommt, ist die Kluft einfach viel zu groß. Das verleitet viele Vereine zu Harakiri, um an die großen Töpfe zu kommen. Es könnte doch Modelle geben, dass ein Verein mehr Geld bekommt, wenn er Nachwuchsspieler wirklich einsetzt. Es heißt immer, die Dritte Liga sei eine Ausbildungsliga. Ich sehe aber viel zu wenig Nachwuchsspieler auf dem Platz.

Der DFB kritisierte auf AZ-Anfrage dagegen ein "Wettrüsten in die Spielerkader".
Auch das ist eine Wahrheit. Das ändert aber nichts daran, dass ein Zehntel zu wenig ist. Wenn man es im deutschen Fußball für richtig hält, dass ein Verhältnis von einer Million zu zehn bis zwölf Millionen Euro in Ordnung ist, dann ist das auch eine Meinung. Ich sehe es halt anders. Vielleicht findet ein Umdenken statt, wenn die roten Zahlen in der dritten Liga immer größer werden. Warum wird in teure Spieler investiert? Weil alle rausmüssen.

Drei Jahre als Spieler beim TSV 1860: Manni Schwabl (li.) in einem Bundesliga-Spiel gegen den SC Freiburg.

Drei Jahre als Spieler beim TSV 1860: Manni Schwabl (li.) in einem Bundesliga-Spiel gegen den SC Freiburg.

TSV 1860 gegen Haching: " Was gibt es Geileres?"

Dabei steigt heute das S-Bahn-Derby.
Was gibt es Geileres?

Sechzig fände ein ausgebautes Grünwalder geil. Es gab mal einen Schwabl-Plan.
Damals, zwischen 1999 und 2000, war der Plan, dass das Stadion für 30 000 Zuschauer bundesligatauglich umgebaut wird. Laut einer Machbarkeitsstudie wäre es damals möglich gewesen. Doch dann wurde die WM 2006 nach Deutschland vergeben. Da war mir klar, dass in München ein großes und gemeinsames neues Stadion kommt.

Und sie gehen heute Abend emotionsfrei ins Grünwalder?
Nein. Im Grünwalder kommen immer Erinnerungen hoch. Ich habe vor Kurzem mit Thomas Miller telefoniert. Die Geschichte darf man eigentlich gar niemandem erzählen. Einmal sind wir bei einem Bundesligaspiel raus und haben abgemacht, wer die erste Gelbe Karte bekommt, hat die Wette gewonnen. Kurz nach Spielbeginn habe ich die Gelbe Karte gesehen und nach 25 Minuten bin ich mit Gelb-Rot auf der Tribüne gesessen. Wir haben zwar gewonnen, aber da war der Werner Lorant ganz schön sauer (lacht).

Manfred "Manni" Schwabl spielte unter anderem für den FC Bayern, den 1. FC Nürnberg und den TSV 1860 (von 1994 bis 1997). Mit den Bayern wurde Schwabl drei Mal Deutscher Meister (1985, 1986 und 1990), er bestritt vier Länderspiele für Deutschland. Seit 2012 ist der heute 52-Jährige Präsident der Spielvereinigung Unterhaching.

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