"Trainer, wollen wir jetzt wirklich trainieren?"

TSV 1860: Corona-Krise lässt auch die Löwen-Profis nicht kalt


Michael Köllner (vorne), Cheftrainer des TSV 1860

Michael Köllner (vorne), Cheftrainer des TSV 1860

Von Julian Huter

Das Coronavirus trifft auch den TSV 1860 München, die Spieltage 28 und 29 in der 3. Liga sind abgesagt. Trainer Michael Köllner will normal trainieren, doch seine Spieler stimmen ihn um.

München - Vor einer Woche war beim TSV 1860 noch alles im Lot - naja, nicht alles. Der Bus der Sechzger hatte eine Reifenpanne und die Löwen mussten sich mit der Heimfahrt aus Jena noch etwas gedulden. Dafür hatten die Giesinger Zeit, den souveränen 3:0-Auswärtserfolg in der Kabine zu feiern. Daran, dass das Coronavirus schon bald den kompletten deutschen Fußball lähmen würde, dachte damals noch niemand.

"In Jena haben wir nach dem Sieg noch gefeiert und dann kommst du Heim und das Coronavirus war schon irgendwo ein Thema, aber gefühlt weit weg. Dann merkst du, dass sich die Dinge in den nächsten Tagen immer mehr zuspitzen. Auf einmal kommt dann am Mittwoch die Absage in der 3. Liga", berichtete 1860-Trainer Michael Köllner am Samstag in der BR-Sendung "Heute im Stadion".

TSV 1860: Köllner wollte Normalität ausstrahlen

Doch am Freitagmittag wollte Übungsleiter wie gewohnt das Training an der Grünwalder Straße abhalten. Er wollte Normalität ausstrahlen, um Angst und Panik nicht noch weiter zu schüren. Fußballer seien schließlich auch Vorbilder für die Gesellschaft. Doch der 50-Jährige merkte schnell, dass sich an diesem Tag etwas an der Gefühlslage der Mannschaft verändert hatte: "Die Spieler kamen zum Training und sie waren ein bisschen durch den Wind - das war für mich ein alarmierendes Zeichen", so Köllner.

Der gebürtige Oberpfälzer bat seine Profis trotzdem erstmal in die Kabine und wollte erst eine kleine Ansprache halten und dann mit der Videoanalyse beginnen. "Dann aber haben die Spieler auf die Bremse getreten und sagten: 'Trainer, wollen wir jetzt wirklich trainieren?'", beschreibt der Coach die Situation.

Köllner lenkte sofort ein und schickte seine Schützlinge nach Hause: "Das war dann das Vernünftigste. Ich habe gesagt: Jeder läuft für sich zu Hause. Wir warten die Entwicklung ab und schauen was am Montag beim DFB passiert", meinte Köllner. Am Montag berät der DFB in Frankfurt mit Vertretern der 20 Vereine über das weitere Vorgehen in der 3. Liga.

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