Ex-Keeper der Löwen

Torwart-Legende Gabor Kiraly: "1860 gehört in die 1. Liga"


Gabor Kiraly: "Die zwölf Jahre in Deutschland waren für mich und meine Familie eine super Erfahrung. Wir kommen immer gerne zurück."

Gabor Kiraly: "Die zwölf Jahre in Deutschland waren für mich und meine Familie eine super Erfahrung. Wir kommen immer gerne zurück."

Von Guido Verstegen / Online

Der frühere 1860-Keeper Gabor Kiraly im Gespräch mit dem "Straubinger Tagblatt": Der 42-Jährige spricht über seine Verbindung zu Deutschland, über die Löwen und über seinen Sohn Matyas, der ebenfalls ein talentierter Torhüter ist.

München/Straubing - Welcher Fußball-Fan kennt sie nicht - Gabor Kiraly und seine graue Schlabberhose? Jahrelang hat der ungarische Torhüter damit in der Bundesliga für Aufsehen gesorgt. Am Sonntag war der Kult-Keeper zu Gast in Straubing und stellte im Fitnessstudio Vitadrom ein spezielles Training mit D-Bands vor.

Herr Kiraly, was hat Sie denn nach Straubing verschlagen?
GABOR KIRALY: Wir haben ein Torwart-D-Bands-Seminar gemacht. Wir finden, das ist sehr wichtig für die Torhüter, gerade in der Ausbildung. Mit diesen D-Bands kann man bessere Leistungen erzielen.

Anfang Januar nahmen Sie an einem Hallenturnier in Berlin teil. Wie oft sind Sie denn noch in Deutschland?
Da es von Ungarn nicht so weit entfernt ist, komme ich gerne nach Deutschland, wenn ich Zeit habe. Aber ich bin Profisportler und spiele immer noch. Das ist in erster Linie meine Aufgabe.

Was verbinden Sie mit Deutschland?
Deutschland bedeutet für mich sehr viel. Berlin war meine erste Station im Ausland, wo ich sieben Jahre lang war. Nach einer Zeit in England bin ich zurückgekommen und hatte fünf wunderbare Jahre in München. Diese zwölf Jahre in Deutschland waren für mich und meine Familie eine super Erfahrung. Wir kommen immer gerne zurück.


Gabor Kiraly (rechts) beim Torwart-Training in Straubing. Foto: Fabian Roßmann

Was fällt Ihnen auf Anhieb ein, wenn Sie an Ihre Zeit in der Bundesliga denken?
Aus zwölf Jahren gibt es natürlich nicht nur eine Geschichte. Es gibt viele Geschichten, die mir in Erinnerung geblieben sind - positive wie negative. Wichtig ist, dass ich von allem etwas gelernt habe. Ich wollte immer dazulernen und will auch in Zukunft lernen. Mir gefällt auch die deutsche Mentalität sehr. Deshalb fühle ich mich hier wie zuhause - aber meine Heimat ist natürlich Ungarn.

Wie sehr verfolgen Sie die Vorgänge beim TSV 1860 noch?
Ich verfolge täglich meine Ex-Vereine. Ich drücke Sechzig die Daumen, dass sie in der 3. Liga bleiben und dann schnell in die 2. und 1. Liga aufsteigen können. 1860 gehört in die 1. Liga, aufgrund der Tradition und der Fans. Manchmal musst du einen Schritt nach hinten machen, damit du mehrere Schritte nach vorne machen kannst. Ich hoffe, bei den Löwen passiert das so.

Mit dem aktuellen 1860-Trainer Daniel Bierofka haben Sie zusammengespielt. Was zeichnet ihn aus und wie bewerten Sie seine Arbeit?
Ich denke, Daniel Bierofka ist der richtige Trainer und die richtige Person für Sechzig. Sein Vater Willi ist auch eine große Legende. Auch Daniel ist ein super Mensch. Er arbeitet für den Verein und weiß, wo sein Herz liegt. Er ist immer positiv, immer ehrgeizig. Die Leute brauchen eine solche Person.


Gabor Kiraly beim Torwart-Training in Straubing. Foto: Fabian Roßmann

Wie bewerten Sie die aktuellen Torhüter bei 1860?
Das sind beide junge Torhüter. Ich denke, sie brauchen Zeit, sind aber auf einem guten Weg. Sie können nun Erfahrung sammeln, damit in der 2. Liga Sechzig einen stabilen jungen Torhüter haben kann.

Sie sind seit 2015 zurück in Ungarn, sind 42 Jahre alt. Denken Sie schon ans Aufhören, oder bereitet Ihnen der Fußball noch zu viel Spaß?
Mein Vertrag läuft im Sommer aus. Ich werde demnächst 43. Ich hätte nie geglaubt, dass ich mit 43 noch im Tor stehe. Natürlich bin ich nicht mehr der Jüngste, aber mein Ehrgeiz und meine Motivation sind noch da. Ich will und ich kann noch arbeiten, aber ich weiß noch nicht wie lange.

Gabor Kiraly: "Das Wichtigste ist Arbeit"

Inwieweit hat sich das Torhüterspiel im Laufe Ihrer Karriere verändert?
Als ich jung war, durfte ich die Rückpässe noch mit den Händen aufnehmen. In den 26 Jahren hat sich viel verändert. Das Torwartspiel ist viel kreativer geworden, es gehört das Spiel mit dem Fuß mehr dazu. Deswegen musst du immer Herausforderungen finden und arbeiten. Von nichts kommt nichts.

Was denken Sie ist für einen jungen Torhüter wichtig, um es zum Profi zu schaffen?
Das Wichtigste ist Arbeit. Dazu sollte man versuchen, möglichst viele Situationen zu durchleben und dadurch Erfahrungen zu sammeln, positive wie negative.

Wie viel macht bei einem Torhüter Talent aus, wie viel Einstellung und Mentalität?
Talent ist 20 Prozent, 80 Prozent Arbeit.

Gabor Kiraly: Mein Sohn "hat Talent und Qualität"

Was wollen Sie als Torwart-Trainer gerade jungen Torhütern mit auf den Weg geben?
Ich habe jetzt 877 Spiele im Profibereich absolviert und habe viele Situationen durchlebt, positive wie negative. Das möchte ich den jungen Leuten weitergeben - wenn sie wollen. Aber erst müssen sie zeigen, dass sie ehrgeizig sind. Ich kann helfen und sie unterstützen. Aber ohne Arbeit geht es nicht.

Ihr Sohn Matyas spielt inzwischen auch Fußball und ist Torhüter. Hat er das Zeug zum Profi?
Mein Sohn ist jetzt 14 Jahre alt. Er ist in Deutschland und in England aufgewachsen mit dieser Mentalität. Seine Einstellung ist okay. Er hat Talent und Qualität. Aber er muss noch arbeiten, er ist noch ein Kind. Er muss diesen Fußball erleben und Spaß haben. Wenn er dann professionell denkt, dann kann aus ihm etwas werden. Er ist aktuell U15-Nationaltorwart. Aber das ist nur eine Station und bedeutet gar nichts. Zu meiner Zeit gab es auch so viele Talente und U-Nationalspieler - und im Erwachsenenbereich waren sie keine Profispieler mehr.

Wünschen Sie sich, dass Ihr Sohn auch Profitorhüter wird?
Ich wünsche meinem Sohn das, was er will. Ich unterstütze ihn als Vater und helfe ihm.

Gabor Kiraly: "... dann wäre meine Koordination besser"

Sie sind hier, um das D-Bands-Training weiterzugeben. Was genau kann bringt das den Torhütern?
Mit D-Bands können wir unsere Torhüter verbessern sowie Stabilität, Intensität und Dynamik reinbringen. Dadurch werden die Torhüter besser.

Was hätte Gabor Kiraly erreicht, hätte es zu seiner Jugendzeit schon D-Bands-Training gegeben?
Hundertprozentig wäre meine Koordination besser, vielleicht auch die Körperstabilität. Aber damals war das noch nicht möglich.

Die wichtigste Frage zum Schluss: Ist D-Bands Schlabberhosen-tauglich?
(lacht) Ja, natürlich. Das ist mit jeder Hose geeignet. Auch mit grauer Schlabberhose.

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