AZ-Interview mit Ex-Sechzger

Stefan Aigner: "Ich bin Löwe durch und durch"


1:0-Erfolg im Grünwalder: Das Hinspiel gewinnt Uerdingen um Stefan Aigner (links) gegen den TSV 1860 mit Benjamin Kindsvater (Mitte).

1:0-Erfolg im Grünwalder: Das Hinspiel gewinnt Uerdingen um Stefan Aigner (links) gegen den TSV 1860 mit Benjamin Kindsvater (Mitte).

Von Guido Verstegen / Online

Ex-Sechzger Stefan Aigner spricht in der AZ über die Unruhe in Uerdingen, über Adriano Grimaldi und das Duell mit dem TSV 1860: "Bezweifle, dass wir sie plattmachen."

Stefan Aigner (31) spielte von 2009 bis 2012 und 2016/17 für den TSV 1860. Seit 2018 trägt er das Trikot des KFC Uerdingen, Ligakonkurrent der Sechzger und Gegner am Samstag.

AZ: Guten Tag Herr Aigner, wie läuft es in Uerdingen?
STEFAN AIGNER: Alles in Ordnung bei mir: Privat läuft es sehr gut, ich bekomme im Sommer zum zweiten Mal Nachwuchs. Da gratulieren wir: Herzlichen Glückwunsch! Danke! In sportlicher Hinsicht sind wir ja leider nicht so gut aus der Winterpause gekommen.

Nach dem 0:3 gegen die Würzburger Kickers verloren Sie zuletzt beim SV Meppen mit 2:3 - nach 2:0-Führung. Was ist los mit dem KFC Uerdingen?
Man kann darüber streiten, ob die Führung für uns gerecht war, aber so dürfen wir sie nicht aus der Hand geben. Vorher kriegen wir drei Stück gegen Würzburg und, nimmt man das erste Rückrundenspiel im Dezember noch dazu, vier in Haching (0:4; d. Red.). Jeder meint: Uerdingen mit seinen ganzen Ex-Bundesligaspielern muss alle 3:0, 4:0 weghauen - aber das ist leider nicht die Realität.

Aufstiegstrainer Stefan Krämer musste kürzlich gehen. Nachvollziehbar - oder waren Sie überrascht?
Was heißt überrascht: Ich bin jedenfalls richtig gut mit ihm ausgekommen, er hatte nicht umsonst einen Punkteschnitt mit einer Zwei vor dem Komma. Klar ist es nicht alltäglich, als Dritter den Trainer zu entlassen, aber daran sieht man die Zielsetzung des Vereins: Wir wollen nicht irgendwo im Mittelfeld landen, wir wollen aufsteigen.


Abstieg in die Regionalliga und Abschied vom TSV 1860. Foto: sampics/Augenklick


Aigner: "Es ist noch nichts Dramatisches passiert"

Welchen Eindruck haben Sie denn von Krämers Nachfolger Norbert Meier?
Er hat in den ersten Tagen einen sehr guten Eindruck hinterlassen und ist ein sehr erfahrener Trainer: Er war in Gladbach, Duisburg, Bielefeld - mit Düsseldorf hat er mal den Durchmarsch in die Bundesliga geschafft. Hätte ich auch nichts dagegen. (lacht) Es ist noch nichts Dramatisches passiert, wir sind immer noch Vierter. Aber wenn wir so weitermachen, heißt unser Ziel bald nicht mehr Aufstieg.

Bei bei diesem Unterfangen soll ein Ex-Löwe helfen: Adriano Grimaldi. Eine gute Verstärkung?
Auf alle Fälle. Ich habe die Spiele der Löwen immer geschaut, wenn wir nicht gerade zeitgleich gespielt haben. Er ist ein Typ, der die Bälle abschirmen kann und sehr torgefährlich. So einen hatten wir bisher nicht. Ich habe ihn erst einmal kurz gesehen, er muss ja noch seine Reha machen. Ich hoffe, dass er bald fit wird.

Grimaldi muss sich nach seinem Abschied von vielen enttäuschten Sechzger-Fans den Vorwurf gefallen lassen, dem Ruf des Geldes gefolgt zu sein. Davon können Sie ebenfalls ein Lied singen.
Ich kann und will seinen Wechsel nicht beurteilen, da ich keine Hintergründe kenne. Zu mir kann ich nur sagen: Jeder weiß, dass es mein Traum war, mit 1860 in der Bundesliga zu spielen. Dafür bin ich gekommen, obwohl ich in Frankfurt bei einem Erstligisten noch einen Vertrag hatte. Dass der Schuss nach hinten losging, ist ja bekannt. Ich habe damals gesagt, dass ich mit Sechzig auch in der Dritten Liga spielen könnte. Man darf aber nicht vergessen, als es dann in die Regionalliga ging, dass der Fußball mein Beruf ist. Nach meiner Zeit in den USA habe ich im letzten Sommer mit Daniel Bierofka gesprochen, aber da waren alle Positionen schon besetzt. Dann bin ich in Uerdingen gelandet. Auch, wenn andere etwas anderes denken: Ich bin immer noch ein Löwe durch und durch.

Aigner: "Bei Uerdingen ist es ein bisschen ruhiger"

Hasan Ismaik bei 1860, Michail Ponomarev beim KFC Uerdingen - beide Klubs haben Investoren, deren Einfluss im Fußball umstritten ist. Wie denken Sie als Spieler darüber?
Fußball ist kein Wunschkonzert. Welchen Verein gibt es in der Ersten oder Zweiten Liga, der keine großen Sponsoren oder Investoren hat? Ich kann nur sagen: Herr Ponomarev ist total fußballverrückt, im positiven Sinn. Er engagiert sich total für den Verein, schaut sich selbst Trainings und Freundschaftsspiele an und ist mit Herzblut dabei. Bei Uerdingen ist es einfach ein bisschen ruhiger. Für einen Spieler ist es immer besser und angenehmer, wenn Ruhe im Verein herrscht. Mehr will ich dazu nicht sagen.

Sprechen wir wieder über das sportliche Duell: Am Samstag treffen Sie in Duisburg auf Ihren Ex-Klub. Wie stehen die Vorzeichen?
Wir hatten beim 1:0 im Hinspiel ehrlich gesagt viel Glück, 1860 war besser. Ich bezweifle, dass wir die Löwen jetzt plattmachen. Sie sind für mich nach wie vor viel zu gut für einen Abstiegskandidaten. Wenn wir unsere Leistung abrufen, haben wir gute Chancen auf einen Sieg. Aber wenn wir so spielen wie zuletzt, werden wir eine auf den Deckel kriegen.

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