Bilanz mit Makeln

So gut war der Transfersommer des FC Bayern wirklich


Sie können zufrieden sein mit der Ausbeute auf dem Transfermarkt: Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge (l.) und Sportdirektor Hasan Salihamidzic.

Sie können zufrieden sein mit der Ausbeute auf dem Transfermarkt: Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge (l.) und Sportdirektor Hasan Salihamidzic.

Von Michael Schleicher / Online

Das Transferfenster ist zu, der FC Bayern hat einige prominente Spieler verpflichtet. Doch wie stark ist der Kader wirklich? "Um einiges besser aufgestellt als in der Vorsaison", sagt Didi Hamann in der AZ.

München - Für Didi Hamann ist die Sache nach nur drei Partien in der Bundesliga klar: Der FC Bayern hat einen neuen Abwehrboss gefunden - und zwar ihn: Lucas Hernández (23).

Der französische Rekord-Neuzugang von Atlético Madrid habe bereits gezeigt, dass er "der neue Felsen der Defensive, der zentrale Spieler werden kann", sagt Sky-Experte Hamann im Gespräch mit der AZ. Und den brauchen die Bayern ja dringend.

TV-Experte bei Sky: Dietmar Hamann.

TV-Experte bei Sky: Dietmar Hamann.

Hamann: Auch Dreierkette ist möglich

Mats Hummels (30) hat den Klub Richtung Dortmund verlassen, Jérôme Boateng hätten die Bayern am liebsten an Juventus Turin abgegeben. Doch der Transfer scheiterte auf der Zielgeraden. Nach AZ-Informationen wurde Juve den Verteidiger Daniele Rugani (25) entgegen interner Planungen nicht los - deshalb blieb im überfüllten Kader der Italiener doch kein Platz für Boateng. Die Konsequenz: No deal!

Dass Boateng, dem nun auch Ärger vor Gericht droht, Bayern gern verlassen hätte, ist kein Geheimnis. Am Dienstag trainierte er mit einer kleinen Gruppe auf dem Rasenplatz an der Säbener Straße. Irgendwie muss es ja weitergehen. In der Abwehr hält Hamann auch eine Dreierkette für möglich, Niklas Süle ist aus Sicht des Sky-Experten nicht unantastbar: "Süle wurde sehr gehypt, aber da muss man abwarten. Er hat immer zusammen mit Jérôme Boateng oder Mats Hummels gespielt - und davon profitiert."

Die Transferbilanz des FC Bayern

Insgesamt sieht Hamann den Kader der Münchner "um einiges besser aufgestellt als in der Vorsaison", wie er erklärt: "Bis auf Hummels hat ja kein Stammspieler den Klub verlassen. Und mit Philippe Coutinho, Ivan Perisic und Co. sind Klassespieler gekommen."

143,5 Millionen Euro investierte Bayern in Hernández (80 Mio.), Pavard (35), Michaël Cuisance (12), Fiete Arp (3), Coutinho (8,5 Mio. Leihgebühr) und Perisic (5 Mio. Leihgebühr), 54 Millionen nahm der Klub auf der anderen Seite durch die Abgänge von Hummels (30,5 Mio.), Renato Sanches (20), Marco Friedl (3,5), Rafinha, Franck Ribéry (beide ablösefrei), Arjen Robben (Karriereende) sowie James Rodríguez (Leihende) ein. Macht ein Minus von 89,5 Millionen Euro.

Hamann gibt Bayerns Transferplanern, Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und Sportdirektor Hasan Salihamidzic, trotz der finanziellen Negativbilanz eine "absolut gute Note, mindestens eine Zwei plus". Meisterschaftskonkurrent Borussia Dortmund habe seine Verpflichtungen zwar früher perfekt gemacht, "aber jetzt auch 1:3 bei Union Berlin verloren", so Hamann: "Es ist generell besser, den Kader am Anfang der Vorbereitung zusammen zu haben, aber der 2. September ist der Tag der Wahrheit. Und Bayern hat mit den späten Transfers sehr gut reagiert."

Transfersommer: Nicht alles lief ideal

Bayern-Stürmer Robert Lewandowski hat keinen echten Backup.

Bayern-Stürmer Robert Lewandowski hat keinen echten Backup.

Zweifellos - die Qualität im Aufgebot und die Wechselmöglichkeiten für Trainer Niko Kovac haben sich durch die Verpflichtungen von Coutinho, Perisic und Cuisance deutlich erhöht. Doch es gibt auch kleine Makel im Kader.

Nachwuchsstürmer Arp etwa hat bislang nicht bewiesen, dass er eine Alternative zu Superstar Robert Lewandowski sein kann. Falls sich der Pole einmal verletzten sollte, würde ein Angreifer von internationalem Format fehlen. Mario Mandzukic von Juventus Turin wäre ein solcher gewesen.

Und auch auf der Sechserposition hätte Coach Kovac gern noch Verstärkung hinzugeholt. Doch sowohl Rodrigo (ging von Atlético lieber zu Manchester City) als auch Marc Roca (fiel durchs Bayern-Raster) kamen nicht. Es lief also keineswegs alles ideal in diesem Transfersommer - erst recht nicht beim geplatzten Transfer von Manchester Citys Angreifer Leroy Sané, bei dem die Bayern extrem viel Pech hatten.

Mit Hernández scheint aber in der Abwehr ein echter Kracher gelungen zu sein, das deutet sich bereits an.

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