Deutliche Worte nach Holland-Pleite

Niklas Süle: Der neue Anführer beim DFB und FC Bayern


Niklas Süle geht nach der Niederlage gegen die Niederlande mit dem DFB-Team hart ins Gericht

Niklas Süle geht nach der Niederlage gegen die Niederlande mit dem DFB-Team hart ins Gericht

Von Julian Huter

Die DFB-Elf kassierte eine bittere 2:4-Heimniederlage gegen die Niederlande. Dennoch zeigt Niklas Süle nach dem Spiel, warum er das Zeug dazu hat, der neue Anführer beim FC Bayern und in der Nationalmannschaft zu werden.

München - Niklas Süle ist ein hervorragender Innenverteidiger, das ist unumstritten. Der 24-Jährige geht voran - nicht nur auf, auch neben dem Platz. Bei der 2:4-Niederlage gegen die Niederlande unterliefen auch dem Bayern-Verteidiger individuelle Fehler, zum Beispiel verlor er das entscheidende Duell vor dem 1:2 gegen van Dijk. Doch anstatt wortlos und frustriert im Mannschaftsbus zu verschwinden, stellte er sich den Fragen der Reporter - und ging schonungslos mit seiner Mannschaft ins Gericht.

"So wenig Ballbesitz, wie wir hatten - das kann nicht unser Anspruch sein. Das müssen wir analysieren, denn das war ein ganz schwaches Spiel von uns", erklärt Süle nach Abpfiff. Er redet die Leistung nicht schön, lobt den Gegner nicht in den Himmel. "Schon die erste Hälfte war nicht so gut, wie wir uns das vorgestellt haben", sagt Süle über den ersten Durchgang in dem die DFB-Elf sich immerhin einige gute Chancen herausgespielt hatte. Dass sich ein 24-Jähriger, der gerade erst 21 Länderspiele absolviert hat, traut, den Finger so klar in die Wunde zu legen ist erstaunlich.

Niklas Süle etabliert sich beim FC Bayern schnell

Die deutschen Nationalspieler sind in der Öffentlichkeit nicht unbedingt für ihre Selbstkritik bekannt. Auf Kritik von Reportern reagierten die DFB-Stars in der Vergangenheit oft dünnhäutig. Einer, der in den vergangenen Jahren nach schwachen Leistungen häufiger klare Worte gefunden hat, war Mats Hummels. Süle schickt sich an dessen Nachfolger zu werden, in der Nationalmannschaft und beim FC Bayern. Sportlich ist er, schon seit er zum ersten Mal das Bayern-Trikot überstreifte, auf einem guten Weg.

Als Niklas Süle im Sommer 2017 von der TSG Hoffenheim zum FC Bayern wechselte, galt er als vielversprechendes Talent. Der damals 21-Jährige hatte sich in Hoffenheim bereits als unumstrittener Stammspieler etabliert - 2016 hatte er schon für die A-Nationalmannschaft debütiert. Sein Talent war früh offensichtlich - dennoch wurde der 1,95-Meter-Hühne vor allem als Versprechen für die Zukunft angesehen. Schließlich verfügte der FC Bayern in der Innenverteidigung bereits über das gestandene Weltmeister-Duo Mats Hummels und Jérôme Boateng

Mats Hummels ist weg, Jérôme Boateng spielt keine Rolle

Gut zwei Jahre später hat Hummels den Verein bereits verlassen, Boateng muss meistens mit einem Platz auf der Bank Vorlieb nehmen und wird beim Rekordmeister eher geduldet als geschätzt. Das liegt auch an Süle, der neben 80-Millionen-Mann Lucas Hernández in der Startelf gesezt ist. Bereits in seiner ersten Saison bei den Bayern kam Süle auf 37 Pflichtspieleinsätze, in der vergangenen Spielzeit waren es sogar 43.

Der heute 24-Jährige spielt so gut, dass ihn sogar die Gegner adeln: "Er ist ein fantastischer Verteidiger. Er spielt bei Bayern München, mit ihm habe ich schon einige Duelle ausgefochten", schwärmte Niederlande-Star Virgil van Dijk, Europas Fußballer des Jahres und aktuell wohl der beste Verteidiger der Welt. Er kennt sich also aus. Süles Teamkollege Joshua Kimmich geht sogar noch einen Schritt weiter: "Van Dijk ist eher ein klassischer Verteidiger, rein fußballerisch finde ich Niklas Süle zum Teil besser", sagte Kimmich vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen die "Elftal".

Sportlich hat Süle schon lange das Zeug, um beim FC Bayern der neue Anführer zu werden. Seine Aussagen nach der bitteren Länderspiel-Pleite zeigen Charakter - die zweite wichtige Komponente für Einen, der vorangeht. Einer wie Mats Hummels eben, nur jünger. Vielleicht ist auch das ein Grund, warum die Bayern-Bosse den Weltmeister nach Dortmund abgegeben haben. Der neue Abwehrchef ist bereits gefunden.

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