Rückkehr nach Frankfurt

Kovacs Reise in die Vergangenheit


Erinnerungen an den 20. Mai werden wach: Frankfurts Trainer Niko Kovac hält auf dem Balkon des Römer den DFB-Pokal in den Händen. Die Eintracht hat das Finale gegen den FC Bayern mit 3:1 gewonnen.

Erinnerungen an den 20. Mai werden wach: Frankfurts Trainer Niko Kovac hält auf dem Balkon des Römer den DFB-Pokal in den Händen. Die Eintracht hat das Finale gegen den FC Bayern mit 3:1 gewonnen.

Von Guido Verstegen / Online

Der Coach kehrt zum Abschluss der Hinrunde mit dem FC Bayern zu seinem Ex-Klub Frankfurt zurück. "Das ist eine ganz besondere Verbindung", sagt er. Hölzenbein und Fjörtoft erklären sie in der AZ.

München - Die Szenen sind bis heute unvergessen. Frankfurt im Mai: Der Pokalsieger wird am Römerberg gefeiert. Und bei Niko Kovac, dem scheidenden Trainer, der zum ungeliebten FC Bayern wechselt, kullern die Tränen. "Ja, er geht zu Bayern. Aber er hat uns den Pokal geschenkt. Jetzt kann er auch zu den Bayern gehen", sagt Kevin-Prince Boateng.

Und Kovac ruft den Fans zu: "Ich möchte euch einfach nur sagen: Ihr seid spitze. Dieser Pokalsieg ist letzten Endes ein Geschenk von uns an euch." Ein Abschiedsgeschenk von Kovac. An diesem Samstag (18.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) kehrt der Coach nun zurück nach Frankfurt. ()


Frankfurt gegen FC Bayern: Wichtiges Verfolgerduell

"Das ist eine ganz besondere Verbindung", sagte Kovac, der von der Eintracht zum Mitglied auf Lebenszeit ernannt wurde, "und wenn kurz vor Weihnachten auch noch das Licht angeht, wird es eine tolle Atmosphäre, auf die ich mich riesig freue".

Im August hatte es bereits ein kurzes Wiedersehen gegeben: Bayern gewann den Supercup mit 5:0. Doch auch Kovac weiß, dass das Liga-Duell mehr Spannung und Brisanz verspricht: "Sie sind Fünfter, wir Dritter." Es ist die letzte Partie vor Weihnachten, ein wichtiges Verfolgerduell.

Und für Kovac die Begegnung mit seiner Vergangenheit. "Es wird einen tollen Empfang geben. Kovac ist zum Ende seiner Frankfurter Zeit sehr gelobt worden - und das auch zu recht", sagt Eintracht-Legende Bernd Hölzenbein im Gespräch mit der AZ: "Kovac hat hier alle begeistert mit seinem Charme und seinem menschlichen Umgang. Ich bin mir sicher, dass auch die Fans keinen Groll hegen."

Kovac wieder in Frankfurt: Pfiffe oder Applaus?

Wird es Applaus geben von den Eintracht-Fans? Oder doch Pfiffe? Berechtigt wären Unmutsbekundungen nicht, Kovac hat der Eintracht immerhin den ersten Pokaltriumph nach 30 Jahren sehnsuchtsvollem Warten beschert.

Jan Aage Fjörtoft, der einst für die Eintracht stürmte und den Klub mit einem sensationellen Übersteiger-Tor im Jahr 1999 vor dem Abstieg rettete, glaubt wie Hölzenbein an einem herzlichen Empfang. "Ich denke, dass auch die Zuschauer verstehen, was Bayern für eine große Chance für ihn ist. Und Kovac hat es ja sehr ordentlich gemacht bei Frankfurt: Er hat sein letztes Spiel, das Pokalfinale gegen Bayern, gewonnen", sagt Fjörtoft der AZ. "Es macht es leichter für Kovac, dass Adi Hütter und die Eintracht gerade Erfolg haben."

Das kann man so sagen. Kovac-Nachfolger Hütter, ein 48-jähriger Österreicher, der zuvor die Young Boys Bern zum Meistertitel in der Schweiz geführt hatte, übertrifft in Frankfurt alle Erwartungen. In der Europa League gewann die Eintracht alle sechs Gruppenspiele, in der Bundesliga ist mit Rang fünf erneut die Qualifikation für den Europacup in Reichweite.

"Wir müssen noch einmal an und über die Grenzen gehen, um bestehen zu können", sagte Hütter am Freitag: "Bayern München ist der Favorit, aber wir haben unsere Außenseiterchancen."

Fjörtoft: "Eintracht spielt hervorragenden Fußball"

"Bei Adi Hütter hatten viele diesen Erfolg nicht erwartet, ich auch nicht", sagt Hölzenbein. "Was er bislang erreicht hat, ist eine Sensation." Auch Fjörtoft ist voll des Lobes für den neuen Coach. "Wie Hütter das macht, ist sehr, sehr beeindruckend. Nicht nur, dass er Erfolg hat: Er baut auf dem Kovac-System auf und hat es geschafft, die Mannschaft weiterzuentwickeln. Die Eintracht spielt hervorragenden Fußball."

Hütter sei "ein super Leader, ein sympathischer Typ", erklärt Fjörtoft weiter: "Es war schwierig für ihn, das Kovac-Erbe anzutreten. Aber er hat es gut gemeistert. Hütter und Kovac haben das starke Eintracht-Team zusammen aufgebaut."

Bobic: "Gehen gegen Bayern auf drei Punkte"

Aus Frankfurt ist zu hören, dass die Hütter-Eintracht sogar noch stärker ist als die Kovac-Eintracht - weil der neue Trainer dem Konterfußball weitere Spielelemente hinzugefügt hat. "Niko Kovac hat die Basis gelegt und die Mannschaft entwickelt, Adi Hütter setzt mit seiner Art, Fußball zu denken, jetzt die Spitze drauf", sagte Frankfurts Sportdirektor Fredi Bobic bei "Amazon Music" und kündigte an: "Wir gehen gegen Bayern ganz klar auf drei Punkte, wollen unser Stadion zur Festung machen."

Kann Hütter Kovac überraschen? "Ich freue mich für Niko, dass Bayern die Punkte jetzt wieder holt. Er hat eine Mannschaft übernommen, die im Umbruch ist. Es war nicht leicht für ihn. Viele Spieler haben eine enttäuschende Weltmeisterschaft hinter sich", sagt Fjörtoft.

Die Bayern-Krise auf dem Platz sei nun überwunden, erklärt der norwegische Ex-Stürmer - "bis die Eintracht am Samstag gewinnt". Diesen Gefallen wird Kovac seinem Ex-Klub nicht tun wollen.