Bayern-Boss stichelt gegen Kovac

Karl-Heinz Rummenigge: "Das darf uns nicht wieder passieren"


"Das war auch ein finanzieller Schaden, aber ein noch viel größerer Imageschaden - auch für die Bundesliga", sagt Vorstandsboss Rummenigge (r.) über das CL-Aus der Bayern unter Trainer Kovac.

"Das war auch ein finanzieller Schaden, aber ein noch viel größerer Imageschaden - auch für die Bundesliga", sagt Vorstandsboss Rummenigge (r.) über das CL-Aus der Bayern unter Trainer Kovac.

Von Bernhard Lackner

Karl-Heinz Rummenigge will Niko Kovac erneut keine Jobgarantie erteilen. Das CL-Aus gegen Liverpool darf so "nächstes Jahr nicht wieder passieren". Sein Plan: Xabi Alonso soll irgendwann Coach des FC Bayern werden.

München - Ovid († 17 nach Christus), neben Horaz und Vergil einer der drei großen Poeten der klassischen Epoche Roms, schrieb in seinen "Epistolae" die Worte "Gutta cavat lapidem" - steter Tropfen höhlt den Stein.

Nun, Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, der gerne Floskeln wie "Am Ende des Tages" oder "Klipp und klar" strapaziert, steht sicher nicht im Verdacht, ein großer Dichter zu sein, aber er ist ein Stratege. Ein Mann, der weiß - und es auch gewohnt ist -, seine Ziele zu erreichen. Und so lässt der 63-Jährige immer mal wieder steinhöhlende Tropfen ab.

Gegen Bayern-Coach Niko Kovac, der nie die von Rummenigge präferierte Lösung für das Traineramt beim Rekordmeister war. Perspektivdenker Rummenigge wollte einen Konzepttrainer wie Thomas Tuchel an die Säbener Straße locken. Und so gibt Rummenigge vor dem Spiel des FC Bayern beim Tabellenvorletzten 1. FC Nürnberg (hier geht's zum Liveticker) Kovac zum wiederholten Male keine Jobgarantie.

Rummenigge wirkt bei Kovac noch immer skeptisch

"Ich habe das bei Jörg Wontorra auf Sky ganz zielbewusst gesagt: Jeder, der für Bayern arbeitet, mich eingeschlossen, muss hier liefern. Hier herrscht Druck, das ist beim FC Bayern schon immer so gewesen", sagte Rummenigge jetzt erneut in der "Bild am Sonntag".

Damals - immerhin nach der 5:0-Gala der Bayern gegen Borussia Dortmund - wollte Rummenigge eben keine Garantie ausstellen, dass Kovac noch lange den Platz auf der Bayern-Bank als seinen Stammplatz bezeichnen könnte. Zwar habe Rummenigge "Interesse an Kontinuität, denn wann immer wir die hatten, waren es auch erfolgreiche Zeiten. Und die wünsche ich ihm (Niko Kovac, d. Red)." Doch die Art, wie Rummenigge bewusst formuliert, offenbart die Distanz zu Kovac und die Kühle, mit der er die Arbeit des Trainers verfolgt. Er spricht nicht von "wir und uns", sondern "ihm und er".

Tabellenführung und wohl erneute Meisterschaft hin, Pokalfinale her, Rummenigge kann das nicht wirklich beeindrucken. Anders als bei Präsident Uli Hoeneß, der Kovac letztlich ins Amt gehievt hatte, nachdem sich Tuchel angesichts des Münchner Zauderns für Frankreichs Meister Paris Saint-Germain entschieden hatte, zaubert ihm die Spielweise seiner Bayern selten ein glückseliges Lächeln ins Gesicht. "Ich empfinde deshalb keine Euphorie, weil wir noch nichts gewonnen haben", begründete Rummenigge die Zurückhaltung.

Rummenigge über das frühe Aus: "Das hat uns unheimlich gewurmt"

Er hat nicht vergessen, wie ängstlich seine Bayern beim Achtelfinal-Aus in der Champions League gegen FC Liverpool unter Teammanager Jürgen Klopp (ein weiterer Konzepttrainer) agiert haben. Uninspiriert, fast feige, nicht FC-Bayern-like war der Auftritt. Mia-san-mia-Attitüde? Fehlanzeige. "Das hat uns unheimlich gewurmt. Das war auch ein finanzieller Schaden, aber ein noch viel größerer Imageschaden - auch für die Bundesliga", sagte Rummenigge der "BamS". "Das war eine Delle, die passiert ist. Nächstes Jahr darf sie nicht mehr passieren." Eine klare Drohgebärde Richtung Kovac - wiederholen verboten. Wieder so ein Tropfen, der den Stein höhlt.

Und weil Rummenigge, der zuweilen den wenig schmeichelhaften Spitznamen Killer-Kalle trägt, perspektivisch denkt, bringt er gleich einen Mann für die Trainerzukunft der Bayern ins Spiel: den einstigen Bayern-Star Xabi Alonso. Der spanische Welt- und Europameister hatte von 2014 bis zu seinem Karriereende 2017 seine Millionen in München verdient. Rummenigge adelte den 37-Jährigen als "klügsten und besten Strategen, den ich je bei uns im Mittelfeld gesehen habe". Alonso absolviert zur Zeit seine Trainerausbildung, ab 2020 soll er die U19 bei seinem Ex-Verein Real Madrid übernehmen.

Und dann? Rummenigge: "Meiner Meinung nach müssen wir uns bemühen, dass Alonso irgendwann nach München zurückkehrt." Am Ende des Tages wird der Stein schon gehöhlt sein.

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