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Jupp Heynckes: Robert Lewandowski "hat es verdient, mich zu überflügeln"


Jupp Heynckes schwärmt von Robert Lewandowski.

Jupp Heynckes schwärmt von Robert Lewandowski.

Von Bernhard Lackner

Großes Lob von allerhöchster Stelle! Nachdem er von Robert Lewandowski in der ewigen Torjägerliste überholt worden ist, schwärmt Jupp Heynckes von seinem ehemaligen Spieler. "Er ist in dieser Saison auf seiner Position der beste Spieler der Welt", sagt der Ex-Trainer des FC Bayern.

München - Die einen sprinteten, die anderen liefen locker aus und unterhielten sich. Wenige Minuten nach Spielende absolvierten die Bayern-Profis am späten Mittwochabend im nun menschenleeren Schwarzwald-Stadion ihr Afterwork-Programm, weil es danach mit zwei Bussen (für mehr Schlafkomfort) von Freiburg aus direkt zurück nach München ging.

Dank der beiden Treffer von Debütant Joshua Zirkzee und Serge Gnabry wurde es eine angenehme Nachtruhe, bei einem 1:1 wäre man lediglich Tabellen-Fünfter gewesen, hätte einen weiteren Punkte-Rückschlag verdauen müssen.

Aber so, mit dem 3:1 und Tabellenplatz drei samt Tuchfühlung zur Spitze, konnte sich auch Robert Lewandowski richtig freuen über seinen Treffer zum 1:0, Nummer 19 bereits in dieser Hinrunde, die am Samstag mit dem Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg endet. Da hat der 31-Jährige die Gelegenheit, nachzulegen und zu den 13 Toren mit rechts (davon zwei per Elfmeter), zwei mit links und vier mit dem Kopf noch weitere hinzuzufügen. Außerdem muss der Pole auf dem Weg zu seiner fünften Torjägerkanone seinen Konkurrenten Timo Werner von RB Leipzig (mit 18 ein Treffer weniger) auf Distanz halten, der beim 3:3 der Sachsen in Dortmund zwei BVB-Geschenke annahm. In den vergangenen sieben Ligaspielen traf Werner stets mindestens einmal.

FC Bayern: Heynckes adelt Lewandowski

An den 45 Hinrundentreffern seiner Leipziger war er 24 Mal beteiligt, lieferte sechs Vorlagen. Auf diesem Gebiet hat Lewandowski Nachholbedarf. Durch lediglich zwei Assists kommt er "nur" auf 21 Scorerpunkte. Bedeutender für Lewandowski ist jedoch, dass er mit seinem Tor zum zwischenzeitlichen 1:0 beim SC Freiburg seinen früheren Trainer Jupp Heynckes von Platz drei der Bundesliga-Rekordtorschützenliste verdrängt hat.

221:220 für Lewandowski. Bayerns Triple-Trainer benötigte von 1965 bis 1978 insgesamt 369 Spiele, um 220 Treffer für Hannover 96 und Borussia Mönchengladbach zu erzielen. Lewandowski überholte ihn in nur 306 Spielen für Borussia Dortmund und die Bayern.

Exklusiv in der AZ sagte Heynckes über Lewandowski: "Robert hat über viele Jahre eine imposante Torquote erreicht und war mehrmaliger Torschützenkönig. Er ist in dieser Saison auf seiner Position der beste Spieler der Welt und hat es verdient, mich in der ewigen Torschützenliste zu überflügeln." Bei Heynckes' viertem Engagement an der Säbener Straße hatte der heute 74-Jährige von Oktober 2017 bis Ende Mai 2018 Lewandowski trainiert.

Gerd Müller bleibt für Robert Lewandowski wohl unerreichbar

Heynckes, der als Rentner auf seinem Anwesen im niederrheinischen Schwalmtal lebt: "Für mich war es ein Privileg, mit solch einem außergewöhnlichen Stürmer zusammengearbeitet zu haben."

Auf Rang zwei, also das nächste Ziel von Lewandowski, rangiert Klaus Fischer, der seine 268 Tore für den TSV 1860, den FC Schalke, den 1. FC Köln und den VfL Bochum erzielte. 48 Treffer bis zum alleinigen Rang zwei - für "Lewy", wie ihn alle rufen, in rund eineinhalb bis zwei Spielzeiten locker machbar. Der Vertrag der bayerischen Lebensversicherung läuft ja noch bis 2023 - die Zeit hätte er also. Die Trefferanzahl von Bayerns Torjägerlegende Gerd Müller, 365 Treffer in 427 Spielen, wird wohl keiner mehr erreichen. Wenn es schon Lewandowski nicht schafft...

Der 16. November 1977: Nationalstürmer Klaus Fischer trifft per Fallrückzieher zum 4:1 gegen die Schweiz ? das Tor des Jahrhunderts.

Der 16. November 1977: Nationalstürmer Klaus Fischer trifft per Fallrückzieher zum 4:1 gegen die Schweiz – das Tor des Jahrhunderts.

Eine andere Bestmarke des "Bombers der Nation" könnte jedoch schon im Mai 2020 fallen. Der Rekord-Torschützenkönig (sieben Kanonen!) kam in der Saison 1971/72 auf 40 Tore, ein lange Zeit für unerreichbar gehaltener Rekord. "Roberts Hinrunde war unglaublich, wie er gespielt hat, wie oft er getroffen hat", schwärmt Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic, "er zeigt sich als ein Leader, ist ein Vollprofi, das zeigt er jeden Tag im Training. Ich bin unheimlich glücklich, dass er bei uns spielt. Er ist für mich im Moment absolut der beste Stürmer der Welt." Unbestritten.