Heute im Pokalfinale

Historisches Double: Der FC Bayern kann die 50 vollmachen


Meister sind die Bayern um Robert Lewandowski, David Alaba und Leon Goretzka (von links) schon, jetzt soll der Pokal folgen. Es wäre der 50. deutsche Titel in der Klubhistorie.

Meister sind die Bayern um Robert Lewandowski, David Alaba und Leon Goretzka (von links) schon, jetzt soll der Pokal folgen. Es wäre der 50. deutsche Titel in der Klubhistorie.

Von Guido Verstegen / Online

30 Meisterschaften stehen für die Bayern schon zu Buche, ein Triumph im DFB-Pokal über Leverkusen wäre der 20. in dem Wettbewerb.

München - Vor 27 Jahren, 1993 also. Da gewann Bayer Vizekusen, pardon, Leverkusen zuletzt einen Titel. Den DFB-Pokal. Einen anderen Titel hat die Werkself auch hierzulande nicht an sich reißen können. Doch - stopp: 1994 wurde man DFB-Hallenpokalsieger und ansonsten sehr oft Zweiter, in der Bundesliga 1997, 1999, 2000 (beste Grüße gehen nach Unterhaching!), 2002 und 2011.

"Etwas in der Hand zu halten, würde uns sehr guttun", sagte Bayers Sportgeschäftsführer Rudi Völler, "wir leiden noch unter der Vergangenheit." Und Kapitän Lars Bender meinte am Freitag, den Pokal auf der Pressekonferenz live, in Farbe und Griffweite vor Augen: "Man lechzt nach einem Titel, man bekommt nicht jedes Jahr die Chance, entsprechend ambitioniert und gierig gehen wir da ran."

Nur: Ob's hilft? Gegen diese Bayern? 2020 gewannen die Münchner 20 ihrer 21 Pflichtspiele (darunter die letzten 16 am Stück - neuer Klubrekord), lediglich RB Leipzig entkam im Februar beim 0:0 einer Niederlage.

Pokalfinale in Berlin: Bayerns Goldene (Titel-)Hochzeit?

Richtig krass wird der Unterschied zwischen Leverkusen und Trophäenhamster FC Bayern, wenn man sich die Titelbilanz der Münchner seit 1993 anschaut: 18 Mal Meister, elf Mal Pokalsieger. Ungleicher könnte das Duell am Samstag im Berliner Olympiastadion (20 Uhr, ARD, Sky und im AZ-Liveticker) nicht sein.

"Die Vorfreude ist groß und wir versuchen, das Double wieder nach München zu holen", sagte Meistertrainer Hansi Flick, der als Spieler schon einmal in Berlin erfolgreich war - ein zweifelhaftes Vergnügen.

Denn Trainer Udo Lattek setzte Flick 1986 beim 5:2 der Bayern gegen den VfB Stuttgart nicht ein. Nun will er nach seiner Premiere als Meistercoach auch den ersten DFB-Pokal einsacken. Und dabei Goldene Hochzeit feiern - nein, nicht mit seiner Frau Silke, die Challenge läuft noch (die beiden sind seit über 30 Jahren verheiratet). Mit seinen Bayern.

Nach der 30. Meisterschaft der Vereinshistorie könnte man den 20. Pokal-Coup sicherstellen. Macht 50 große deutsche Trophäen, all die Supercups und Ligapokale mal außer Acht gelassen. Es steht also an: Bayerns Goldene (Titel-) Hochzeit.

Corona-Pokalfinale: "Das wird eine Lebenserfahrung sein"

Und das mit (viel zu) wenigen Gästen. Ohne Fans. Aufgrund der Corona-Pandemie steigt am Samstag erstmals ein Geister-Pokalfinale mit nur knapp 700 anwesenden Personen (125 pro Klub-Delegation, 50 DFB-Vertreter, 200 Medienschaffende) im weiten Rund der Schüssel Berliner Olympiastadion, die ansonsten 75.000 Fans Platz bietet.

"Das Pokalfinale ist ein Highlight der Saison", meinte Kapitän Manuel Neuer, "auch wenn ich schon öfter hier war, ist es etwas Besonderes. Vor allem da es anders ist in diesem Jahr, leider in einem anderen Ambiente. Das wird eine Lebenserfahrung sein."

Eine stille Nacht, in der die Bayern ihr 13. Double dingfest machen und dann im internen Kreis in ihrem Quartier in Berlin-Mitte, im "Marriott Hotel", feiern wollen. Das Spiel, vom DFB als "Wohnzimmer-Event" bezeichnet, wird in über 160 Ländern live übertragen.

Pokalfinale in Berlin: Erstes vollfarbiges Flutlicht weltweit

Vor drei Wochen nahmen die Bayern ihren Finalrivalen in der Bundesliga mit 4:2 auseinander. Andererseits ist Bayer die einzige Mannschaft neben Borussia Mönchengladbach, die den Meister in dieser Saison bezwingen konnte: Im Dezember setzte es in einem der ersten Heimspiele unter der Leitung von Flick zu Hause ein 1:2. "Die Mannschaft hat sich seitdem entwickelt", wehrte Flick Vergleiche ab, "in der Defensive stehen wir besser."

Die abgespeckte und Corona-konforme Siegerehrung wird von DFB-Präsident Fritz Keller und Generalsekretär Friedrich Curtius durchgeführt. Ohne Shakehands. Der Goldpokal als "Take-away", ein Double "to go". Ein wenig feierlich wird's trotzdem: Vom Dach regnet es wie sonst auch goldenes Lametta.

Für einen echten Hingucker soll das erste vollfarbige Flutlicht weltweit sorgen, per LED-Licht wird eine optische Show präsentiert, die als Weltpremiere gilt. Wäre für die goldene "50" der Bayern doch ganz würdevoll.

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