Der Unantastbare

Gnabry hat bei Löw den Status von Müller erreicht


Im Angriff der deutschen Mannschaft gesetzt: Bayern-Star Serge Gnabry.

Im Angriff der deutschen Mannschaft gesetzt: Bayern-Star Serge Gnabry.

Von Tabitha Nagy

Bundestrainer Joachim Löw gibt Bayern-Star Serge Gnabry eine Stammplatzgarantie in der Nationalmannschaft: "Er spielt bei mir immer!" Toni Kroos arbeitet nun wieder Vollzeit.

München - Wenn man so will, wurde die Nationalmannschaftskarriere von Thomas Müller am gestrigen Donnerstag erst offiziell beendet. Und zwar endgültig. Denn es war wohl kein Zufall, dass Bundestrainer Joachim Löw jenen Spieler mit dem typischen Müller-Satz bedachte, der inzwischen im Angriff der DFB-Elf anstelle des im Frühjahr aussortierten Bayern-Stars wirbelt: Serge Gnabry.

Serge Gnabry: Unantastbar in der Nationalmannschaft

"Serge Gnabry spielt", sagte Löw über die Aufstellung im Klassiker gegen die Niederlande - und dann fügte er mit einem Schmunzeln an: "Gnabry spielt bei mir immer! Er hat Tempo, Torgefahr und ist für den Gegner schwer zu greifen."

Es waren besondere Sätze, solche, die man vom Bundestrainer in dieser Unwiderruflichkeit selten vernimmt. Und die man zuvor eben immer mit Thomas Müller in Verbindung gebracht hat.

"Müller spielt bei mir immer!", sagte einst Bayern-Trainer Louis van Gaal, als Weltmeister Müller noch am Anfang seiner großartigen Karriere stand. Es war ein psychologischer Zug von van Gaal, um den jungen Bayern-Burschen zu stärken, auch innerhalb des Teams.

Für Löw unverzichtbar: Serge Gnabry und Toni Kroos

Löw darf man nun ähnliche Motive unterstellen. Am vergangenen Wochenende saß Gnabry im Bundesliga-Spiel der Bayern gegen Mainz leicht angeschlagen nur auf der Bank, Neuzugang Ivan Perisic spielte für ihn. Insgesamt verlief der Saisonstart nicht berauschend für Gnabry, den sensiblen Außenstürmer. Also kommt just in dieser Phase der Vertrauensbeweis von Löw, Gnabrys Ernennung zum Unantastbaren. Dieses Fingerspitzengefühl zeichnet Toptrainer aus.

Gegen die Niederländer kann's Gnabry sowieso. Im Quali-Hinspiel im März zeigte der Bayern-Angreifer an der Seite von Leroy Sané eine Weltklasse-Leistung, schoss das Tor zum zwischenzeitlichen 2:0. Gnabrys Bilanz nach nun acht Länderspielen unter Löw: sieben Tore, zwei Vorlagen. Klar, dass der Bundestrainer auf einen solchen Spieler nicht verzichten kann.

Joachim Löws Regisseur: Toni Kroos.

Joachim Löws Regisseur: Toni Kroos.

Das gilt auch für einen anderen Unantastbaren dieser Mannschaft, für Toni Kroos. Der Regisseur von Real Madrid wurde von Löw seit der WM 2018 immer wieder geschont und nur zu den wichtigsten Länderspielen eingeladen. Doch damit ist nun, neun Monate vor der EM, Schluss. "Ich sehe es schon so, dass ich mit Beginn des EM-Jahres und den Spielen jetzt, die gute Gradmesser sind, absolut konstant da sein will und auch muss", sagte Kroos, der wieder von der Teilzeit zur Vollzeit wechselt.

Zurück aus der Sommerpause: Toni Kroos

Er sei am Ende der für seinen Klub Real Madrid so enttäuschenden Vorsaison "ein bisschen müder als sonst" gewesen, gab Kroos zu, "weil es Kraft kostet, aus etwas negativeren Phasen herauszukommen". Außerdem habe er ein paar körperliche Probleme "mitgeschleppt". Die seien durch die längere Sommerpause behoben, Fitness und Motivation sind beim 29-Jährigen zurück.

Ballverteiler Kroos sieht sich noch lange nicht als Auslaufmodell - ganz im Gegenteil. "Wir haben ein paar Spieler mehr, die im Eins-gegen-eins dem Gegner wehtun sollen. Aber diese Spieler musst du auch erst in diese Situationen bringen", sagt Kroos. Es seien "vielleicht ein paar Pässe weniger bis vors Tor", aber die Torvorbereitung gehe weiter "nur über Ballbesitz". Klar ist aber auch: Kroos muss den Ball schneller auf die Stürmer um Gnabry spielen als noch in der Vergangenheit.

"Ich bin bereit, mich anzupassen", sagte Kroos, "ich will ja in erster Linie erfolgreich spielen." Diesen Satz würde Gnabry ganz sicher unterschreiben.

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