Geisterspiele ab 9. Mai?

Freude und Kritik am Re-Start der Bundesliga


Auch der FC Bayern wird ab 9. Mai wohl wieder in der Allianz Arena auflaufen dürfen.

Auch der FC Bayern wird ab 9. Mai wohl wieder in der Allianz Arena auflaufen dürfen.

Von Christina Stelzl

Aktuell scheint alles auf einen Bundesliga-Neustart mit Geisterspielen am 9. Mai rauszulaufen. Für die Klubs ist das eine gute Nachricht - aber es gibt auch viel Gegenwind. "Der Profifußball überschätzt sich."

München - Gerade wird viel über die sogenannte "neue Normalität" gesprochen, an die sich die Menschen laut Politik während der Corona-Krise gewöhnen müssen. Dazu soll ab dem 9. Mai nun auch wieder der Fußball gehören. Das haben der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und sein nordrhein-westfälischer Amtskollege Armin Laschet (CDU) am Montagabend, sekundiert von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), bekannt gegeben.

Die Erleichterung nach dieser Quasi-Entscheidung ist riesig. Überall? Keineswegs. Denn es gibt zunehmend auch kritische Stimmen. In der Politik kommen die vor allem von der größten Oppositionspartei im bayerischen Landtag. "Ich halte den 9. Mai für zu früh, um die Liga wieder starten zu lassen. Wir haben ja immer noch keine flächendeckenden Test-Kapazitäten in wirklich systemrelevanten Berufen", erklärt Max Deisenhofer, sportpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, der AZ.

"Ich halte den 9. Mai für zu früh": Max Deisenhofer (Grüne).

"Ich halte den 9. Mai für zu früh": Max Deisenhofer (Grüne).

Zudem hält der 33-Jährige das Selbstverständnis der Bundesliga-Klubs für problematisch: "Selbst ich als passionierter Sechzger-Fan und Dauerkarteninhaber finde, dass der Profifußball aktuell seine Bedeutung überschätzt." Auch auf Bundesebene sind längst nicht alle mit dem Re-Start einverstanden. Niemand brauche "Brot und Spiele", so SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach auf Twitter.

Ärger droht von der Fanseite

Ärger droht - für viele Liga-Verantwortliche wohl ein wenig überraschend - auch von Fanseite. Im Vorfeld der entscheidenden Corona-Krisensitzung am Donnerstag hat die einflussreiche Fan-Organisation "Unsere Kurve" die Unterstützung des Saison-Neustarts an Bedingungen geknüpft.

"Vereine und Verbände sind herausgefordert, jetzt verbindliche Schritte zur Gesundung des Profifußballs einzuleiten und zu gehen", hieß es am Dienstag in einer Stellungnahme der als gemäßigt geltenden Fan-Gruppierung: "Anders ist eine Akzeptanz für Maßnahmen zur Beendigung der laufenden Saison aus unserer Sicht nicht zu erreichen. Dies setzt voraus, dass der Profifußball anerkennt, dass er nicht erst seit der Corona-Krise krank ist."

Der Gegenwind kommt zur Unzeit. Schließlich hoffen die Chefs der 36 Profiklubs auf den Befreiungsschlag in vielerlei Hinsicht. Wenn es nach den Wünschen der Vereine geht, wird DFL-Boss Christian Seifert als erstes vom Eingang der letzten Rate der Mediengelder in Höhe von rund 300 Millionen Euro berichten - was die drohende Insolvenz für 13 Klubs erst einmal abwenden würde. Noch ist der Fluss der Gelder von Sky, DAZN, Sport1, ARD und ZDF nicht offiziell bestätigt.

Markus Söder unterstützt den Termin für den Re-Start.

Markus Söder unterstützt den Termin für den Re-Start.

Rund 20.000 Corona-Tests für den Profifußball

Der zweite wichtige Punkt wird die Vorlage eines schlüssigen Konzepts für den Neustart sein, wie es von der Politik gefordert wird. Entscheidend ist dabei, dass durch die Ausführung der Spiele keine Gefahren einer Ansteckung bestehen und dass es keinen negativen Effekt für die Allgemeinheit geben wird.

Der Profifußball benötigt etwa 20 000 Corona-Tests für die ausstehenden Begegnungen. Die DFL geht in diesem Zusammenhang von einer deutschlandweiten Testkapazität von mindestens 550 000 pro Woche aus. Die Argumentation ist klar: Angesichts einer Kapazität von mehreren Millionen über mehrere Wochen hinweg sind 20 000 Tests für die restlichen neun Spieltage vertretbar.

Das Robert-Koch-Institut sieht das anders. "Ich denke, man sollte die Tests dort anwenden, wo es medizinisch sinnvoll ist", äußerte Vizepräsident Lars Schaade: "Ich sehe nicht, warum bestimmte Bevölkerungsgruppen routinemäßig gescreent werden sollten." Fortsetzung folgt...

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